Rheinische Post Krefeld Kempen
Kempen: Karneval – ein teurer Spaß
Die Organisatoren von Karnevalsveranstaltungen müssen immer tiefer in die Tasche greifen. Was nicht mit eigenen Kräften umgesetzt werden kann, muss teuer eingekauft werden. Ein Beispiel aus Kempen.
Der Kempener Karnevals-Verein (KKV) ist seit mehr als 100 Jahren eine Institution in der Thomasstadt. Der KKV ist so etwas wie ein Dachverband aller Karnevalsgesellschaften und -vereine. Andernorts gibt es Festausschüsse, die die Großveranstaltungen wie die Karnevalsumzüge an den tollen Tagen organisieren. In Kempen macht dies seit Jahren der KKV. Und der sieht sich – wie die Vereine andernorts auch – zunehmend einer Kostenspirale gegenüber, die kaum noch im Griff zu halten ist. Noch ist die Teilnahme am Kempener Rosenmontagszug für die Aktiven kostenfrei. Fragt sich nur: Wie lange noch? Andernorts müssen die Teilnehmer schon dafür bezahlen.
Heinz Börsch ist seit vielen Jahren als Geschäftsführer und Präsident des KKV im karnevalistischen Geschäft. „Früher war alles günstiger, heute müssen wir unser großes Zelt beim Kostümball schon richtig voll kriegen, um die Kosten decken zu können“, sagt er. Für die beiden Zelte an der Otto-Schott-Straße – hier finden neben dem Kostümball eine Vorabi-Fete der beiden Kempener Gymnasien und die Abschlussparty der Zugteilnehmer nach dem Rosenmontagszug statt – sowie für das Zelt auf dem Buttermarkt – hier wird an Altweiber und am Karnevalssonntag mit einem Frühschoppen gefeiert – muss der KKV insgesamt 32.000 Euro bezahlen. Darin enthalten sind die Kosten für Heizung, Stehtische und Theken. Nicht enthalten sind Kosten für Strom, Müllentsorgung, Bauzäune, Sicherheitsund Sanitätsdienste, Beschallung und Beleuchtung, Toilettenwagen, Versicherungen und Genehmigungen, drei Live-Bands sowie für den Pendelbus, der die Besucher des Kostümballs zum Festzelt an der Otto-Schott-Straße bringt. Auf rund 70.100 Euro belaufen sich die Kosten für die Partys.
Über Eintrittsgelder abgesichert
Die Kosten werden in erster Linie über Einnahmen aus Eintrittsgeldern abgesichert. Für die Partys im Zelt auf dem Buttermarkt fallen sie vergleichsweise gering aus: Drei Euro kostet das Einlassbändchen für die Altweiberfete, der Eintritt zum Frühschoppen am Karnevalssonntag ist sogar frei. Hier läuft viel über den Getränkeumsatz, an dem der KKV beteiligt ist.
Dennoch ist Börsch besorgt, dass Karnevalspartys irgendwann nicht mehr finanzierbar sind. Das gilt vor allem für den Kostümball, den der KKV zum nunmehr 45. Mal veranstaltet. Früher fand der unter dem
Motto „Alle Narren unter einem Hut“in der Köhlerhalle am Kempener Sporthotel statt. Die Narrenparty galt viele Jahre als die größte Veranstaltung ihrer Art am gesamten linken Niederrhein. Die Besucher kamen aus dem gesamten Kreis Viersen, aus den Kreisen Kleve und Wesel sowie aus den Niederlanden. Mehr als 3000 Narren feierten in Spitzenzeiten mit. „Die Tickets waren meistens bereits im Vorverkauf vergriffen, an der Abendkasse gab es dann kaum noch welche“, berichtet Börsch.
Weniger Besucher
Allerdings hat das Interesse in den vergangenen Jahren stark nachgelassen.„Schön wäre ja, wenn wieder 3000 Besucher kämen, denn so viele passen auch in das Großzelt an der Otto-Schott-Straße rein, aber zuletzt waren es gerade mal 2000 Gäste, die wir begrüßen konnten. Da müssen wir die Kosten dann schon ganz anders kalkulieren“, erklärt Börsch.
Große Konkurrenz
Woran es liegt, dass weniger Partygäste kommen? Es gibt inzwischen etliche Konkurrenzveranstaltungen in der Region. „Wir haben zuletzt schon festgestellt, dass weniger Besucher aus dem Umland kamen. Von dem Zeltverleiher, mit dem wir zusammenarbeiten, wissen wir von ähnlichenVeranstaltungen in Strae
len oder auch in Xanten“, berichtet der KKV-Geschäftsführer. Das bedeutet: Ein gleich großer Kuchen muss unter mehrerenVeranstaltern verteilt werden.
Eintrittsgeld leicht erhöht
Aus diesem Grunde hat der KKV das Eintrittsgeld zur Kostümparty in diesem Jahr leicht erhöht. Es muss nun ein Einheitspreis (im Vorverkauf, im Internet und an der Abendkasse) von 15 Euro gezahlt werden. Dieser Preis ist vergleichsweise immer noch günstig.
Kosten für Nebenleistungen
Auch die Kosten für Sicherheitsdienste, für Musikkapellen und
Bands steigen. Für den Sicherheitsdienst muss der KKV bei den Zeltveranstaltungen 7800 Euro für Security zahlen. Das Rote Kreuz erhält für den Sanitätsdienst im Zelt 3400 Euro. Die Miete für die Toilettenwagen kostet 8300 Euro.
Kapellen aus dem Umland
Beim Rosenmontagszug schlagen besonders die Kosten für die zwölf Musikkapellen in Höhe von 11.500 Euro zu Buche. Die Musikgruppen kommen teilweise von weit her – aus dem Ruhrgebiet oder dem Sauerland, weil es an diesem närrischen Hochfest so viele Karnevalszüge im Rheinland gibt, die alle mit Musikkapellen bestückt werden müssen