Rheinische Post Krefeld Kempen
Über Unterricht vor Ort entscheiden
Nur beim Ziel besteht bundesweit Konsens: die Schulen so lange wie möglich offen zu halten. Über den Weg dahin sind sich die Ministerpräsidenten hingegen so wenig einig, dass sie das Thema erst einmal vertagten. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zeigt Sympathien für das Wechselmodell, NRW hat es in Solingen gerade untersagt. Andere Bundesländer befürworten eine Maskenpflicht im Unterricht. Die wiederum ist in NRW längst umgesetzt. So gehen dieVorstellungen auseinander, während sich Schulleiter und Lehrer vor Ort allein gelassen fühlen.
Ihnen wäre mehr geholfen mit klaren und umsetzbaren Regelungen auf Kommunal- und Landesebene, als mit neuen Direktiven aus Berlin. Im Alltag eines Schulleiters stellen sich zurzeit viele Fragen: Was ist zu tun, wenn Eltern Infektionsfälle am Sonntag melden und die Gesundheitsämter geschlossen sind?Wer entscheidet über denWechsel zum Digitalunterricht? Oder: Wie kann ich möglichst schnell an Lüftungsgeräte mit Virenfiltern herankommen?
Hinzu kommt, dass sich viele Schulleiter zunehmend Anfeindungen auch von Elternseite ausgesetzt sehen. Die einen werfen den Direktoren Gesundheitsgefährdung vor, weil sie den Präsenzunterricht hochhalten. Die anderen sehen die Bildung ihrer Kinder in Gefahr, wenn Lehrer in Quarantäne geschickt werden und der Unterricht ausfällt. Klare Regeln und Vorgaben der Landesregierung würden den Schulleitern den Rücken stärken.
Denn ihre Rolle ist in dieser Phase der Pandemie essenziell. Keiner kann so gut beurteilen, ob vor Ort in der jeweiligen Schule tatsächlich die Voraussetzungen gegeben sind, um digitalen Unterricht zu erteilen. Oder wie viele Schüler voraussichtlich verloren gingen bei einem Wechselmodell. Berlin ist da sehr weit weg.