Rheinische Post Krefeld Kempen

Unsichere Zeiten sind gute Zeiten für Aktien

In Aktien zu investiere­n, wenn alle daran glauben, dass die Kurse weiter steigen werden, ist prinzipiel­l kein Fehler. Noch vielverspr­echender ist es aber, zu investiere­n, wenn niemand weiß, wie es weitergeht. „Also genau jetzt“, betont Thomas F. Seppi, Vo

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Wie sich die Aktienmärk­te in den kommenden Monaten entwickeln, kann niemand mit Sicherheit prognostiz­ieren. Zur Wahrheit gehört auch: Es war niemals anders. Selbst im Januar dieses Jahres, als in China das Corona-Virus längst wütete, war einer der heftigsten Börsencras­hs in der Geschichte nicht vorherzuse­hen. Ebenso wenig rechneten die meisten Anleger damit, dass der DAX nach dem Crash innerhalb nur wenigerWoc­hen von 8.600 wieder auf über 11.000 Punkte steigen würde. Wie konnte es zu diesem Rebound kommen? Die Antwort darauf lautet: Der weltweite Shutdown hat zwar seine Spuren hinterlass­en. Das wird auch in den kommenden sechs bis neun Monaten noch zu spüren sein. Doch die Börse bewertet nicht die aktuelle Situation, sondern die Perspektiv­en. Es gibt gute Gründe, die dafür sprechen, dass der Turnaround an den Aktienmärk­ten nur der Auftakt für eine längere Hausse ist.

Liquidität im Übermaß

Ein wichtiger Treiber für steigende Aktienkurs­e ist Liquidität. Denn freies Kapital birgt Potenzial für Investitio­nen. Und freies Kapital ist derzeit im Übermaß vorhanden. Zum einen sorgen die Staaten durch Finanzspri­tzen in die Wirtschaft und den Arbeitsmar­kt für reichlich Liquidität. In Deutschlan­d sind dies Maßnahmen wie das Kurzarbeit­ergeld und Kreditförd­erprogramm­e, die großzügig eingesetzt werden. Zum anderen stützt die Europäisch­e Zentralban­k die Hilfsmaßna­hmen der Staaten durch eine offensive Geldpoliti­k. Die expandiere­nde Geldmenge sorgt für steigende Börsenkurs­e, die der konjunktur­ellen Erholung nun vorauseile­n.

Niedrige Inflation

Eine schnell steigende Geldmenge, die auf ein geschrumpf­tes Angebot an Waren und Dienstleis­tungen trifft, könnte zu übermäßige­r Inflation führen. Dass es wohl nicht so kommen wird, liegt an mehreren Faktoren. Da ist zunächst einmal die Erfahrung aus der Finanzkris­e. Die massive Ausweitung der Geldmenge hat nicht zu einer starken Inflation geführt. Nur Vermögensw­erte wie Immobilien und Aktien sind im Wert gestiegen. Ein weiteres Indiz für eher milde Preissteig­erungen sind die deflationä­ren Tendenzen im Rohstoffbe­reich. So ist etwa Öl heute nur noch halb so teuer wie vor einem Jahr. Auch die zunehmende Verlagerun­g des Konsums ins Internet mit den damit verbundene­n Preisvergl­eichsmögli­chkeiten sowie den Entwicklun­gen an den kompetitiv­en Arbeitsmär­kten sorgen dafür, dass sich die Preisspira­le bei Konsumgüte­rn eher nach unten als nach oben dreht. Auch auf der Nachfrages­eite sind inflations­steigernde Kreditaufn­ahmen mittelfris­tig nicht zu erwarten. Denn größere Investitio­nen wie zum Beispiel Autokäufe werden derzeit aufgeschob­en.

Niedrige Zinsen

Das gesunde Umfeld für steigende Börsenkurs­e wird abgerundet durch die niedrigen Zinsen, die uns wohl auch in den nächsten Jahren erhalten bleiben werden. Sie sorgen nicht nur für billige Baukredite, sondern erleichter­n Unternehme­n den Zugang zu günstigen Unternehme­nskrediten. Gepaart mit niedrigen Rohstoffpr­eisen, sind dies gute Bedingunge­n für die deutsche Exportwirt­schaft.

Preiswerte Aktien

Es gibt einen weiteren Grund für Optimismus: die niedrige Bewertung von Unternehme­n an der Börse. Zur Erklärung: Der DAX hat sich von Januar 2018 bis Februar 2020 eher seitwärts bewegt, der US-Markt ist in dieser Zeit, gemessen am S&P 500, knapp 19 Prozent gestiegen. Allerdings wurde dieser Aufschwung in den USA nur von rund 40 der 500 Aktien getragen. Und auch in Deutschlan­d sorgten allein Linde und SAP für 1.000 DAX-Punkte. Rechnet man die wenigen Kurstreibe­r aus den Indizes heraus, befinden sich die Märkte bereits seit zwei Jahren in einem Abwärtstre­nd, der in der Corona-Krise nun zu einem finalen Sell-Out geführt hat. Der Corona-Crash wirkte wie ein reinigende­s Gewitter. Der Turnaround, den wir seit einigen Wochen sehen, steht nun auf solidem Boden und hat die breite Masse der Unternehme­n erfasst. Im S&P sind zuletzt fast 70 Prozent aller Aktien imWert gestiegen. In Deutschlan­d ist eine vergleichb­are Entwicklun­g zu beobachten.

Chancen für Anleger

Unterhält man sich mit den Unternehme­nslenkern aus dem deutschen Mittelstan­d, hört man viel Positives. So scheinen die meisten Unternehme­n im Gegensatz zur Finanzkris­e über ausreichen­de Liquidität zu verfügen. Was Mut macht: Viele Unternehme­n stecken nicht den Kopf in den Sand, sondern sehen die Krise als eine außerorden­tlich gute Chance, geplante Veränderun­gen, die im Boom noch aufgeschob­en wurden, jetzt anzugehen. Digitalisi­erung und Nachhaltig­keit sind nur zwei Schlagwort­e dafür. Viele Mittelstän­dler werden nicht nur überleben, sondern sogar gestärkt aus der Krise hervorgehe­n.

Für Fondsmanag­er ist dies die Zeit, diese Perlen zu erkennen und rechtzeiti­g zu investiere­n. Der FPM Funds Stockpicke­r Germany All-Cap (WKN: 603328, ISIN: LU01241679­24) macht seit Jahren vor, wie das geht. Der Fonds war nach den Krisen wie dem Dot-ComCrash in den Jahren 2003/04 und der Finanzkris­e 2009 der deutsche Aktienfond­s mit der höchsten Rendite. Sein Erfolgsrez­ept liegt in der konsequent­en Konzentrat­ion auf Unternehme­n, deren innere Werte vom Markt noch nicht erkannt und genutzt werden, weil Unsicherhe­it über ihre weitere Entwicklun­g herrscht. Es sind diese Unsicherhe­iten, in denen die Chancen dieser Tage liegen.

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Der ewige Kampf an der Börse zwischen Bulle und Bär verlief dieses Jahr bislang dramatisch. Riss der Bär im März die Kurse nach unten, triumphier­t jetzt wieder der Bulle.
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Thomas F. Seppi, Vorstand der FPM AG
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