Rheinische Post Krefeld Kempen
Gewinn von Daimler hat sich halbiert
Das Unternehmen steckt in der Krise. Und nun sollen auch noch Software-Updates wirkungslos sein.
Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) hatte Daimler vor einigen Tagen erst grünes Licht gegeben: Die Softwareupdates für Dieselfahrzeuge führten zu einer deutlichen Verbesserung des Emissionsverhaltens, hieß es. Nun allerdings legen neue Messungen zum Teil sogar das Gegenteil nahe. Das britische Prüfinstitut Emissions Analytics hat im Beisein eines Kamerateams der ZDF-Sendung Frontal 21 Mercedes-Fahrzeuge vor und nach den Software-Updates getestet. Heraus kam, dass die Autos hinterher teilweise sogar mehr giftige Stickoxide in die Luft bliesen als vorher.
Wegen der Abschalteinrichtungen der Abgasreinigung gab es bei Daimler in der Vergangenheit mehrere Rückrufe. Denn das KBA wertete diese in der Motorsteuerung als illegal. Daimler bestreitet das, nimmt Software-Updates aber trotzdem vor. 2017 hatte man eine „freiwillige Servicemaßnahme“für drei Millionen Diesel-Pkw in Europa angekündigt.
Seitdem frisst sich der Diesel-Skandal immer weiter in die Bilanz. Am Mittwoch hat der Stuttgarter Premiumautobauer angekündigt, weitere Kosten von 1,1 bis 1,5 Milliarden Euro einzuplanen. Es gehe um voraussichtliche „zusätzliche Aufwendungen für laufende behördliche und gerichtliche Verfahren und Maßnahmen“in verschiedenen Regionen und Märkten, teilte der Konzern mit. Betroffen seien Mercedes-Benz-Dieselfahrzeuge. Daimler hatte im vergangenen Jahr schon insgesamt rund 1,6 Milliarden Euro für die Folgen des Dieselskandals zurückgestellt.
Damit wird der operative Gewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr bei 5,6 Milliarden Euro liegen und hat sich im Vergleich zum Vorjahr glatt halbiert. Und da sind die neuen Rückstellungen für den Dieselskandal nicht einmal mit eingerechnet. „Es kam unerwartet, dass jetzt nochmal für den Dieselskandal und möglicherweise andere Rechtsstreitigkeiten Rückstellungen gebildet werden“, sagte Branchenanalyst Tim Schuldt von derWertpapierhandelsbank Pareto. Nötig sind diese Rückstellungen offenbar, weil in Ländern wie den USA hohe Strafoder Vergleichszahlungen drohen.
Es ist bereits das dritte Mal seit Antritt des neuen Daimler-Chefs Ola Källenius, dass Daimler seine Gewinnerwartungen zusammenstreichen muss.„Das Unternehmen steckt in einer ganz dicken Krise“, sagt Autoexperte Jürgen Pieper vom privaten Bankhaus Metzler.
Die Krise kommt zur Unzeit, Autobauer wie Daimler müssen schnell auf neue Antriebstechniken umstellen. „Daimler hat den Rückstand in der Elektromobilität gegenüber der Konkurrenz ein bisschen aufgeholt. Nichtsdestotrotz stehen sie immer noch ganz am Anfang der Entwicklung“, sagt Tim Schuldt. 2020 werde in dieser Hinsicht so etwas wie ein Lackmustest. Denn es drohen Strafen für Unternehmen in der Autobranche, deren Flotte im Schnitt zu viel CO2 ausstößt.