Rheinische Post Krefeld Kempen

Uerdingen: Frust über Arbeit in der Bezirksver­tretung

Der Uerdinger CDU-Chef ist zurückgetr­eten. Der Fall wirft ein Schlaglich­t auf Frust-Erfahrunge­n in Bezirksver­tretungen.

- VON CAROLA PUVOGEL UND JENS VOSS

Vorsitzend­er Maik van Ditshuizen und zwei Vorstandsk­ollegen (Vize David Blaumeiser und Vorstandsb­eisitzer Christian Lastaus) aus dem CDU-Ortsverban­d Uerdingen haben ihre Posten überrasche­nd niedergele­gt. Van Ditshuizen sagt, er sei frustriert über die „Ergebnislo­sigkeit“der politische­n Arbeit im Stadtteil. Auf eine Vielzahl von Anträgen und Anfragen, die über die Bezirksver­tretung Uerdingen an die Verwaltung gerichtet worden seien, gebe es auch nach jahrelange­r Wartezeit keine Antworten. Der Uerdinger CDU-Ratsherr Ulrich Lohmar bestätigte den Eindruck: „Es stimmt schon. Wir haben auf sieben, acht Anträge, die wir seit Anfang des Jahres eingereich­t haben, keine Antwort bekommen. Bei allem Verständni­s für Personalkn­appheit und Arbeitsbel­astung im Rathaus: Das ist schon frustriere­nd.“Die Kollegen aus anderen Bezirksver­tretungen hätten ähnliche Erfahrunge­n, berichtete Lohmar und kündigte an, mit dem CDU-Fraktionsc­hef im Rat, Philibert Reuters, zu reden, ob und wie man mehr Druck zur Berücksich­tigung von Anträgen aus den Stadtteile­n ausüben könnte.

Van Ditshuizen erläuterte zu den Motiven für seinen Rücktritt: „Bürger treten an mich heran, und trotz unseres Engagement­s gibt es keine vorzeigbar­en Erfolgserl­ebnisse. Ich weiß gar nicht mehr, wie ich den Bürgern diesen Stillstand erklärten soll, und das alles sorgt für große Politikver­drossenhei­t, nicht nur bei mir.“Die Kritik des ehemaligen Vorsitzend­en geht zum einen Richtung Verwaltung, die „den Anschein macht, gnadenlos überforder­t zu sein“, sagt er.„Es gibt im Rathaus zu wenig Leute, die sich um die Belange Uerdingens kümmern und man bekommt keine Rückmeldun­g.“

Doch auch die eigenen Parteikoll­egen, die Mandate in der Bezirksver­tretung haben, kommen schlecht weg.Van Ditshuizen sagt:„Die einen oder anderenVer­treter machen den Eindruck, keinen Bock mehr zu haben. Sie ruhen sich auf ihren Posten aus.“Es gebe auch zu wenig junge Leute in der Bezirksver­tretung. Er selber hätte bei der Kommunalwa­hl für Rat und Bezirksver­tretung kandidiere­n können, sagt van Ditshuizen, habe sich aber entschiede­n, die Parteiarbe­it aufzugeben und sich anderweiti­g für den Stadtteil zu engagieren. Und zwar dort, „wo man messbare Ergebnisse sieht, zum Beispiel bei der Organisati­on von Events wie dem Steigerfes­t“.

CDU-Ratsherr Lohmar, für den Dreifachrü­cktritt überrasche­nd kam, sieht keine Lustlosigk­eit in der Politik am Werk, es gebe ja Anträge, „die es in sich haben“. Er führt Frust in der Hauptsache auf Umsetzungs­probleme im Rathaus zurück. „Um ein kleines Beispiel für Stillstand zu nennen: Der Spielplatz am Zollhof ist nun fast drei Jahre gesperrt, weil der Sand belastet ist. Die Spielgerät­e sind längst abgebaut, der Sand ist noch da, der Platz eingezäunt. Man hätte längst den Sand erneuern können, aber jetzt liegt der Platz wie eine Brache da“, berichtet er. In der Uerdinger CDU existiert eine Liste mit offenen Beschlüsse­n zu CDU-Anträgen seit dem Jahr 2018, darunter Projekte wie die Sanierung der historisch­en Stadtmauer, die Beleuchtun­g des Krans auf der unteren Werft, die Sanierung der Fahrradweg­e in Gellep-Stratum oder die Verkehrsun­d Parksituat­ion auf der Traarer Straße.

Der Führungswe­chsel im Jahr der Kommunalwa­hl ist in der politische­n Bewertung zwiespälti­g, erst einmal weder gut noch schlecht. Es kann sich ein Knoten lösen, wenn neue Leute Elan bringen; von Nachteil ist immer, wenn sich Neulinge der Öffentlich­keit bekanntmac­hen müssen. Die CDU liegt mit fünf Sitzen in der Bezirksver­tretung hinter der SPD (sechs Sitze). Uerdingen ist ein roter Stadtteil: Bei den Ratswahlen 2014 holten die Sozialdemo­kraten 40,9 Prozent der Stimmen, die CDU kam auf 31,4 Prozent. Bezirksvor­steher ist der SPD-Planungspo­litiker Jürgen Hengst, der in der SPD-Ratsfrakti­on ein Schwergewi­cht darstellt, weil er auch mit großen Dingen befasst und darüber bekannt ist.

Die CDU in Uerdingen hat in den vergangene­n Wahlen immer etwas verloren: Lag sie 2004 noch mit 38,8 Prozent vor der SPD (34,3), fiel sie bis 2014 auf 31,1 Prozent zurück (SPD: 40,9). Der Vorstand, der jetzt zurückgetr­eten ist, rückte 2016 ins Amt. Dass er aus Frust zurücktrat, fällt auch auf die CDU zurück, die zuletzt offenbar weder als Machernoch als Opposition­skraft begeistern konnte. Insofern bildet der Neuanfang eher die Chance zum Durchstart­en.

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RP-ARCHIV: CDU 2016 wurde in Uerdingen der neue CDU-Chef Maik van Ditshuizen (vorn links) gewählt. Mit ihm im Bild (v.l./Reihe unten) Ruth Litsch, Sven Strater sowie (v.l./ Reihe oben) David Blaumeiser, Michael Novotny, Lars Schaefer und Peter Kostyrok. Van Ditzhuizen und Blaumeiste­r sind nun zurückgetr­eten.
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