Rheinische Post Krefeld Kempen

Die Qualität der Liga ist mau

ANALYSE

- VON GIANNI COSTA

Marco Bode kann sich noch an Zeiten erinnern, als auch andere Mannschaft­en als der FC Bayern München Meister in der Bundesliga geworden sind. Das ist allerdings schon eine ganze Weile her. „Ein Freund hat mir gesagt: Meine Kinder kennen noch keinen anderen deutschen Meister als Bayern München“, hat Werder Bremens Aufsichtsr­atsboss im Podcast „NDR2-Bundesliga­show“erzählt. „Ich weiß nicht, ob es gut für Kinder ist, so aufzuwachs­en.“Im Jahr 2012 (!) hat zuletzt Borussia Dortmund den Titel gewonnen – seither haben immer die Bajuwaren triumphier­t. Und vieles spricht dafür, dass dies auch nach dieser kuriosen Saison so sein wird. Es wäre das achte Mal hintereina­nder.

Natürlich haben die Münchner sich jeden einzelnen Titel verdient. Sie haben einfach das beste Gesamtpake­t zu bieten. Durch die besten wirtschaft­lichen Voraussetz­ungen ist es ihnen möglich, die besten sportliche­n Mittel zu haben. Der Abstand wird von Spielzeit zu Spielzeit immer größer, weil die Bayern an den großen Geldtöpfen sitzen und Mittelfeld-Teams einfach nicht mehr mithalten können. Im Prinzip gibt es mittlerwei­le vier Gruppen in der höchsten Spielklass­e: Die Bayern, mit deutlichem Abstand Borussia Dortmund, dann ein großes Feld von Statisten dahinter und noch Mannschaft­en wie Paderborn, die mal etwas mitspielen dürfen und dann auch wieder in die Zweitklass­igkeit rutschen.

Über die volle Distanz von 34 Spieltagen hat der FC Bayern national keinen ernsthafte­n Konkurrent­en. Es ist nicht einmal provokant, wenn man behauptet, dass kaum eine Handvoll Dortmunder ernsthafte Chancen auf einen Einsatz in der Startelf des FCB hätte. Es gibt immer mal wieder Zusammenst­ellungen in einem Kader, die besondere Durchschla­gskraft erzeugen, wie in Mönchengla­dbach die Achse um Marcus Thuram, Breel Embolo und Alessane Plea. Beim FC Bayern würden sie für sich genommen überhaupt keine Rolle spielen.

„Man kann die Schale schon mal Richtung München schicken lassen“, hat Bastian Schweinste­iger unlängst verkündet. Dramatisch weit aus dem Fenster hat er sich damit nicht gelehnt. Was schon auffällt:

Viele in der Liga haben sich längt mit den Kräfteverh­ältnissen abgefunden. Heiko Herrlich merkte neulich an, die Liga sehne sich nach einem anderen Meister. Mit Sehnsuchte­n und Träumen ist das so eine Sache. Die Realitäten sind gleichwohl andere.

Die einzige Herausford­erung für die Bayern ist die Champions League. Dort wiederum geben bisher andere den Ton an, weil das noch viel größere Geld durch Investoren vor allem in England zur Verfügung steht. Und doch könnte in diesem Jahr der Gewinn des Henkelpott­s möglich sein.„Wenn ich die Spielweise mit den anderen vergleiche, hat Bayern München sicher eine Chance“, sagt Schweinste­iger. Noch ist allerdings völlig unklar, ob und wie die Saison in der Königsklas­se weitergeht. Der Plan sieht die Wiederaufn­ahme im August vor – die Bayern hätten dann allerdings vor ihrem Achtelfina­l-Rückspiel gegen den FC Chelsea (Hin: 3:0) über einen Monat Pause gehabt. Die Londoner wiederum hätten wohl nur wenig Spielpraxi­s sammeln können.

Solche Unwägbarke­iten gibt es für die Bayern in der Liga nicht.

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FOTO: DPA Der FC Bayern dominiert die Liga. Auch vor leeren Rängen, wie hier im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt.

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