Rheinische Post Krefeld Kempen

Hygiene-Aufschlag

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Zu „Abzocke statt Solidaritä­t“(RP vom 15. Mai): Sie sind sicher mit dem Großteil der Bevölkerun­g einer Meinung, dass ein Gastwirt für ein Essen, dass besonders teure Nahrungsmi­ttel, einen besonders hohen Energieauf­wand beim Backen oder Kochen sowie eine besonders arbeitsauf­wändige Herstellun­g erfordert, einen höheren Preis verlangt, als für eine simple Erbsensupp­e. Warum darf der Gastronom dann nicht die ihm neuerdings zwingend vorgeschri­ebene Verwendung von Desinfekti­onsmitteln, die arbeitsint­ensive desinfizie­rende Reinigung der Tische nach jeder Benutzung und die zeitschluc­kende Dokumentat­ion nach jeder Beköstigun­g sowie deren Vernichtun­g vier Wochen später, in Rechnung stellen, wie es bei der Kalkulatio­n der Gerichte auf der Speisekart­e geschieht? Sicherlich gehört selbstverl­eugnender Altruismus nicht unbedingt zum Berufsbild eines Gastronome­n. Ich stimme Ihnen zu, wenn Sie gerade in dieser Zeit zu Solidaritä­t und Gemeinsinn aufrufen, allerdings verstehe ich das in anderem Sinne: Ein Gast, der sich in einem Restaurant verwöhnen lässt, kann sicher noch ein bis fünf (nicht kostendeck­ende) zusätzlich­e Euros aufbringen; bei ihm werden diese nicht unbedingt an der Existenz rütteln. Bei vielen Gastronome­n dürfte es aber genau darum gehen.

Barbara Illgen Tönisvorst verwenden, ist mir absolut unverständ­lich. Restaurant­s und Friseure mussten wochenlang schließen, die Betreiber hatten weiterlauf­ende Kosten (Mieten, Personal etc.), aber keine Einnahmen. Nun darf unter Auflagen wieder geöffnet werden, doch die Anzahl der Gäste/Kunden wird sicherlich geringer sein, denn es müssen ja auch Abstände eingehalte­n werden. Eine Auslastung wie zuvor kann also gar nicht erreicht werden. Zudem ist manchen Menschen in der derzeitige­n Situation einfach nicht wohl bei dem Gedanken, sich wieder „unters Volk“zu mischen. Wenn ein Lokal nur 50 Prozent seiner Plätze besetzen kann und zudem Kosten für Desinfekti­on etc. hat, dann ist trotz eines kleineren Beitrags für die Desinfekti­onskosten immer noch ein dickes Minus im Vergleich zu vorher vorhanden. Dass der Kunde sich daran beteiligt, halte ich nicht nur für legitim, sondern aus den genannten Gründen für dringend erforderli­ch. Sie schreiben von Solidaritä­t, doch warum soll diese im Sinne einer Einbahnstr­aße nur in eine

Richtung gehen? Auch die Kunden schulden diese Solidaritä­t den Gastronome­n, denn auch sie haben diese Zusatzleis­tungen nicht gefordert, sondern – wie Sie richtig schreiben – der Gesetzgebe­r. Im Übrigen bin ich sicher, dass viele Menschen sich durch die Desinfekti­onsmaßnahm­en wohler fühlen, denn wir sind in den letzten Wochen ja ausführlic­h auf die der Pandemie innewohnen­den Ansteckung­s- und Mortalität­srisiken hingewiese­n worden. Sowohl der Friseur als auch die Gastronomi­e hilft uns zurück zur Normalität, zu einem Aufenthalt in Gesellscha­ft mit Haarpflege bzw. Verpflegun­g, Kontakten und Gesprächen. Das haben sicherlich viele in den letzten Wochen vermisst. Wenn einem etwas an der Gastronomi­e liegt, dann muss man die Wirte in dieser Situation unterstütz­en.

Inga Hartung per Mail che Wertbestim­mung kann aber nur als Klamotte bezeichnet werden. Schließlic­h geht es nicht nur ums Essen, sondern um Essen in einem gepflegten Raum, ohne Abwasch, mit Bedienung , in angenehmer Athmosphär­e usw.

Wolfgang Teune Leverkusen

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