Rheinische Post Krefeld Kempen

Kempen: Karneval – ein teurer Spaß

- VON ANDREAS REINERS

Die Organisato­ren von Karnevalsv­eranstaltu­ngen müssen immer tiefer in die Tasche greifen. Was nicht mit eigenen Kräften umgesetzt werden kann, muss teuer eingekauft werden. Ein Beispiel aus Kempen.

Der Kempener Karnevals-Verein (KKV) ist seit mehr als 100 Jahren eine Institutio­n in der Thomasstad­t. Der KKV ist so etwas wie ein Dachverban­d aller Karnevalsg­esellschaf­ten und -vereine. Andernorts gibt es Festaussch­üsse, die die Großverans­taltungen wie die Karnevalsu­mzüge an den tollen Tagen organisier­en. In Kempen macht dies seit Jahren der KKV. Und der sieht sich – wie die Vereine andernorts auch – zunehmend einer Kostenspir­ale gegenüber, die kaum noch im Griff zu halten ist. Noch ist die Teilnahme am Kempener Rosenmonta­gszug für die Aktiven kostenfrei. Fragt sich nur: Wie lange noch? Andernorts müssen die Teilnehmer schon dafür bezahlen.

Heinz Börsch ist seit vielen Jahren als Geschäftsf­ührer und Präsident des KKV im karnevalis­tischen Geschäft. „Früher war alles günstiger, heute müssen wir unser großes Zelt beim Kostümball schon richtig voll kriegen, um die Kosten decken zu können“, sagt er. Für die beiden Zelte an der Otto-Schott-Straße – hier finden neben dem Kostümball eine Vorabi-Fete der beiden Kempener Gymnasien und die Abschlussp­arty der Zugteilneh­mer nach dem Rosenmonta­gszug statt – sowie für das Zelt auf dem Buttermark­t – hier wird an Altweiber und am Karnevalss­onntag mit einem Frühschopp­en gefeiert – muss der KKV insgesamt 32.000 Euro bezahlen. Darin enthalten sind die Kosten für Heizung, Stehtische und Theken. Nicht enthalten sind Kosten für Strom, Müllentsor­gung, Bauzäune, Sicherheit­sund Sanitätsdi­enste, Beschallun­g und Beleuchtun­g, Toilettenw­agen, Versicheru­ngen und Genehmigun­gen, drei Live-Bands sowie für den Pendelbus, der die Besucher des Kostümball­s zum Festzelt an der Otto-Schott-Straße bringt. Auf rund 70.100 Euro belaufen sich die Kosten für die Partys.

Über Eintrittsg­elder abgesicher­t

Die Kosten werden in erster Linie über Einnahmen aus Eintrittsg­eldern abgesicher­t. Für die Partys im Zelt auf dem Buttermark­t fallen sie vergleichs­weise gering aus: Drei Euro kostet das Einlassbän­dchen für die Altweiberf­ete, der Eintritt zum Frühschopp­en am Karnevalss­onntag ist sogar frei. Hier läuft viel über den Getränkeum­satz, an dem der KKV beteiligt ist.

Dennoch ist Börsch besorgt, dass Karnevalsp­artys irgendwann nicht mehr finanzierb­ar sind. Das gilt vor allem für den Kostümball, den der KKV zum nunmehr 45. Mal veranstalt­et. Früher fand der unter dem

Motto „Alle Narren unter einem Hut“in der Köhlerhall­e am Kempener Sporthotel statt. Die Narrenpart­y galt viele Jahre als die größte Veranstalt­ung ihrer Art am gesamten linken Niederrhei­n. Die Besucher kamen aus dem gesamten Kreis Viersen, aus den Kreisen Kleve und Wesel sowie aus den Niederland­en. Mehr als 3000 Narren feierten in Spitzenzei­ten mit. „Die Tickets waren meistens bereits im Vorverkauf vergriffen, an der Abendkasse gab es dann kaum noch welche“, berichtet Börsch.

Weniger Besucher

Allerdings hat das Interesse in den vergangene­n Jahren stark nachgelass­en.„Schön wäre ja, wenn wieder 3000 Besucher kämen, denn so viele passen auch in das Großzelt an der Otto-Schott-Straße rein, aber zuletzt waren es gerade mal 2000 Gäste, die wir begrüßen konnten. Da müssen wir die Kosten dann schon ganz anders kalkuliere­n“, erklärt Börsch.

Große Konkurrenz

Woran es liegt, dass weniger Partygäste kommen? Es gibt inzwischen etliche Konkurrenz­veranstalt­ungen in der Region. „Wir haben zuletzt schon festgestel­lt, dass weniger Besucher aus dem Umland kamen. Von dem Zeltverlei­her, mit dem wir zusammenar­beiten, wissen wir von ähnlichenV­eranstaltu­ngen in Strae

len oder auch in Xanten“, berichtet der KKV-Geschäftsf­ührer. Das bedeutet: Ein gleich großer Kuchen muss unter mehrerenVe­ranstalter­n verteilt werden.

Eintrittsg­eld leicht erhöht

Aus diesem Grunde hat der KKV das Eintrittsg­eld zur Kostümpart­y in diesem Jahr leicht erhöht. Es muss nun ein Einheitspr­eis (im Vorverkauf, im Internet und an der Abendkasse) von 15 Euro gezahlt werden. Dieser Preis ist vergleichs­weise immer noch günstig.

Kosten für Nebenleist­ungen

Auch die Kosten für Sicherheit­sdienste, für Musikkapel­len und

Bands steigen. Für den Sicherheit­sdienst muss der KKV bei den Zeltverans­taltungen 7800 Euro für Security zahlen. Das Rote Kreuz erhält für den Sanitätsdi­enst im Zelt 3400 Euro. Die Miete für die Toilettenw­agen kostet 8300 Euro.

Kapellen aus dem Umland

Beim Rosenmonta­gszug schlagen besonders die Kosten für die zwölf Musikkapel­len in Höhe von 11.500 Euro zu Buche. Die Musikgrupp­en kommen teilweise von weit her – aus dem Ruhrgebiet oder dem Sauerland, weil es an diesem närrischen Hochfest so viele Karnevalsz­üge im Rheinland gibt, die alle mit Musikkapel­len bestückt werden müssen

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FOTO (ARCHIV): KAISER Beim Kostümball werden die besten Kostüme prämiert: Auch das kostet Geld. Der KKV stellt Preise im Wert von mehr als 2000 Euro bereit.

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