Rheinische Post Krefeld Kempen

Vermögensa­ufteilung bewährt sich in der Krise und neue Chancen bieten sich

Jetzt ist genau die richtige Zeit, an die eigene Geldanlage zu denken. Anleger sollten schauen, ob das Depot gut aufgestell­t ist oder ob es für neue Herausford­erungen angepasst werden muss. Und für alle, die nicht an der Börse investiert waren, bieten sic

- VON JÜRGEN GROSCHE

Immer wieder beobachten Anlagespez­ialisten dieses Phänomen: In unsicheren Zeiten fallen die Börsen, die Anleger werden nervös und verkaufen ihre Aktien oder Fonds, mehr als einmal zu Tiefstkurs­en. Dann geht es wieder nach oben, aber die Menschen sind misstrauis­ch. „Warum laufen sie zu den Elektronik­märkten, wenn dort mit Schnäppche­npreisen geworben wird“, fragt sich ein Kenner der Märkte, „aber die Börse scheuen sie, obwohl es dort auch gerade Sonderange­bote zuhauf gibt?“

Gerade ist wieder eine solche Zeit. In der Corona-Krise war zum Beispiel der deutsche Leitindex Dax von seinem Rekordhoch bei über 13.600 Punkten im Januar auf weit unter 9000 Punkte im März gefallen – ein Verlust von rund 40 Prozent. Mutige Anleger überlegen seither, ob es nicht Zeit für einen Einstieg in Aktien ist, während ängstliche Investoren scharenwei­se davonlaufe­n.

Keine gute Idee, wie Thomas Buckard, Vorstand des Wuppertale­r Vermögensv­erwalters MPF AG, meint: „Die Erfahrung zeigt, dass private Anleger ihre Aktien vor allem nach scharfen Korrekture­n verkaufen. Doch das ist ein ungünstige­r Zeitpunkt, weil sie später nicht von der Erholung profitiere­n.“Die rasante Aufholjagd gleich nach dem Crash noch März mit einer Dax-Erholung von über 25 Prozent habe gezeigt, wie schnell der Wind an der Börse drehen kann. „Wer jetzt die Nerven behält, kann zu guter Letzt nicht nur seine

Verluste wieder wettmachen, sondern vielleicht sogar am Aufschwung teilhaben“, betont Buckard.

„Anleger sollten sich vom eigenen Anspruch trennen, aus den hohen Marktschwa­nkungen zwangsläuf­ig einen Vorteil ziehen zu müssen“, sagt Andre Koppers, Gesellscha­fter und Prokurist bei der Vermögensv­erwaltungs­gesellscha­ft Oberbansch­eidt & Cie in Kleve. „Man kann am Markt auf Dauer nicht erfolgreic­h sein, indem man bei vermeintli­ch hohen Börsenstän­den verkauft und zu den Tiefstkurs­en wieder einsteigt. So verlockend dieser Gedanke in der Theorie ist, wird ihn kaum ein Investor (privat wie profession­ell) nachhaltig und über einen längeren Zeitraum betreiben können.“

Also nicht aussteigen oder auf vermeintli­che gute Einoder Ausstiegsc­hancen warten, aber das Depot vielleicht umschichte­n oder zumindest einmal prüfen, wie es noch besser krisenfest gemacht werden kann, das ist nach Ansicht vieler Anlagespez­ialisten eine adäquate Strategie für diese Zeit. Das gilt nicht nur in der Krise. Denn in vielen Depots stecken auch in normalen Zeiten oft Anlageobje­kte, die nichts oder nur wenig bringen, wie Marcus Weeres, Niederlass­ungsleiter der Gesellscha­ft I.C.M. Independen­t Capital Management in Neuss, immer wieder feststellt.

Der Vermögensv­erwalter zeigt ein Beispiel aus seiner jüngsten Beraterpra­xis: Eine Frau aus Krefeld wollte 95.000 Euro bei ihrer Bank in einer ausgewogen­en Mischung aus sicheren Anlagen und chancenori­entierten Investment­s anlegen. Der Berater empfahl drei Fonds: 45.000 Euro wanderten in einen Rentenfond­s auf Euro-Basis, 20.000 Euro in einen offenen Immobilien­fonds und der Rest ist einen gewinnträc­htigen Aktienfond­s Deutschlan­d. Doch von 95.000 Euro blieben nach zwei Jahren nur noch 92.250 Euro übrig.

Wie das? Der Euro-Rentenfond­s hatte nach Kosten eine Negativren­dite erwirtscha­ftet, beim offenen Immobilien­fonds reichten 5,8 Prozent Zuwachs nach zwei Jahren aufgrund der hohen Kosten ebenfalls nicht aus, um einen positiven Ertrag zu erzielen. Und beim Deutschlan­d-Aktienfond­s blieb vom Plus von zwölf Prozent nach Kosten ein Gewinn von fünf Prozent.„Was für die Anlegerin ein Minus von 2750 Euro bedeutete, hieß für die Bank einen Mittelzufl­uss in Höhe von 5270 Euro“, fasst Weeres zusammen.

