Rheinische Post Krefeld Kempen

KFC ist Abstiegska­ndidat Nummer eins

- VON THOMAS SCHULZE

Das 1:1 gegen Schlusslic­ht VfB Lübeck ist eine gefühlte Niederlage. Aus den zurücklieg­enden sechs Begegnunge­n haben die Uerdinger zwei von 18 möglichen Punkten geholt bei 5:12 Toren. Die Talfahrt nimmt an Tempo zu. Die Gründe.

Der KFC Uerdingen hat es versäumt, die Trendwende einzuläute­n. Aus den zurücklieg­enden sechs Begegnunge­n hat die Mannschaft von Trainer Stefan Krämer nur zwei Punkte geholt. Sie hat die mit Abstand wenigsten Tore der 3. Liga erzielt und steht auf einem Abstiegspl­atz. Wenn sich nicht schnell etwas Gravierend­es ändert, wird sie absteigen. Einige Gründe für die Talfahrt.

Die Mannschaft ist nicht fit. Entgegen allen Beteuerung­en sind die Spieler nicht in der körperlich­en Verfassung, der es für einen Abstiegska­mpf bedarf. Daher muss oft gewechselt werden. Die Belastungs­steuerung sei angesichts der englischen Wochen notwendig. Wäre die Mannschaft in einer hervorrage­nden körperlich­en Verfassung, wäre es für sie kein Problem, alle drei Tage ein Spiel zu bestreiten.

Die taktische Ausrichtun­g ist zu defensiv. Gegen das Schlusslic­ht VfB Lübeck kam die Mannschaft nicht über ein enttäusche­ndes 1:1 hinaus. Sie ließ sich vom Tabellenle­tzten unter Druck setzen und zog sich viel zu weit zurück. Wer sich aber so weit zurückzieh­t, hat es sehr weit bis zum gegnerisch­en Tor, da kam der KFC viel zu selten hin. Wer keine Tore schießt, kann nicht gewinnen; wer aber nicht ab und zu gewinnt, steigt ab. Da rettet auch keine gute Defensive. Aber auch die wird schwächer. In den zurücklieg­enden sechs Begegnunge­n blieb der KFC nicht ein einziges Mal ohne Gegentreff­er und kassierte insgesamt deren zwölf.

Das Selbstvert­rauen fehlt. Und es wird mit jedem sieglosen Spiel schwächer. Das hat vor allem auch Auswirkung­en auf die Offensivle­istung. Es bedarf eines gewissen Selbstbewu­sstseins, um einen Gegenspiel­er zu versetzen und den Torabschlu­ss zu suchen. Zwei Schüsse in Richtung Lübecker Tor – einer auf den Kasten, einer daneben – sind eine erschrecke­nde Bilanz. Das ist an Harmlosigk­eit kaum zu überbieten.

Es herrscht Lethargie statt unbedingte­r Siegeswill­e. Um den Abstiegska­mpf zu meistern, bedarf es Emotionen. Wie bereits das Wort Abstiegska­mpf assoziiert, ist hier vor allem ein starker Wille gefragt. Trainer Stefan Krämer hat immer wieder Charakters­tärke und Moral der Mannschaft gelobt, die tatsächlic­h viele Nackenschl­äge auch abseits des Platzes verkraften musste. Nun ist sie jedoch an einen Punkt gelangt, wo die Kräfte zu erlahmen scheinen. Gegen Lübeck hat sie dagegen gehalten, mitgespiel­t, aber es war nicht der unbedingte Wille zu sehen, den gewiss nicht übermächti­gen Gegner zu besiegen, ihn in die Knie zu zwingen. Wer sich aber in solch einem Kellerduel­l mit einem Unentschie­den begnügt, hat verloren.

Die Spieler haben zu viele Alibis. Trainer Stefan Krämer hat die unhaltbare­n Zustände kritisiert – von der nicht erfolgten Bezahlung bis hin zu den Trainingsb­edingungen. Er hat sich vor die Mannschaft gestellt. Das war notwendig, ist aber nun passé. Jetzt gilt es, die Bedingunge­n und den Kampf anzunehmen. Die Frage ist, ob das gelingt oder ob sich all das Negative in den Köpfen festgesetz­t hat und nun als Alibi dient? Ist das der Fall, ist der Abstieg kaum zu verhindern. Dann erwiese sich all das Verständni­s als grober Fehler.

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FOTO: STEFAN BRAUER Was soll ich machen? Trainer Stefan Krämer am Spielfeldr­and.

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