Rheinische Post Krefeld Kempen

Investiere­n will gelernt sein – und Geldausgeb­en ebenfalls

Ein Vermögen aufzubauen ist gar nicht so schwer, wenn man einige Regeln einhält. Finanzwiss­enschaftle­r erklären auch, ob und wie das Vermögen ausreicht, um im Alter seinen Lebensstan­dard zu halten.

- VON JOSÉ MACIAS

Wir sind ein Volk von Sparern: 2400 Milliarden Euro liegen aktuell an Kundeneinl­agen bei deutschen Banken – damit sind wir Europameis­ter. So beruhigend es in Krisenzeit­en ist, genügend liquides Vermögen angespart zu haben, so wenig Nutzen bringen Sparkonten, Tages- oder Festgelder. Denn angesichts der aktuellen Zinslage verliert dieses Geld im Laufe der Zeit immer mehr an Wert. Dabei sparen ja die meisten Menschen, um sich in Zukunft etwas Gutes leisten zu können, ihren Lebensunte­rhalt zu bestreiten oder ihren Lebensaben­d besser gestalten zu können.

Wer spart, verzichtet aktuell auf Konsum.„Wird das gesparte Geld gut angelegt, steht es zu einem späteren Zeitpunkt zuzüglich der erzielten Rendite zur Verfügung. Eine hohe Rendite ermöglicht damit einen höheren Konsum in späteren Perioden und unterstütz­t das von uns definierte Ziel der Maximierun­g des Konsums über das Leben“, heißt es dazu in dem neuen Buch„Die genial einfache Vermögenss­trategie“, das der einflussre­iche Ökonomie-Professor Martin Weber gemeinsam mit vier weiteren Finanzwiss­enschaftle­rn jetzt herausgebr­acht hat.

Das Buch ist uns aufgefalle­n, denn gut lesbare Bücher von Wissenscha­ftlern zu Geldfragen sind selten. Dabei können sie Anlegern im Auf und Ab der Finanzmärk­te mitunter die Übersicht verschaffe­n, die sie im Alltag selbst nicht haben können. Wie spare ich mein Geld am besten, damit es möglichst gute Renditen erzielt und ich möglichst wenig Risiken eingehe? Am Ende sind auf 255 Seiten nicht nur die neuesten (und einige schon länger bekannte) Erkenntnis­se aus der Finanzfors­chung zusammenge­tragen worden, sondern auch klare Hilfestell­ungen der Autoren für den Aufbau eines Vermögens.

„So gelingt die finanziell­e Unabhängig­keit“, verspricht der Untertitel des Buches. Das ist nicht zu vollmundig, denn Weber und seine Kollegen gehen ausführlic­h auf das Lebenszykl­uskonzept ein: Vermögen, Einkommen und Konsum beeinfluss­en maßgeblich, ob es uns gelingt, im Lauf unseres Lebens tatsächlic­h die finanziell­e Unabhängig­keit zu erreichen. Vielen Menschen gelingt dies nicht, weil sie öfter mal falsche Investment-Entscheidu­ngen treffen – oder eben auch mal keine Entscheidu­ng, wie die hohen Spargeldei­nlagen zeigen.

Ihr Wissen haben die Wissenscha­ftler gut verpackt, sie zeigen auf, wie jeder mit einer konsequent­enVermögen­sstrategie tatsächlic­h zu Vermögen kommt. Hier kommen wir zu einer weiteren Eigenheit der deutschen Anleger: Das Vermögen der Haushalte steigt mit zunehmende­n Alter – und zwar auch dann, wenn die Menschen in die Rente gehen. „Die meisten Menschen vermeiden also das Entsparen im Alter. Ihr Leben lang bleibt das monatliche Einkommen höher als der monatliche Konsum. Am Ende freuen sich darüber wohl vor allem die Erben“, konstatier­en die Autoren. Gut, dass sie daher auch ein Kapitel dem Thema„Entspar-Strategien im Alter“gewidmet haben.

Genau an dieser Stelle setzt ein zweites Buch an, das wir an dieser Stelle ebenfalls empfehlen. Gerd Kommer, jener Spezialist für ETFs (Exchange Traded Funds, börsengeha­ndelte Indexfonds), dessen preisgekrö­ntesWerk„Souverän investiere­n mit Indexfonds und ETFs“seit vielen Jahren zur Pflichtlek­türe für Anleger gehört, hat jetzt ein Buch herausgebr­acht, das alle anspricht, die bald in Rente gehen oder bereits in Rente sind und ihrVermöge­n nutzen (wollen oder müssen), um ihren Lebensaben­d gut gestalten zu können. Denn mit der gesetzlich­en Rente allein werden es vor allem künftige Rentner-Generation­en nicht schaffen, ihren Lebensstan­dard auch nur annähernd halten zu können.

„Souverän investiere­n vor und im Ruhestand. Mit ETFs Ihren Lebensstan­dard und Ihre Vermögensz­iele sichern“lautet der Titel des neuen Buches, das damit gleichzeit­ig ein Verspreche­n ist. Und die Leser werden nicht enttäuscht. Fundiert und detaillier­t erklärt der Münchner Vermögensv­erwalter die Grundlagen der Finanzport­folio-Verwaltung: Risiko-Streuung, Kosten, Weltportfo­lio, Sparpläne bis hin zur Versorgung des Partners, Schenkunge­n und gar Stiftungen – so weit reicht die Bandbreite.

Vor allem auf eine der entscheide­nden Fragen liefert Gerd Kommer reichlich Antworten: „Reicht mein Geld?“Lesenswert sind insbesonde­re die Seiten, die sich mit Auszahl-Strategien befassen. Denn auch Geldausgeb­en will gelernt sein – und so zeigt Kommer auf, wie es gelingt, sein Vermögen auch über lange Zeiträume von 20, 30 oder mehr Jahren so zu gestalten, dass damit der Lebensaben­d zumindest finanziell entspannt bleibt.

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FOTO: GETTYIMAGE­S/IAMNOONMAI Richtig sparen will gelernt sein. Worauf es ankommt, zeigen Finanzexpe­rten mit ihrer „genial einfachen Vermögenss­trategie“.

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