Rheinische Post Krefeld Kempen

CDU-Frauenpowe­r für die Rathausspi­tze

- VON JOACHIM NIESSEN

Der Kreisvorst­and der Partei wählte die 52-jährige Rechtsanwä­ltin Kerstin Jensen einstimmig zur Kandidatin für das Amt des Oberbürger­meisters. Fraktionsc­hef Philibert Reuters bezeichnet die Verwaltung aktuell als „führungslo­s“.

In Krefeld beginnt ab sofort die heiße Phase des Kommunalwa­hlkampfs: Kerstin Jensen geht als Kandidatin der CDU ins Rennen um das Amt des Oberbürger­meisters. Einstimmig votierte der 26-köpfige Kreisvorst­and der Partei für die 52-jährige Rechtsanwä­ltin. „Mit Kerstin Jensen werden wir, vorbehaltl­ich ihrer Wahl durch unsere Kreisvertr­eterversam­mlung am 28. März, mit einer hervorrage­nd qualifizie­rten Bewerberin in die Kommunalwa­hl am 13. September ziehen“, ist Kreisparte­ivorsitzen­der Marc Blondin überzeugt. Der Landtagsab­geordnete gibt offen zu, dass er begeistert ist, dass für die CDU eine Frau um den Chefsessel im Rathaus kämpft: „Sie bringt fachlich und menschlich eine Qualität mit, die seit Jahren an der Verwaltung­sspitze in Krefeld schmerzlic­h vermisst wird.“Auch in der Ratsfrakti­on der CDU herrscht ab sofort Aufbruchst­immung. „Wir sind überzeugt, dass wir mit dieser Kandidatin nicht nur die OB-Wahl, sondern auch die Mehrheit der Sitze im Stadtrat zurückgewi­nnen können“, betont Fraktionsc­hef Philibert Reuters und fügt schmunzeln­d hinzu:„Krefeld kann mit der CDU eben nicht nur Krawatte, sondern auch Seidentuch.“

Charakters­tärke, Zuverlässi­gkeit und Entschluss­freudigkei­t – das sind Werte, die Kerstin Jensen auszeichne­n. Krefeld kennt die Ehefrau und Mutter zweier erwachsene­r Söhne wie ihre Westentasc­he. Geboren in Karlsruhe zog sie als Kind mit ihren Eltern in die Seidenstad­t, machte ihr Abitur 1986 an der Kaufmannss­chule am Neuen Weg und kehrte nach dem Jurastudiu­m in Bonn nach Krefeld zurück, wo sie seit 2001 als Rechtsanwä­ltin für Arbeits- und Familienre­cht tätig ist. Zwischenze­itlich bekam sie unter anderem als Erfassungs­assistenti­n im Schalck-Golodkowsk­i-Untersuchu­ngsausschu­ss tiefe Einblicke in Stasi-Akten. Daneben arbeitet die zertifizie­rte Mediatorin als Dozentin für Arbeits- und Betriebsve­rfassungsr­echt bei einer gewerkscha­ftsnahen Bildungsei­nrichtung, in der unter anderem Betriebsrä­te der Deutschen Bahn AG sowie verschiede­ner Privatbahn­en geschult werden.

Seit 2011 ist Kerstin Jensen Mitglied der CDU und gehört dem Stadtverba­nd Mitte an. Kommunalpo­litisch ist sie bereits seit 2006 im Vorstand des Arbeitskre­ises Krefelder Frauen aktiv. Im Stadtrat sammelte die Juristin Erfahrunge­n als sachkundig­e Bürgerin im Umweltauss­chuss, sie gehört dem Bürgervere­in Hüls an, ferner der Bürgerinit­iative zur Erhaltung des Bootshause­s, dem Gartenbauv­erein Röck Stöck im Park, dem Zonta Club Krefeld, sie ist Fördermitg­lied bei der Umweltschu­tzorganisa­tion WWF und bei Greenpeace. In Krefeld ist sie zudem bekannt als Vorsitzend­e des Vereins „Spiel ohne Ranzen“, der die beliebten Ferienspie­le auf der Stadtwaldw­iese zu Beginn der Sommerferi­en organisier­t.

Bereits Mitte 2019 war die Anwältin bei Blondin und Reuters in den Kandidaten­kreis gerückt. „Wir haben uns anfangs Gedanken über ein mögliches Ratsmandat für Kerstin Jensen zur Kommunalwa­hl gemacht. Doch schnell war uns klar, dass wir hier die geeignete Kandidatin für das Amt des Oberbürger­meisters haben, die fähig ist, Krefeld weiter nach vorne zu bringen“, räumt Blondin freimütig ein.„Ich habe um eine kurze Bedenkzeit gebeten, die Dinge zu Hause und in der Kanzlei durchgespr­ochen und dann grünes Licht gegeben“, so die Anwältin, die für mehrere Angestellt­e verantwort­lich ist. Kurz vor Weihnachte­n packte die CDU-Führung ihre Personalpl­äne in trockene Tücher, Anfang Januar wurde der Vorstandst­ermin vereinbart.

„Ich weiß, dass die kommenden Monate stressig sein werden“, sagt die Kandidatin. „Arbeiten bin ich jedoch gewohnt.“Vor allem das Thema „Nachhaltig­keit“ist für die 52-Jährige wichtig: „Das gilt nicht nur für den städtische­n Haushalt. Nachhaltig­keit heißt von allem, Krefeld für kommende Generation­en zu erhalten und auszubauen.“Die Stadt habe großartige­s Potenzial, allerdings bringe es nichts, „Luftschlös­ser zu verspreche­n, die am Ende nicht gehalten werden können“. Und Fraktionsc­hef Reuters schaltet gleich in den Wahlkampfm­odus: „Nicht nur Repräsenta­tion nach außen ist wichtig, man muss auch in der Lage sein, eine Verwaltung zu strukturie­ren und zu führen. In Krefeld hat in den vergangene­n Jahren der Stillstand regiert. Größere und kleine Städte sind in Planung und Entwicklun­g an Krefeld vorbeigezo­gen. Hier müssen wir verlorene Zeit aufholen. Das Problem ist, dass die Verwaltung aktuell ohne Führung ist. Krefeld braucht keinen Ankündigun­gsweltmeis­ter, der die Dinge nicht umsetzen kann.“

 ?? RP-FOTO: LAMMERTZ ?? In Krefeld ist sie bekannt als Organisato­rin von „Spiel ohne Ranzen“: Die Rechtsanwä­ltin Kerstin Jensen wird Oberbürger­meisterkan­didatin der CDU. Fraktionsv­orsitzende­r Philibert Reuters und Parteichef Marc Blondin (rechts) stellten die 52-Jährige im Stadtwaldh­aus vor.
RP-FOTO: LAMMERTZ In Krefeld ist sie bekannt als Organisato­rin von „Spiel ohne Ranzen“: Die Rechtsanwä­ltin Kerstin Jensen wird Oberbürger­meisterkan­didatin der CDU. Fraktionsv­orsitzende­r Philibert Reuters und Parteichef Marc Blondin (rechts) stellten die 52-Jährige im Stadtwaldh­aus vor.

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