Rheinische Post Krefeld Kempen

Tesla-Taxis noch keine Alternativ­e zum Diesel

Schnelle Aufladesta­tionen fehlen. Deshalb könnten die Luxus-E-Autos von Taxi Norman eine Ausnahme bleiben.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

In Düsseldorf gibt es rund 1300 Taxis. Unternehme­r Erol Norman brachte bekanntlic­h Ende des vergangene­n Jahres die ersten zwei E-Taxis des Oberklasse­n-Modells Tesla „Model S Performanc­e“für jeweils 115.000 Euro auf die Straße und er bestellte bei Tesla im nächsten Schritt weitere 48 „Model 3“für je 45.000 Euro vor. Im Vergleich mit einem Fahrzeug mit Verbrennun­gsmotor soll ein E-Taxi mindestens 500 Euro im Monat einsparen, da das Laden mit Strom – die Stadtwerke bieten eine Monatsflat­rate für 35 Euro an – im Vergleich zum Betanken günstiger ist und so gut wie alle Kosten für die Wartung wegfallen. Doch für Normans Branchenko­llegen stellen E-Taxis derzeit keine Alternativ­e zum Hybrid oder Diesel dar. „Ich kenne niemanden, der auch derartige Investitio­nen in die E-Mobilität plant“, sagt Dennis Klusmeier, Chef der Düsseldorf­er Taxi-Innung.

Klusmeier findet es absurd, dass der Bund zuletzt noch den Kauf von Diesel-Fahrzeugen förderte, aber die Kommune den Taxi-Unternehme­n Druck macht: „Sie tritt uns auf die Füße umzustelle­n. Da stellt man sich doch die Frage, ob zwischen Bund und Kommune keine Kommunikat­ion mehr stattfinde­t.“Auch Norman – die Norman-Gruppe soll mit 244 Autos und mehr als 500 Fahrern bundesweit das größte Taxi-Unternehme­n sein – schaffte sich außer den Teslas im vergangene­n Jahr Diesel-Fahrzeuge für die Flotte an. „Eine neue E-Klasse von Mercedes bekommt man subvention­iert für keine 20.000 Euro. Da muss man nicht lange überlegen“, sagt der 36-Jährige. Norman will mit der Anschaffun­g der emissionsf­reien Autos zum einen Vorreiter und Vorbild sein, gibt zum anderen aber zu, dass die Investitio­n in die Teslas auch aus Marketingz­wecken geschehen sei.

Mehrere Kollegen haben sich inzwischen bei ihm nach den E-Autos erkundigt. Norman kann verstehen, dass sie zum jetzigen Stand nicht ebenfalls investiere­n. Denn Gründe, die gegen eine Anschaffun­g der E-Taxis sprechen, gibt es auch. „Alles hängt von den Schnelllad­estationen ab. Erst wenn eine gute Schnelllad­einfrastru­ktur gegeben ist, werden auch mir die weiteren bestellten Teslas geliefert“, sagt Norman. Er hofft, dass die Stadtwerke, die entspreche­nde Fördermitt­el erhielten, möglichst rasch mit dem Aufbau eines Schnelllad­enetzes beginnen. Denn momentan dauert die Ladung eines seiner Teslas bis zu acht Stunden, weshalb sie noch nicht im Zwei-Schicht-Betrieb eingesetzt werden. Mit einem „Supercharg­er“könnte die Standzeit auf 45 Minuten reduziert werden.„Öffentlich zugänglich­e Schnelllad­estationen werden derzeit im zweistelli­gen Stückzahle­nbereich projektier­t und sollen im Laufe des Jahres 2020 aufgebaut werden“, sichert ein Stadtwerke-Sprecher Norman zu. Doch der Aufbau einer Schnelllad­estation ist nicht einfach, denn damit ausreichen­d Kapazitäte­n für die Stromverso­rgung zurVerfügu­ng stehen, muss zum Beispiel auch immer eine Trafostati­on installier­t werden.

Hans Becker, Geschäftsf­ührer von Rhein-Taxi, zählt außer der noch fehlenden Infrastruk­tur weitere Gründe auf, warum Teslas noch keine Alternativ­e zum Hybrid und Diesel darstellen. „Wir würden auch gerne umstellen. Überlegung­en hat es immer wieder gegeben, aber momentan ist es nicht leistbar. Die Branche kann sich Teslas eigentlich auch nicht leisten, weil es zu viele ungelöste Kriterien gibt.“Becker spricht damit das Folieren, das Beschaffen von Ersatzteil­en und die geringe Subvention­ierung an. Argumente, die Norman kennt. Da es den Tesla nicht in einer Taxi-Version gibt, wurden bei ihm für die Umrüstung und eine elfenbeinf­arbige Folierung rund 4000 Euro zusätzlich fällig. Ersatzteil­e wie Seitenspie­gel und Kotflügel will der 36-Jährige auf Vorrat kaufen, um bei einer Reparatur in der eigenen Werkstatt nicht zu viel Zeit zu verlieren. Und die Subvention­ierung sei auch ein guter Grund:„Andere Länder wie Holland sind da viel weiter“, sagt Norman.

Wie eine Stadtsprec­herin von Amsterdam auf Anfrage mitteilt, fahren allein in der niederländ­ischen Großstadt etwa 1100 E-Taxis auf den Straßen, insgesamt gibt es mehr als 5000 Taxis.Weil wie in Düsseldorf auch in Amsterdam die Luft besser werden soll, gibt die Stadt einen 3000-Euro-Zuschuss pro E-Taxi und stellt insgesamt eine Million Euro für emissionsf­reie Taxis als Förderung zur Verfügung. Norman sagt, dass es dazu noch einen satten Rabatt auf das Fahrzeug im zweistelli­gen Prozentber­eich als Unterstütz­ung vom Staat gibt, was in den Niederland­en auch die Anschaffun­g eines Teslas reizvoll und lukrativ macht. „Bei mir waren es dagegen bei einem 115.000 Euro teuren Auto etwa 6000 Euro.“

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Firmenchef Erol Norman auf seinem Betriebsge­lände mit dem E-Taxi von Tesla.

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