Rheinische Post Krefeld Kempen
Heimatverein kämpft um das Rathaus
Für den Erhalt des Vorster Rathauses in städtischer Hand hat sich der Heimatverein Vorst mit einem Bürgerantrag stark gemacht. Die Mehrheit der Politiker im Hauptausschuss lehnte diesen Vorschlag aber ab.
VORST Es ist ein außergewöhnlich schönes Haus, das fast 110 Jahre alte Vorster Rathaus an der St. Töniser Straße. Im Dezember 2019 hat der Stadtrat mit zwei Gegenstimmen aus der GUT beschlossen, das Denkmal zu verkaufen, um mit den Einnahmen den Neubau eines gemeinsamen, großen Verwaltungsgebäudes für St. Tönis und Vorst zu finanzieren. Der Heimatverein Vorst will den Verkauf verhindern. Die Mitglieder haben einen Bürgerantrag gestellt und gefordert, dass das Rathaus in städtischer Hand bleibt und öffentlich genutzt werden kann.
„Viele Tönisvorster Vereine suchen Räumlichkeiten“, heißt es in der Begründung zum Antrag, alle bräuchten Versammlung-, Probenund Lagerräume. Dafür sei das Rathaus gut geeignet. Außerdem, schreiben die Antragsteller weiter, handele es sich um ein „Stück Vorster Identität“, ein „historisch wertvolles Denkmal und staatliches Gebäude, das das Ortsbild prägt“. Aber weder diese Argumente noch die Unterschriftenliste, die dem Bürgerantrag beigelegt war, konnten die Politiker im Hauptausschuss davon überzeugen, den Ratsbeschluss vom Dezember zu kippen.
Uwe Leuchtenberg, Bürgermeisterkandidat der SPD, versuchte noch, die anderen Fraktionen und dieVerwaltung umzustimmen.„Wir haben diesen Beschluss im Dezember gefasst, weil nicht bekannt war, dass es andere Interessen an diesem Haus gibt“, sagte der Ratsherr. Man sollte gemeinsam mit den Vorster Vereinen darüber nachdenken, was mit dem Rathaus geschehen könne und wie der Erhalt des Hauses, das seit 1984 unter Denkmalschutz steht, finanziert werden könne.
Dem widersprach die CDU-Fraktion. „Der Beschluss soll aufrecht erhalten bleiben“, sagte Andreas Hamacher, aber im anstehenden Investorenverfahren sollten die Interessen der Vereine eingebracht werden, schlug der CDU-Vertreter vor. Gegen die Stimmen von SPD und GUT beschloss der Hauptausschuss schließlich mit der Mehrheit aus CDU, FDP und UWT (die Grünen konnten krankheitsbedingt keinen Vertreter zur Sitzung entsenden), dass das Vorster Rathaus verkauft werden soll.
Dazu ruft auch die Vorlage der Verwaltung auf, die nochmal darauf hinweist, dass das Gebäude in den kommenden Jahren grundlegend saniert werden müsse. Besonders das Dach und die Dämmung seien problematisch, weshalb das alte Rathaus hohe Energiekosten verursache. „Aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten kann eine sinnvolle Sanierung des Gebäudes durch die
Stadt Tönisvorst nicht durchgeführt werden“, heißt es in der Vorlage. Beispiele aus umliegenden Kommunen hätten aber gezeigt, dass durch den Verkauf von alten Rathäusern an private Investoren der Erhalt der Gebäude gesichert werde und sogar „einen Mehrwert für die Bürgerinnen und Bürger“darstelle.
Wünschenswert wäre es, denn das zweigeschossige Backsteingebäude mit dem Treppengiebel im Renaissance-Stil ist ein besonderes
Haus. Wer das Gebäude betritt, findet sich in einem großzügig gestalteten Treppenhaus wieder, das in den Sitzungssaal führt. Der große Raum mit den Möbeln, die aus der Zeit gefallen zu sein scheinen, ist von drei bleiverglasten Fenstern im Jugendstil geprägt, die dem Saal eine besondere Atmosphäre geben.
1913 wurde das Vorster Rathaus eröffnet, und es gehört bis heute zu den repräsentativsten Gebäuden der Stadt, obwohl es in seiner Geschichte zwei schwere Schläge abbekommen hat. Im Herbst 1940 fegte ein Orkan durch den Ort, der einen großen Teil der Dachziegel mitnahm. In die oberen Geschosse drang Regen ein. Nach dem Regen kam das Feuer: Im September 1942 schlug eine Brandbombe ins Rathaus ein. Und so war das Gebäude nach dem Krieg in keinem guten Zustand, wurde aber nach und nach renoviert und bekam noch einen Anbau mit weiteren Büroräumen und einen großen Parkplatz im Hof.