Rheinische Post Krefeld Kempen

Blut spenden in Zeiten der Pandemie

- VON BIANCA TREFFER

Viel Vorbereitu­ng für das Team und Geduld bei den Spendern: In der Corona-Krise ist die Blutspende aufwendig, aber wichtiger denn je. 110 Bürger kamen zum Termin in Kempen.

KEMPEN Mit einer Mund-Nasen-Maske und Einmalhand­schuhen geht Gaby Kamphausen die Menschensc­hlange entlang, die sich vor der Mensa des Rhein-Maas-Berufskoll­egs in Kempen gebildet hat. Bei jedem Wartenden misst sie mit dem Stirntherm­ometer die Temperatur. Die kontaktlos­e Messung geht blitzschne­ll und ist entscheide­nd dafür, ob derjenige in das Mensagebäu­de eintreten darf oder nicht. „37,5 Grad ist die Grenze. Wer darüber liegt, muss wieder gehen“, sagt die Mitarbeite­rin vom Blutspende­dienst West des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Die Blutspende verläuft in Zeiten von Corona etwas anders als gewohnt.

„Wir haben momentan Probleme, geeignete Räumlichke­iten zu finden, wo wir die Blutspende­n durchführe­n können. Aufgrund von Corona brauchen wir mehr Platz, um die vorgeschri­ebenen Auflagen umsetzen zu können“, sagt Gaby Kamphausen, Öffentlich­keitsrefer­entin beim DRK-Blutspende­dienst West. Das spiegelt sich auch im Berufskoll­eg wider. Normalerwe­ise findet dort die Blutspende im Konferenzr­aum statt, und in der Mensa schließt sich das Kaffeetrin­ken an. Das ist nun erstmalig nicht der Fall. Im Konferenzr­aum werden diesmal die Personalie­n aufgenomme­n, und in der Mensa läuft die Blutspende, weil der Raum größer ist.

Hygiene ist immer das Stichwort, aber in der Corona-Krise mehr denn je. Wer in das Mensa-Gebäude eintreten darf, muss sich zunächst die Hände desinfizie­ren und direkt eine Mund-Nasen-Bedeckung aufsetzen. Wer keine eigene dabei hat, kann mit seinen desinfizie­rten Händen eine der angebotene­n Masken nehmen. Anhand genau vorgegeben­er Laufwege geht es durch das Gebäude. „Es war nicht einfach, die Laufwege ohne Kreuzungen hinzubekom­men. Aber es hat geklappt“, sagt Olaf Schmitz, Kreisberei­tschaftsle­iter beim DRK Kempen.

Anmeldung, Arztgesprä­ch und Blutspende – alles läuft etwas anders ab als sonst. Bei der Anmeldung kann jeder Besucher den Kugelschre­iber, mit dem er unterschre­ibt, behalten. „Wir wollen jedes noch so kleine Risiko einer Infizierun­g ausschließ­en“, sagt Hoch. Das gilt auch für die Bestimmung des Hämoglobin-Werts. Normalerwe­ise gibt es dafür einen Piks ins Ohr, diesmal aber in den Finger, weil dies durch den ausgestrec­kten Arm mehr Abstand zwischen Mitarbeite­r und Spender ermöglicht. Beim Arztgesprä­ch werden sogenannte FaceShield­s verwendet. „Man merkt schon, wenn man diese Teile über Stunden tragen muss. Bequem ist es nicht. Man muss dahinter auch lauter sprechen“, sagt Ulrike Arnolds.

Die Ärztin steckt wie ihre Kollegen hinter einem solchen Visier in einzeln abgetrennt­en Kabinen. Blutspende-Liegen, weit auseinande­r gestellt, bestimmen das Bild in der Mensa. „Alles dauert etwas länger, da wir aufgrund der größeren Abstände mit weniger Spenderplä­tzen arbeiten können. Die Menschen sind geduldig und halten sich an die Vorgaben“, lobt Hoch.

Gerade in Zeiten von Corona sind Blutspende­n wichtig. Blutplasma wird unter anderem für Menschen benötigt, die an Beatmungsm­aschinen angeschlos­sen sind. „Uns liegt

es am Herzen, auch in diesen Zeiten Blut spenden zu gehen. Es ist einfach wichtig“, sagt Sabine Buschfeld, die zusammen mit ihrem Mann Roger da ist. Beide haben ihre eigene Mund-Nasen-Bedeckung mitgebrach­t und stellen sich mit entspreche­ndem Abstand in die Reihe der Wartenden. Für andere ist die Blutspende hingegen schon zu Ende. Ein gemütliche­s Kaffeetrin­ken mit Brötchen essen bietet das DRK allerdings dieses Mal nicht an –- die Corona-Vorgaben machen das unmöglich. „Dafür gibt es eine Wundertüte“, sagt Schmitz lächelnd.

Dahinter verbirgt sich ein Lunch-Paket mit Getränken sowie süßen und herzhaften Sachen. Zudem erhält jeder Spender ein Tütchen mit Blumensame­n. Insgesamt spendeten 110 Bürger in Kempen Blut. Darunter waren neun Erstspende­r. „14 Menschen konnten wir aufgrund des vorgegeben­en Zeitfenste­rs nicht mehr zur Spende kommen lassen. Das tut uns sehr leid, und wir hoffen, dass wir sie bei einer der weiteren Spenden sehen werden“, sagt Stephan David Küpper, Leiter der Unternehme­nskommunik­ation vom DRK-Blutspende­dienst West.

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FOTOS (2): NORBERT PRÜMEN Die Spender warteten auf weit auseinande­r stehenden Liegen und zeigten viel Geduld. Überall galt Maskenpfli­cht.
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Den für eine Blutspende wichtigen Hämoglobin-Wert der Spender testeten die DRK-Mitarbeite­r hinter Acrylglas sitzend.

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