Rheinische Post Krefeld Kempen
Gefunden
Es ist die größte Fläche in NRW für die Ansiedlung von Gewerbe – jetzt wurde ein Käufer für das 150-Hektar-Areal im Gewerbepark auf dem früheren Militärflughafen Elmpt gefunden. Bis zu 8500 Jobs könnten dort entstehen.
Der Fußball liegt auf dem Elfmeterpunkt“: So brachte Landrat Andreas Coenen (CDU) den Fortschritt für den Industrieund Gewerbepark auf dem früheren Flughafen-Areal in Niederkrüchten-Elmpt auf den Punkt. Das internationale Bieterverfahren für die 1,5 Millionen Quadratmeter große Fläche ist abgeschlossen. „Es gab 13 Interessenten, sieben mit internationalem Hintergrund haben konkrete Angebote abgegeben“, sagte Tobias Hinsen, einer der drei Geschäftsführer der Energie- und Gewerbepark Elmpt mbH (EGE). Einer habe dann ein verbindliches Angebot abgegeben.
Auf dem Gelände unterhielten die britischen Streitkräfte viele Jahrzehnte einen Militärflughafen. In Nordrhein-Westfalen ist das Gelände eine Ausnahme: Es gibt keine größere zusammenhängende Fläche für die Ansiedlung neuer Unternehmen in NRW. Die gesamte Fläche umfasst 880 Hektar. Die EGE suchte für 130 Hektar einen Käufer. Probleme mit dem Artenschutz sieht der Landrat nicht: „Es gibt keine Hamster auf der roten Liste.“Auch Altlasten würden kein Problem darstellen:„Wir haben dazu schon frühzeitig mit den Briten zusammengearbeitet“, so Coenen. Alle Informationen seien an die Interessenten weitergegeben worden.
In wenigenWochen sollen dieVerträge unterzeichnet werden. Danach können die Bebauungspläne entwickelt werden. Frühester Termin für den Spatenstich könnte 2021 sein. „Wir gehen von einer Investition im mittleren dreistelligen Millionen-Bereich aus“, sagt Ingo Schabrich, ein weiterer EGE-Geschäftsführer.
Landrat Coenen rechnet damit, dass zunächst 500 neue Arbeitsplätze entstehen werden. Im Laufe der Jahre könnten es durch Zulieferer und Dienstleister insgesamt rund 8500 Jobs werden. „Wir haben darauf Wert gelegt, dass der Interessent und seine Partner finanziell stark genug sind und dass sie sich langfristig und nachhaltig an den Standort binden wollen“, so Coenen. Der Name des Käufers soll bis zur Vertragsunterzeichnung nicht genannt werden. Er will sich nach der Vertragsunterzeichnung bei einer Bürgerversammlung vorstellen.
Auf den 130 Hektar soll großes Gewerbe aus der Leichtindustrie und Logistik angesiedelt werden. „Der Investor wird diese Fläche entweder vermieten oder verkaufen“, sagt Tobias Hinsen. Die Logistikbranche sei eine der innovativsten Branchen, sagt Thomas Jablonski von der Wirtschaftsförderung des Kreises Viersen. „Im Gewerbepark werden Arbeitsplätze für Menschen mit niedriger und höherer Qualifikation entstehen“, erläuterte Ingo Schabrich. Dies könne dem KreisViersen helfen, die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie zu überstehen. 20 Hektar sind für kleines Gewerbe vorgesehen.„Wir haben dafür bereits zahlreich Anfragen erhalten“, sagt Niederkrüchtens Bürgermeister Kalle Wassong (parteilos).
Rund 250 Hektar des gesamten Geländes werden für die Deutsche
Bundesstiftung genutzt; sie sollen als Wald erhalten bleiben. Etwa 260 Hektar werde die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben für ihre Zwecke nutzen – beispielsweise, um Ausgleichsflächen für Autobahnbauten anzulegen. Im Bereich der Start- und Landebahn sind sieben neueWindräder geplant. Erhalten bleibt auch der Golfplatz, für den die Zuwegung optimiert werden soll.
Laut Bürgermeister Wassong gibt es perspektivisch Überlegungen, einige Teile des Geländes für Radfahrer, Spaziergänger und Reiter öffentlich zugänglich zu machen. Er bezeichnete das Vorhaben als bedeutsam nicht nur für die Gemeinde Niederkrüchten, sondern für den Kreis Viersen und das Umland bis in die Niederlande. „Wir haben uns schon frühzeitig Gedanken über die Infrastruktur, etwa beiWohnungen, gemacht“, erklärte Wassong. Nun müsse mit der Bezirksregierung in Düsseldorf eine Lösung gefunden werden, um die notwendigen Wohngebiete auszuweisen. Auch in den Niederlanden wolle man für die Menschen, die im Industrie- und Gewerbepark arbeiten werden, neuen Wohnraum schaffen.
Zudem könnten durch die neuen Ansiedlungen mehr Arbeitsplätze für Niederkrüchtener geschaffen werden, aber auch für Menschen, die in Kempen oder Grefrath leben.„Auch das ist ein Stück Lebensqualität“, sagte Andreas Coenen. Durch wohnortnahe Jobs würden auch die Lebenshaltungskosten für die Menschen sinken, der Weg zur Arbeit werde kürzer, es gebe weniger Verkehr.