Rheinische Post Krefeld Kempen
Stadtbad: Kampf gegen den Schwamm
Das Krefelder Stadtbad ist ein Juwel, an dem der Zahn der Zeit unerbittlich nagt. Um das historisch wertvolle Gebäude zu erhalten, will die Stadt nun den Hausschwamm bekämpfen, der sich im Gebäude eingenistet hat.
Seit nunmehr 20 Jahren steht das alte Stadtbad an der Neusser Straße mehr oder weniger leer. Das durch den Architekten Johann Burkhart errichtete und im Mai 1890 eröffnete Bad galt zu seiner Zeit als eins der prächtigsten Bäder in deutschen Landen. Davon ist inzwischen nicht mehr viel übrig. Um den Fortbestand des denkmalgeschützten und äußerst maroden Gebäudes zu sichern, plant die Stadtverwaltung „Sanierungsmaßnahmen zur Befallsbekämpfung von biotischen Schäden“. Hinter dem komplizierten Terminus versteckt sich vor allem der Echte Hausschwamm, der sich im Stadtbad eingenistet und erhebliche Schäden verursacht hat.
„Aufgrund des großen Befallumfangs, der z.T. auch tragende Bauteile betrifft, sind dringende Sofortmaßnahmen erforderlich“, heißt es in der Verwaltungsvorlage, mit der sich die Bezirksvertretung Mitte in ihrer 40. Sitzung am Donnerstag, 4. Juni, ab 17 Uhr in der Aula des Ricarda-Huch-Gymnasiums beschäftigen wird.
Grund für die Schäden sind „Feuchtigkeitsquellen wie z.B. undichte Dächer, marode Fenster, Dachrinnen und Regenfallrohre“, die aber schon 2018/ 19 bei den Sanierungsarbeiten der Außenhüllen mit beseitigt wurden. In der Vorlage werden die Schäden aufgelistet: Im ehemaligen Direktorenhaus wurde in zahlreichen Balkenköpfen Braunfäule durch Nassfäulepilze sowie im Mauerwerk durch den Echten Hausschwamm nachgewiesen. Drei Schadensbereiche gibt es imWandelgang, in den irisch-römischen Bädern und im Bädertrakt. So sind Holzbauteile wie Türzargen oder Fensterrahmen, aber auch Abschnitte des Mauerwerks vom Echten Hausschwamm beziehungsweise vom Eichenporling befallen. „Es kann davon ausgegangen werden, dass sich der Befall auch teilweise in den Fußboden des Erdgeschosses sowie in der Decke über dem Erdgeschoss erstreckt“, wird der Zustand von den Experten der Verwaltung beschrieben.
Vom Schwamm befallen sind auch Holzbauteile im „seitlichen Treppenhaus zu den irisch-römischen Bädern im Wandelgang mit den angrenzenden Räumen im Erdund Obergeschoss“. Auch das „Dachauflager des tonnengewölbten Daches über dem Saal“ist laut Stadt über eine Länge von rund sechs Metern geschädigt. Schadensbereiche befändet sich außerdem im Flur und in den Technikräumen vom Erdgeschoss sowie den darüber liegenden Räumen im Obergeschoss, heißt es in der Vorlage, in der von „großflächige Feuchtigkeitsschäden mit Putzabplatzungen“die Rede ist. „Der Befall erstreckt sich raumhoch über Innen- und Außenwandbereiche und sogar bis ca. 0,5 m über die Kappendecke.“
Um den Befall zu bekämpfen, sollen nun Putz, Schüttungen, Füllund Dämmmaterial entfernt, die
Bauteile von Myzel, Fruchtkörpern und Strängen befreit oder gereinigt, geschädigte Hölzer freigelegt, befallene Hölzer ausgetauscht und neu eingebaute sowie vorhandene Hölzer mit einem pilzwirksamen Holzschutzmittel behandelt werden. Bei Befall des Mauerwerks mit Hausschwamm müssen die Mauerwerks
fugen ausgekratzt und die Oberflächen mittels Schwammsperrmittel beziehungsweise bei dicken Mauerwerkswänden mittels Druckinjektionen behandelt werden.
„Da die 2018/ 2019 durchgeführte Fassadensanierung der Gebäudeteile B 2 (Wandelgang) und C (irisch-römische Bäder) aus finanziellen Gründen nur in Teilbereichen erfolgte, sollen die unbehandelten Flächen parallel zur Befallsbekämpfung ebenfalls saniert werden“, erläutern die Verwaltungsexperten. Es sei geplant, die Fassaden der Nordund Westseite vom Elastic-System mit Gewebeeinbettung („Elefantenhaut“) zu befreien, die Risse im Putz zu sanieren und anschließend einen Anstrich auf Silikatbasis aufzubringen.
Die Kosten für diese Maßnahmen beziffert die Verwaltung mit insgesamt rund 500.000 Euro. Knapp die Hälfte der Kosten wird durch die Fördersumme aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm VIII der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) gedeckt (247.240 Euro), so dass ein Eigenanteil von geschätzt 252.760 Euro übrig bleibt.