Rheinische Post Krefeld Kempen
Touristiker werben für leere Strände
Die Reisebranche gibt sich vorsichtig und warnt vor einer Pleitewelle.
(rky) Nachdem die Ostersaison komplett weggefallen war, rechnet die Reisebranche auch im Sommer erst mit einer nur langsamen Erholung bei Pauschalreisen rund um das Mittelmeer. Das sagte bei einem Workshop Dirk Inger, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Reiseverbandes (DRV). Die Branche werde aber mit neuen Sicherheitsregeln alles tun, damit die Urlauber keine Sorge hätten vor einem Urlaub in der Fremde und der Anreise per Jet, ergänzte Matthias von Randow, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luftfahrt (BDL).
Inger versuchte, die Branchenkrise positiv zu deuten. Er rechne nach einer Hochlaufphase noch mit einem „nennenswerten Anteil“an Reisen im Sommer. Allerdings würden zunächst nur rund 15 Prozent der Flugkapazität früherer Jahre auf den Markt kommen. Als Ergebnis könnten sich Urlauber auf weniger volle Ziele freuen: „Bei Sehenswürdigkeiten gibt es keinen Andrang und am Strand genügend Platz.“
Die Branchenvertreter warnten vor einer Pleitewelle. 2300 Veranstaltern und mehr als 10.000 Reisebüros würde der Untergang drohen, wenn der Bund nicht schnell ein Hilfsprogramm für nicht rückzahlbare Beihilfen starte „Das, was sich Bundeswirtschaftsminister Altmeier und Finanzminister Scholz leisten, grenzt an einen Akt der unterlassenen Hilfeleistung“, sagte Inger. Die Erholung des Reiseverkehrs werde erst einmal den europäischen Verkehr ankurbeln, doch auch weitere Ziele werden für denkbar gehalten: So sei eine Öffnung der Türkei im Gespräch, auch Flüge nach Übersee könnten im Herbst folgen.
Das Duo stellte ein Paket an Schritten vor, wie die Reisebranche der Pandemie begegnet. Im Reisebüro gibt es keine Getränke mehr, in Jets müssen Mundmasken getragen werden, Busse an den Airports dürfen nicht voll sein. Was fehlt: Eine Regelung, wie erkrankte Reisende im Fall des Falles wieder nach Hause kommen.
Die Gewerkschafts-Chefs Han Busker und Reiner Hoffmann sprechen sich für gemeinsame europäische Anleihen und eine Mindeststeuer für Unternehmen in der Europäischen Union aus.