Rheinische Post Krefeld Kempen
Prozess wegen Mordes an Viersener Kitakind Greta beginnt
Die tatverdächtige Erzieherin soll über Jahre hinweg Kinder misshandelt haben. Zum Prozessauftakt wird ein großes Medieninteresse erwartet.
Eine 25-jährige Erzieherin muss sich von diesem Dienstag an vor dem Landgericht Mönchengladbach verantworten. Die Vorwürfe lauten: heimtückischer Mord an einem ihr anvertrauten, zweijährigen Mädchen und Misshandlung von Schutzbefohlenen in neun Fällen. Die Beschuldigte hat sich bislang zu den Vorwürfen nicht geäußert.
Am 21. April besuchte die zweijährige Greta erstmals seit dem Corona-Lockdown ihre Kita in Viersen. Beim Mittagsschlaf gibt es ein Problem. Eine Erzieherin meldet, sie bekomme das Kind nicht wach.
Das Kita-Team startet mit der Wiederbelebung, ruft den Notarzt. Greta kommt ins Krankenhaus. Den Vorfall meldet dasViersener Jugendamt ans Landeselternamt.
Die Ärzte im Krankenhaus verständigen einige Tage später die Polizei, weil sie keine medizinische Ursache für die schwerenVerletzungen des Mädchens finden können.
Die Ermittler sind überzeugt: Greta wurde ermordet – von der Erzieherin, die mit ihr alleine im Schlafsaal war und die meldete, dass sie das Kind nicht wach bekomme.
Bei ihren Ermittlungen stößt die Polizei auf weitere Vorfälle in Kitas in Krefeld, Kempen und Tönisvorst. Auch dort erlitten Kleinkinder Atemstillstände, mussten zum
Teil notärztlich behandelt werden. Allerdings meldeten die Einrichtungen die Notarzteinsätze nicht – weil sie keine Kindswohlgefährdung vermuteten.
Das Schwurgericht in Mönchengladbach hat 19 Verhandlungstage bis Anfang März 2021 eingeplant, um den aufsehenerregenden Fall zu verhandeln. Nebenkläger sind die Mütter der kleinen Greta und der zwei der laut Anklage geschädigten Kinder aus Krefeld und Kempen. Mehr als 20 Zeugen sollen gehört werden. Der Fall sorgte im Mai deutschlandweit für Bestürzung – das Medieninteresse an dem Prozessauftakt ist so groß, dass das Gericht die Verhandlung extra in einen weiteren Saal übertragt.