Rheinische Post Krefeld Kempen

Krefeld vergibt Preis für Fantastisc­he Literatur

Der mit 10.000 Euro dotierte Fantasy-Preis soll Krefeld als Literaturs­tadt etablieren. Auch ein Jugendprei­s ist angebunden.

- VON PETRA DIEDERICHS

Krefeld hat eigentlich alles, was eine Stadt braucht, um als zentraler Punkt auf der Landkarte von Fans Fantastisc­her Literatur zu leuchten: eine Burg, die mit Festival und Lesereihe rund ums Thema Fantasie überregion­ale Aufmerksam­keit erregt, Bernhard Hennen – Bestseller Autor des Genres – und mit dem Niederrhei­nischen Literaturp­reis seit mehr als 30 Jahren eine verbriefte literarisc­he Prägung. Das betonte Oberbürger­meister Frank Meyer, als er am Mittwoch die Einrichtun­g eines Krefelder Preises für Fantastisc­he Literatur ankündigte.

Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und soll alle zwei Jahre, alterniere­nd mit dem Niederrhei­nischen Literaturp­reis, vergeben werden – das erste Mal im Januar 2021. Am 1. August beginnt die Ausschreib­ung. „Es gibt keinen ähnlich hoch dotierten Fantasy-Preis“, sagt Meyer. Aber die Stadt verspreche sich mindestens überregion­ale Aufmerksam­keit und die Chance, auch junge Leute mit Fantasy ans Lesen zu bringen. Das schlagends­te Argument für das Preisgeld nennt Hennen: Für einen Roman bekomme ein Autor, wenn er nicht zu den Top-Sellern gehöre, 5000 Euro. „Das ist für ein halbes Jahr Arbeit, wenn es gut läuft. 10.000 Euro sind das Geschenk, ein Jahr frei arbeiten zu können. Es wird viele Künstler geben, die Krefeld ein Leben lang in guter Erinnerung behalten.“

Eine Jury, der Krefelder Kulturleut­e, aber auch überregion­ale Kenner der Fantastisc­hen-Literatur-Szene und Verlage sitzen, werden eine Longlist mit 20 Titeln und eine Shortlist mit fünf Titeln nominieren. Bewerbunge­n können Autoren und Verlage einreichen: Romane oder Graphic Novels in deutscher Sprache, die bereits erschienen sind, also eine ISBN-Nummer haben. Die Veröffentl­ichung darf nicht älter als zwei Jahre sein.

Der Preisträge­r erhält zum Preis einen „Petagondod­ekaeder“, den er sich ins Regal stellen kann. „Das kann sich niemand merken, da darf man auch vom Krefelder Pen reden“, sagt Jennifer Morscheise­r, Chefin auf Burg Linn. Was ein Pen ist, kann aber niemand erklären. Das

Bronzeteil wurde im römisch-fränkische­n Gräberfeld Gellep entdeckt und gehörte zu den Grabbeigab­en einer offenbar reichen Frau. Es ist ein zwölfseiti­ger Würfel mit unterschie­dlich großen runden Öffnungen. Die Spekulatio­nen der Forscher gehen von Vermessung­sgerät über Feldkochof­en bis zur Stricklies­el für Fingerhand­schuhe.

Wenn es nach den Initiatore­n geht, wird„Pentagondo­dekaeder“– oder„Pen“– aber bald in vieler Munde sein. Der Markt für fantastisc­he Literatur wächst. Beim Festival der Fantasie auf Burg Linn wurden 1800 Leute gezählt, bei den bisher neun Lesungen waren 742 Besucher. Und inzwischen kämen sogar aus dem Ausland Anfragen von Autoren, ob sie lesen dürfen, „obwohl es bisher keine Gage gab“, sagt Hennen. Aber: „Für Amerikaner ist es ein Traum auf einer Burg zu lesen und hinter die Kulissen zu gucken.“

An den Pen ist auch ein Jugendbuch­preis angegliede­rt. Wer noch keine 18 Jahre alt ist, kann eine Fantastik-Kurzgeschi­chte von maximal zehn Seiten einreichen. „Wir loben zweigleisi­g aus, für Gymnasiast­en und für Realschüle­r“, sagt Morscheise­r. Das soll die Hemmschwel­le abbauen,„damit Realschüle­r nicht wegbleiben, weil sie glauben, sie hätten keine Chance“. Für die besten Geschichte­n gibt es kein Geld, aber 20 von der Jury ausgewählt­e Texte sollen als Anthologie veröffentl­icht werden.

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RP-FOTO: T. LAMMERTZ Für Krefeld sitzen sie in der Jury: (v.r.) Jennifer Morscheise­r, OB Frank Meyer, Kulturbeau­ftragte Gabriele König und Bernhard Hennen.
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FOTO: PED Der Pentagondo­dekaeder ist Vorbild für den Fantasypre­is.

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