Rheinische Post Krefeld Kempen
So spannend sind die Wahlen 2020
Bei der Kommunalwahl können die Wahlberechtigten über neue Chefs in den Rathäusern von Willich, Kempen und Grefrath mit entscheiden. In Tönisvorst will der amtierende Bürgermeister im Amt bleiben.
Die Corona-Pandemie hat alle Zeitpläne durcheinander gebracht. Noch stehen nicht alle Kandidaten für die Kommunalwahlen am 13. September 2020 fest. So hat sich die CDU in Willich noch auf keinen Bürgermeisterkandidaten festgelegt. Der soll am Montag, 8. Juni, im Sport- und Freizeitzentrum in Alt-Willich gewählt werden. Die Christdemokraten suchen einen Nachfolger des amtierenden Stadtoberhauptes Josef Heyes. Der 71-Jährige verzichtet auf eine erneute Kandidatur, empfiehlt seinen Parteifreunden den bisherigen CDU-Fraktionsvorsitzenden Johannes Bäumges als Bewerber für seine Nachfolge. Gegen ihn tritt der CDU-Parteivorsitzende Christian Pakusch an. Auch er will Bürgermeister werden. Die Parteiversammlung der Willicher Christdemokraten dürfte sehr spannend werden, denn derzeit gibt es im Duell zwischen Bäumges und Pakusch keinen eindeutigen Favoriten.
Spannend werden die Wahlen in den Kommunen des Viersener Ostkreises auch deshalb, weil neben Heyes auch seine Amtskollegen Volker Rübo (CDU) in Kempen und Manfred Lommetz (parteilos) in Grefrath nicht mehr zur Wiederwahl antreten. Lediglich der Tönisvorster Bürgermeister Thomas Goßen (CDU) will im Herbst für eine weitere Amtszeit kandidieren.
Noch ist vonWahlkampf kaum etwas zu merken. Er spielt sich – wenn überhaupt – in den Sozialen Medien ab. Die Parteien mussten in den vergangenen Wochen ihre Wahlprogramme größtenteils überarbeiten. Die Corona-Krise rückte in den Städten und Gemeinden in den Mittelpunkt. Jetzt sind Hilfen für heimische Betriebe, für Handel und Handwerk, wichtig und müssen von den Parteien in entsprechende Botschaften verpackt werden. Politische Forderungen, die vor Corona galten, müssen auf ihre Berechtigung geprüft werden. Gleichzeitig muss ein – wie auch immer gearteter – Straßenwahlkampf organisiert werden. Kleinere Parteien haben zudem das Problem, genügend Unterstützerunterschriften für ihre Kandidatur zu sammeln.
In Willich fokussiert sich derzeit alles auf das CDU-Duell Bäumges gegen Pakusch. Bereits fest stehen als weitere Bürgermeisterkandidaten Dietmar Winkels (SPD) und Claudia Poetsch (Grüne).
In Kempen hatten sich SPD und Grüne früh festgelegt, keine eigenen Parteimitglieder als Kandidaten um die Nachfolge von Volker Rübo als Chef im Rathaus zu nominieren. Stattdessen präsentierten sie im März 2019 Stadtsprecher Christoph Dellmans als gemeinsamen Kandidaten. Dellmans gehört keiner Partei an, wird nun von SPD und Grünen unterstützt. Für die Christdemokraten, die seit mehr als 70 Jahren den Bürgermeister in Kempen stellen, geht der CDU-Vorsitzende Philipp Kraft ins Rennen. Der Manager aus der Privatwirtschaft will mit dem unverschränkten Blick eines Newcomers die nötigen Reformen innerhalb der Stadtverwaltung auf den Weg bringen. Sein Hauptkonkurrent um den Chefsessel dürfte Dellmans sein. Er wirft gerade seine langjährige Erfahrung und intime Kenntnis innerhalb der Stadtverwaltung in die Waagschale. Neben Kraft und Dellmans gibt es in Kempen derzeit zwei weitere Bewerber um das Bürgermeisteramt: Cedric Franzes (FDP) und Georg Alsdorf (Freie Wähler Kempen). Ihnen werden allenfalls Außenseiter-Chancen eingeräumt.
Spannend dürfte die Bürgermeisterwahl auch in der Gemeinde Grefrath werden. Rathauschef Manfred Lommetz, bei den Grefrather wegen seiner Bürgernähe und Parteiunabhängigkeit sehr beliebt, tritt nicht mehr für eine weitere Amtszeit an. Er selbst hat Jens Ernesti ins Gespräch gebracht. Als Wirtschaftsförderer der Niersgemeinde macht der frühere Ratsherr der Grünen einen sehr guten Job. Er selbst möchte als unabhängiger Kandidat ins Rennen um dieWählergunst gehen, obwohl er weiterhin Parteimitglied der Grünen ist. Die Kandidatur von Ernesti wird auch von den Grefrather Liberalen unterstützt. Das wollten auch einzelne Mitglieder der Sozialdemokraten, konnten sich mit dieser Idee aber nicht durchsetzen. Die SPD wählte Roland Angenvoort zum Bürgermeisterkandidaten. Er ist Leitender Verwaltungsdirektor bei der AOK und kann auf entsprechende Führungs- und Verwaltungserfahrung bei der großen Krankenkasse verweisen. Die Grefrather CDU schickt mit Stefan Schumeckers einen politischen Newcomer ins Rennen. Der Architekt arbeitet bei der
Feuerwehr in Viersen und ist in der Viersener Stadtverwaltung im Gebäudemanagement tätig.
Die Wähler in Tönisvorst haben derzeit die Auswahl zwischen zwei Kandidaten für den Chefposten im Rathaus: Amtsinhaber Thomas Goßen (CDU) möchte wieder gewählt werden. SPD, GUT und Grüne haben sich auf Uwe Leuchtenberg als gemeinsamen Kandidaten geeinigt. Für SPD-Mann Leuchtenberg ist es der dritte Anlauf, an die Spitze der Stadtverwaltung zu gelangen. Für Goßen (CDU) spricht bei diesem Duell vor allem der Amtsbonus. Zudem wird er bei seiner Kandidatur nicht nur von den CDU-Parteifreunden unterstützt. Auch die Liberalen in Tönisvorst haben sich für Goßen ausgesprochen.