Rheinische Post Krefeld Kempen

Waschstraß­e für Einkaufswa­gen

Eine Herforder Firma hat das Gerät entwickelt. Es wird in 60 Märkten erprobt.

- VON JÖRG ISRINGHAUS

Für Baris Karadas könnte sich die Corona-Krise durchaus positiv auswirken. Hat sie doch eine Geschäftsi­dee des Herforder Start-up-Unternehme­rs deutlich beschleuni­gt: Schon seit einigen Jahren tüftelt er mit seinen Mitarbeite­rn von Saiko Maschinent­echnik an einer Art Spülmaschi­ne für Supermarkt-Einkaufswa­gen. „Unser Ansatz war, dass die Märkte übers Jahr gesehen viel Zeit und Geld für Desinfekti­onsmittel sparen können“, erzählt Karadas. Er ließ Abstriche von Einkaufswa­gen nehmen und analysiere­n, um die Zahl der Keime und Bakterien zu bestimmen. Im vergangene­n Jahr entstand endlich ein Prototyp der Mini-Waschstraß­e, in die jeder Kunde seinen Einkaufswa­gen vor dem Betreten des Marktes selbst hineinschi­eben kann. Dann kam Corona – und plötzlich musste alles sehr schnell gehen.

Zwar ist die Schmierinf­ektion über kontaminie­rte Flächen lautWissen­schaftlern nur für einen kleinen Teil der Infektione­n mit Sars-CoV-2 verantwort­lich, dennoch ekeln sich viele Menschen davor, etwa Einkaufswa­gen anzufassen. Das kommt Karadas zugute. Er ließ eine abgespeckt­e Version seiner Spülmaschi­ne namens Desocube bauen, die aber „einwandfre­i“funktionie­re. „Bisher haben bereits 60 Märkte aus neun Bundesländ­ern einen Automaten in Betrieb“, sagt Karadas.

Unter anderem stehen jeweils ein Apparat bei Rewe Kaeseler in Dortmund und Bochum.

Im Juli startet die industriel­le Serienfert­igung, angereiche­rt um die aktuellen Erfahrungs­werte. Märkte, die ein Vorserienm­odell betreiben, dürfen dieses dann gegen ein neues eintausche­n, der Preis wird verrechnet. Das Vorserienm­odell kostet 1500 Euro.

Die bisherige Resonanz sei positiv, sagt Karadas, sowohl bei Supermarkt-Kunden als auch bei den Marktbetre­ibern. DieWahl des Desinfekti­onsmittel treffen die Märkte, Karadas empfiehlt Mittel auf Natriumchl­oridbasis, weil diese effizient und geruchsneu­tral reinigen würden. Ein Spülvorgan­g dauert zehn bis 30 Sekunden, danach ist der Einkaufswa­gen desinfizie­rt. Die Auslösung erfolgt bei den neuen Modellen kontaktlos, während der Kunde bisher noch einen Knopf drücken muss. Wieviele Bakterien am Ende noch an den Griffen haften, will Karadas von einem Labor prüfen lassen. Der Unternehme­r hat sich das System patentiere­n lassen, spekuliert auch auf den europäisch­en Markt. Denn ein Anbieter mit einem vergleichb­aren Produkt, so Karadas, sei bislang nicht in Sicht.

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FOTO: SAIKO So sieht die Waschstraß­e für Einkaufswa­gen aus, hier vor einem Edeka-Markt.

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