Rheinische Post Krefeld Kempen

Kirche mit Wind und Sonnensche­in

- VON BIANCA TREFFER

Mit einem Freiluft-Gottesdien­st hat die Evangelisc­he Kirchengem­einde St. Tönis ihr Gottesdien­stangebot wieder aufgenomme­n. Mit knapp 70 Besuchern war das Platzangeb­ot nahezu ausgeschöp­ft.

ST. TÖNIS „Ich sehe heute Morgen nur leuchtende Augen. Die Gemeindemi­tglieder freuen sich, endlich wieder einen Gottesdien­st erleben zu können. Die Begegnung, das zwischenme­nschliche, auch wenn Abstand angesagt ist, tut einfach gut“, sagt Linda Hirt. Die Vorsitzend­e des Presbyteri­ums der Evangelisc­hen Kirchengem­einde St. Tönis betreut eine der beiden Einlasssta­tionen für den ersten Gottesdien­st seit Monaten. Eingerahmt von rot-weißem Absperrban­d und Markierung­en auf dem Pflaster neben dem Gemeindeze­ntrum sitzt Hirt an einem Tisch und hakt auf einer List die Besucher ab, die sich für den Freiluft-Gottesdien­st angemeldet haben.

Auf der Wiese zwischen Gemeindeze­ntrum und Volleyball­feld ist ein Gottesdien­straum entstanden. Im Schatten der Bäume sind Kreuz und Altar aufgebaut. Auf der Wiese stehen bunte Stühle und Holzbänke mit Abstand zueinander. Mitglieder des Presbyteri­ums weisen den Besuchern ihre Plätze zu, nachdem sie allesamt ihre Hände an einer Desinfekti­onsstation desinfizie­rt und ein Liedblatt erhalten haben. Egal, ob Helfer oder Besucher: Alle tragen eine Mund-Nasen-Abdeckung, und es wird genau auf den Mindestabs­tand geachtet.

Unter dem Geläut der Glocken werden die letzten Plätze von Familien mit Kindern und Einzelpers­onen unterschie­dlichen Alters eingenomme­n. Mit knapp 70 Besuchern ist das vorgesehen­e Limit von 80 Personen nahezu ausgeschöp­ft. „Ein herzliches­Willkommen zu unserem Open-Air-Gottesdien­st“, begrüßt Gabriele Schüten vom Presbyteri­um die Kirchgänge­r, die im Sonnensche­in und begleitet vom Rauschen desWindes, Platz genommen haben. Elf Wochen sei es her, seit der letzte gemeinsame Gottesdien­st in der Christuski­rche gefeiert wurde, erinnert Schüten, bevor sie an Pfarrerin Daniela Büscher-Bruch übergibt. „Ich freue mich riesig, wieder reale Gesichter der Gemeinde zu sehen. Auch wenn wir uns zurückhalt­en müssen, ist es schön, wieder zusammen zu sein“, mit diesen Worten startet Büscher-Bruch den Gottesdien­st unter freiem Himmel. Eine Variante, die nach ihren Worten hervorrage­nd zum Pfingstfes­t, dem Geburtstag der Kirche, passt. An Pfingsten spielen die Elemente Wind und Feuer eine große Rolle. Der Wind, den die Pfarrerin als den Atem Gottes bezeichnet, ist dabei für alle spürbar. Feuer in Form von Kerzen sind wegen des Windes hingegen nicht angesagt.

Gesungen wird im Gottesdien­st nicht. Für die Musik sorgen die Organistin und eine Sängerin des Kirchencho­rs. Wobei Lieder ausgesucht wurden, die nicht so bekannt sind, um auch ein spontanes Mitsingen zu verhindern. Die Liturgie, die auf dem Liedblatt zu finden ist, wird ebenso wenig gesungen, sondern dafür gemeinsam gesprochen. „Wir haben ein Schutzkonz­ept mit Arbeitsmed­izinern und dem Sicherheit­sbeauftrag­en der Landeskirc­he sowohl für draußen und drinnen erstellt, das vom Presbyteri­um genehmigt wurde“, informiert Büscher-Bruch. Wobei es gerade einmal 30 Plätze in der Christuski­rche selber sind, da das Gotteshaus ein kleines ist.

Während andere Kirchen schon am 3. Mai an den Start gingen, wartete die Evangelisc­he Kirchengem­einde St. Tönis ab, um zu sehen, welche Erfahrunge­n andere Gemeinden mit ihren Schutzkonz­epten machten. Man sei unsicher gewesen, da ja viele Menschen der

Risikogrup­pen zu den Kirchenbes­uchern zählen. Man habe als Gemeinde vorsichtig sein wollen und daher weiterhin auf Online-Gottesdien­ste gesetzt, sagt Büscher-Bruch. Die Online-Variante soll auch weiterhin zum Angebot der Kirchengem­einde gehören. Für den kommenden Monat sind weitere geplant (siehe Info).

Beim Gottesdien­st selber wird indes auf alles verzichtet, was zu einem Kontakt führen könnte, dazu gehört auch die Kollekte durch die Reihen. Dennoch ist es ein gelungener Gottesdien­st mit einem ganz besonderen Ambiente. „Trotz Abstand sind wir innerlich verbunden. Wir sind und bleiben eine Gemeinde, auch mit Abstand“, betont Büscher-Bruch.

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FOTO: WOLFGANG KAISER Auf einer Wiese am Gemeindeze­ntrum fand der Gottesdien­st der Evangelisc­hen Gemeinde St. Tönis statt.

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