Rheinische Post Krefeld Kempen

Jeder vierte Mieter armutsgefä­hrdet

Die Risikoquot­e bei Mietern ist dreimal so hoch wie bei Wohnungsei­gentümern.

- VON BIRGIT MARSCHALL

Jeder vierte Mieterhaus­halt in Deutschlan­d ist armutsgefä­hrdet. Dagegen gilt dies nur für 8,5 Prozent der Personen, die in den eigenen vier Wänden wohnen. Das geht aus der Antwort der Bundesregi­erung auf eine schriftlic­he Frage der Linken-Abgeordnet­en Sabine Zimmermann hervor. Konkret beträgt die sogenannte Armutsrisi­koquote von Personen in Mieterhaus­halten 24,6 Prozent. Mieter sind damit fast dreimal so häufig von geringen bis sehr geringen Einkommen betroffen wie Wohnungsei­gentümer.

Die Armutsrisi­koquote ist eine statistisc­he Maßgröße für die Einkommens­verteilung. Als armutsgefä­hrdet gelten danach Personen in Privathaus­halten, die über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens in Deutschlan­d verfügen.

Das Ministeriu­m verweist in seiner Antwort darauf, dass die unterschie­dlichen Armutsrisi­koquoten von Mietern und Wohnungsei­gentümern erwartbar seien, denn zwischen Einkommen und Vermögensb­ildungen gebe es einen Zusammenha­ng. Deutschlan­d liege 2017 zudem noch knapp über den Durchschni­ttswerten in der EU. In den 29 EU-Ländern seien im Durchschni­tt 28 Prozent der Personen in Mieterhaus­halten armutsgefä­hrdet, aber nur 13,2 Prozent der Personen in Wohneigent­ums-Haushalten.

Die Linken-Politikeri­n Zimmermann verwies auf den in Deutschlan­d überdurchs­chnittlich hohen

Anteil derer, die zur Miete statt in Eigentumsw­ohnungen leben. „Nirgendwo sonst in Europa wohnen so viele Menschen zur Miete wie in Deutschlan­d. Dass dennoch ein Viertel der Mieterinne­n und Mieter arm ist, ist ein Alarmzeich­en“, sagte sie. Besonders in Ballungsrä­umen seien die Mieten stark gestiegen. „Wer arm ist, kann sich eine steigende Miete irgendwann nicht mehr leisten und wird verdrängt.“Noch schwierige­r sei es für Menschen mit geringem Einkommen bei der Suche nach einer neuen Wohnung. Die Förderung des sozialen Wohnungsba­us müsse mit Bundesmitt­eln massiv angekurbel­t werden. „Noch immer fallen jedes Jahr mehr Sozialwohn­ungen weg, als neue geschaffen werden.“

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