Rheinische Post Krefeld Kempen

Die Mutter des Brian

Terry Jones, Kopf der Komikertru­ppe Monty Python, ist 77-jährig gestorben.

- VON WOLFRAM GOERTZ

Im fliegenden Zirkus gab es sechs Piloten, die in wildemWech­sel das Steuer übernahmen. Nun ist der Kapitän von Bord gegangen. Er war der Stratege fürs Kino gewesen, der Organisato­r, aber auch der Mann im Cockpit mit dem weitesten Herzen.

Terry Jones, der jetzt im Alter von 77 Jahren in London gestorben ist, hat uns mit der britischen Komikertru­ppe Monty Python, durch ihre Filme und ihre Sketch-Serie„Monty Python’s Flying Circus“zahllose Momente geschenkt, da wir mit Tränen in den Augen vor dem Bildschirm oder im Kino saßen. Zugleich erlebten wir ein neues Sujet, nämlich die Farce ohne Pointe, die Comedy ohne Lacher, die Absurdität ohne höheren Sinn. An allem hatte Terry Jones größten Anteil, weil er die Dinge bei den Pythons stets in größerem Kontext sah.

Jones ist es möglicherw­eise überhaupt zu danken, dass die Gruppe zusammenka­m. Der gebürtige Waliser hatte in Oxford Geschichte und Politik studiert und war dann zur BBC gekommen, wo ihm eine neue Serie angeboten wurde, die das Publikum mit satirische­n und surrealen Szenen konfrontie­rte, die teilweise keinen Zusammenha­ng ergaben. Diese bizarre Show war eine Art Saugnapf für schlaue Köpfe, denen ein ähnliches Klima vorschwebt­e. Um Jones und seinen Freund Michael Palin versammelt­en sich alsbald Eric Idle (der Musiker) sowie John Cleese und Graham Chapman, die beide aus Cambridge dazustieße­n. Und als dann noch der US-Amerikaner Terry Gilliam (der Zeichner) an Bord war, da waren die Pythons geboren.

Jones, der Historiker, hatte weiterhin auch am ernsthafte­n Sujet Gefallen, und das war wichtig für die Entwicklun­g der Truppe. So verantwort­ete er für die BBC eine Fernsehsho­w, die sich mit der britischen Geschichte beschäftig­te („The Complete and Utter History of Britain“). Solche mehrspurig­e Kompetenz war nicht nur für den Kultfilm „Die Ritter der Kokosnuss“von

Belang, sondern auch für Jones’ spätere Aktionsfel­der. So war er Mitautor eines Sachbuchs über Kreuzzüge. Sein Interesse an der Gegenwart wurde nicht geringer, im Gegenteil: Er schrieb liebevoll-aufkläreri­sche, humorvolle Kinderbüch­er, engagierte sich für den Umweltschu­tz und attackiert­e die Irak-Politik der USA.

Mancher fragt sich nun: Wer in den Python-Filmen war denn noch mal dieser Terry Jones? Da er ja häufig Regie führte, konnte er keine tragenden Rollen übernehmen. Doch als Mutter des Brian im „Leben des Brian“und als die Landarbeit­erin, die sich in den „Rittern der Kokosnuss“mit König Arthur streitet, ist er unvergesse­n. Terry Jones, dem Regisseur, ist in „Der Sinn des Lebens“auch die schwarzhum­orige, grandiose Szene zu danken, dass eine Schwangere mit Getöse zum Kreißsaal geschoben wird und dabei fortwähren­d Türen rammt.

Terry Jones hatte in den vergangene­n Jahren arge gesundheit­liche Probleme. 2006 wurde bei ihm Darmkrebs diagnostiz­iert, der operiert werden musste. Zehn Jahre später wurde bei ihm eine Demenzerkr­ankung festgestel­lt, in deren Verlauf er nicht mehr mehr sprechen konnte. Für Jones, der nur so sprudelte, wenn er redete und dachte, war das eine Katastroph­e.

Wir rufen ihm zu: Farewell!

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FOTO: DPA Terry Jones führte Regie bei Monty Python.

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