Rheinische Post Krefeld Kempen
„Wir sind hier sehr katholisch“
Zwei Männer wollten im Haus des Dombauvereins Xanten heiraten. Der sagte ab.
XANTEN (wer) Ein homosexuelles Paar wirft dem Dombauverein in Xanten Diskriminierung vor. Die beiden Männer hatten im historischen Haus Thomas heiraten wollen und auch schon eine mündliche Zusage erhalten, wie Bräutigam Nick Heuser am Mittwoch unserer Redaktion sagte. Am Dienstag sei er deshalb zum Dombauverein alsVermieter des historischen Gebäudes gegangen, um den Termin schriftlich zu vereinbaren. Aber als der Mitarbeiterin klar geworden sei, dass er keine Frau, sondern einen Mann heiraten wolle, habe sie ihm abgesagt. Das habe sie damit begründet, dass man hier sehr katholisch sei, sagt Heuser.
Heuser berichtete darüber zunächst in einer lokalen Facebook-Gruppe. Dort löste der Fall große Empörung aus. Der Vorstand des Dombauvereins prüfte die Angelegenheit daraufhin am Mittwoch. Man sei ein konservativer Verein, aber stelle sich der Diskussion, sagte der Vorsitzende Hans-Wilhelm Barking unserer Redaktion. Die Mitarbeiterin habe den beiden Männern erklärt, dass eine
Nick Heuser
Trauung in dem historischen Gebäude schwierig werden könne. Er habe sich aber noch einmal mit seinenVorstandskollegen besprochen, und „selbstverständlich“könnten gleichgeschlechtliche Paare im Haus Thomas getraut werden.
Das sei bisher nicht klargestellt gewesen, es habe schlicht keinen vergleichbaren Fall gegeben. Zuvor hatte Xantens Bürgermeister
Thomas Görtz (CDU) deutlich gemacht, dass er vom Dombauverein eine Entscheidung erwarte, die ins 21. Jahrhunderts passe. Die Ehe für alle gibt es in Deutschland seit Oktober 2017. Das Haus Thomas ist eines von fünf Gebäuden, in denen das Xantener Standesamt eine Trauung anbietet. Die Paare müssen aber mit dem Eigentümer des Hauses eine Vereinbarung abschließen.
Der Dombauverein will mit Heuser und dessen Partner nun Kontakt aufnehmen. Er bietet ihnen an, dass sie im September im Haus Thomas heiraten können – so wie es die beiden Männer geplant hatten. Aber dort komme eine Trauung für sie nicht mehr infrage, sagte Heuser: „Es hätte einen sehr bitteren Beigeschmack.“Er und sein Partner schauten sich nach einem anderen Ort um und hätten auch eine Alternative gefunden, Dort freue man sich auf sie, „so wie wir sind“.
„Eine Trauung im Haus Thomas kommt für uns
nicht mehr infrage“
Bräutigam