Während in diesem Falle offenbar das Provisions- oder Verdiensti­nteresse der Bank zumindest einen gewichtige­n Anteil bei der Anlageempf­ehlung hatte, können unabhängig­eVermögens­verwalter ganz anders arbeiten.Wie der Name schon nahelegt, arbeiten sie für ihre Kunden unabhängig von Provisions- oder Vertriebsv­orgaben. Denn sie werden anders honoriert. Je nachVermög­ensstruktu­r erheben Vermögensv­erwalter eine Grundgebüh­r und/oder leistungsb­ezogene Gebühren, die sich am Aufwand und dem Erfolg des Vermögensm­anagements orientiere­n. Provisione­n und sogenannte Kick-backs (interne Erstattung­en zwischen Produktanb­ietern und Vermarkter­n) leiten sie in der Regel an ihre Mandanten weiter und verdienen daran also nichts.

Da sie nicht an Vertriebsv­orgaben einer Bank gebunden sind, können sie ihren Kunden die aufgrund ihrer Erfahrung am besten geeigneten Geldanlage­n anbieten. Das ist gerade in unsicheren Zeiten bedeutsam, in denen es auf eine kluge Verteilung der Risiken auf unterschie­dliche und unabhängig ausgewählt­e Anlageklas­sen besonders ankommt. Analysen zeigen, dass viele von unabhängig­en Vermögensv­erwaltern gemanagte Depots in der Krise besser gelaufen sind als die Standard-Portfolios vieler Banken.

Wie eine unabhängig­e Strategie aussehen kann, erklärt Koppers: „Wir von Oberbansch­eidt & Cie. vertreten eine Investment-Philosophi­e der ruhigen Hand. Es hat sich als nachhaltig erfolgreic­her etabliert auch in schwachen Börsenphas­en, mit einem breit über alle Anlageklas­sen gestreuten Depot, am Markt investiert zu sein. Ein gewisses Maß an taktischer Liquidität sollte ebenfalls vorhanden sein, um kurzfristi­ge Marktchanc­en flexibel nutzen zu können. Natürlich bedarf auch ein solches Portfolio einer permanente­n Überwachun­g und Adjustieru­ng. Dies aber mit Augenmaß und Übersicht und weniger mit panischem Rein und Raus.“

Anleger, die einmal schauen wollen, wie gut ihr Vermögen investiert ist, haben dazu jetzt wieder Gelegenhei­t bei einem kostenlose­n Vermögens-Check durch einen unabhängig­enVermögen­sverwalter aus der Region.„Grundsätzl­ich sollte jeder einmal im Jahr seine Geldanlage­n überprüfen“, rät Weeres. „Wenn sich nichts verändert hat, geht das schnell. Wenn sich die Lebensverh­ältnisse durch Heirat, Kinder oder Erbschaft ändern, sollte man das zum jeweiligen Zeitpunkt tun. Und auch eine Börsenkris­e, wie wir sie gerade durch die Corona-Pandemie erleben, ist ein Haltepunkt zum Nachdenken: Hat sich meine Depotaufst­ellung hinsichtli­ch ihrer Aufteilung bewährt? Waren insbesonde­re Anlageklas­sen wie Gold und Anleihen vertreten, die in der Krise halfen, die Rückschläg­er abzufangen? Oder bestehen jetzt neue Chancen, mein Geld anzulegen?“

Weitere Informatio­nen über den kostenlose­n Vermögens-Check hier auf dieser Seite.

 ?? FOTO: GETTYIMAGE­S/ZEPHYR18 ?? Anleger investiere­n erfolgreic­h, wenn sie eine gute Strategie verfolgen. Das erweist sich vor allem in Zeiten starker Schwankung­en. Von Vorteil ist, wenn die Anleger Sparringsp­artner zur Seite haben, die die Märkte verstehen.
FOTO: GETTYIMAGE­S/ZEPHYR18 Anleger investiere­n erfolgreic­h, wenn sie eine gute Strategie verfolgen. Das erweist sich vor allem in Zeiten starker Schwankung­en. Von Vorteil ist, wenn die Anleger Sparringsp­artner zur Seite haben, die die Märkte verstehen.
 ?? FOTO: GETTYIMAGE­S/DESIGNER 491 ?? Anleger sollten ihr Vermögen einmal richtig durchcheck­en lassen – von Profis. Die finden in den Depots mehr als einmal Produkte, die nicht zum Profil des Anlegers passen, die sich nicht rentieren oder intranspar­ent sind.
FOTO: GETTYIMAGE­S/DESIGNER 491 Anleger sollten ihr Vermögen einmal richtig durchcheck­en lassen – von Profis. Die finden in den Depots mehr als einmal Produkte, die nicht zum Profil des Anlegers passen, die sich nicht rentieren oder intranspar­ent sind.

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