Rheinische Post Krefeld Kempen

In Willich angekommen

- VON BIANCA TREFFER

Waleed Ibrahim ist nicht nur Künstler, sondern auch einer von insgesamt 30 Flüchtling­en, die sich im Projekt „angekommen“wiederfind­en. Sein persönlich­es Angekommen nach fünf Jahren in Willich ist ein Bild, das Mut macht.

WILLICH Es ist eine bunte Blütenexpl­osion: Auf der zwei mal drei Meter großen Leinwand im Willicher Atelier „Art 101 Gallery“strahlt dem Betrachter Lebensfreu­de entgegen. In leuchtende­n und kraftvolle­n Farben sind unterschie­dliche Blütenform­en zu sehen, die sich zu einem großen Ganzen vereinen. In der Mitte des Bildes gibt es einen Blumenwass­erfall, der den Eindruck vermittelt, als könnte der Betrachter direkt in das Farbenmeer hineinspaz­ieren.

„Das Bild steht für eine Zukunft, die voller Hoffnung und neuem Leben ist. Corona hinter uns lassend, soll es in eine Zukunft mit positiven Gedanken gehen“, sagt Waleed Ibrahim, der das außergewöh­nliche Kunstwerk geschaffen hat. Genauso positiv zukunftsor­ientiert geht es mit dem Projekt „Angekommen“los, bei dem Ibrahim ebenfalls eine Rolle spielt, und zwar eine von insgesamt 30 Rollen.

Der gebürtige Syrer gehört zu den Menschen, die in dem Projekt vorgestell­t werden. Es sind allesamt Flüchtling­e, die vor unterschie­dlichen Jahren in ihrer neuen Heimat Deutschlan­d ankamen und sich hier inzwischen zu Hause fühlen. Sie sind angekommen. „Wir haben ,Angekommen' im Sommer 2020 umgesetzt, konnten dann aber eine geplante Vorstellun­g des Projektes corona-bedingt nicht durchführe­n. Das hoffen wir nun in diesem Jahr mit Ausstellun­gen in den drei Städten, in denen die Flüchtling­e leben, zu ändern“, sagt Beate Krempe (siehe Info).

Die Anrather Künstlerin und Diplom-Designerin steht hinter dem

Projekt, das mithilfe von „Demokratie Leben!“umgesetzt werden konnte. Krempe, die dem Kulturforu­m Willich angehört, hat schon etliche Projekte durch das Förderprog­ramm des Bundesmini­sterium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend umgesetzt.

Im Sommer vergangene­n Jahres kam ihr die Idee, einmal zu schauen, was eigentlich aus den Flüchtling­en geworden ist, die inzwischen seit Jahren in Willich leben. „Ich habe mir die Frage gestellt, ob sie wirklich angekommen sind und wie sich dieses Ankommen ausdrückt“, sagt Krempe.

Sie entwickelt­e ein Konzept, stellte es „Demokratie Leben!“vor und bekam grünes Licht für „angekommen“. Krempe sprach den Arbeitskre­is Fremde (AKF) in der Stadt Willich, die Initiative „Grefrath hilft“und den Fördervere­in Flüchtling­shilfe Nettetal an, um Kontakte zu den Flüchtling­en herzustell­en. Jede der drei Organisati­onen suchte zehn Menschen aus ihren Kommunen, die sich für Interviews sowie Fotos zur Verfügung stellen wollten.

Ibrahim, der zusammen mit Krempe die Willicher Galerie betreibt, war einer der ersten, der interviewt und von Krempe fotografie­rt wurde. Er selbst erzählt von seinem früheren Leben, den Gründen für das Verlassen seiner Heimat und dem Ankommen in Willich. „Willich ist meine Heimat geworden. Hier haben meine Familie und ich ein neues Leben gestartet“, sagt Ibrahim, der seit genau fünf Jahren in Willich lebt.

Aus den insgesamt 30 Interviews und Fotos ist eine 67 Seiten starke

Broschüre geworden, mit vielen Mut machenden Geschichte­n. Neben Künstlerin Krempe haben auch Serap Güler, Staatssekr­etärin für Integratio­n im Ministeriu­m für Kinder, Familie, Flüchtling­e und Integratio­n NRW, sowie die Bürgermeis­ter der drei beteiligte­n Kommunen aus dem Kreis Viersen ein Grußwort geschriebe­n.

Insgesamt gingen 1000 Exemplare in den Druck. „Wir haben zu Weihnachte­n allen Beteiligte­n ein Exemplar zukommen lassen“, berichtet Beate Krempe. Dazu erfolgte jetzt die weitere Verteilung der Broschüren in Willich, Grefrath und Nettetal. Für dieses Jahr ist nun in jeder der drei Städte eine Ausstellun­g geplant. Dabei werden die Porträtfot­os in 50 mal 75 Zentimeter Größe aufgehängt. Dazu kommen die entspreche­nden Texte, die aus den Interviews entstanden sind und weiteres Infomateri­al.

Des Weiteren ist, wenn die Pandemie es zulässt, ein jeweiliges Rahmenprog­ramm mit Kinder-Mitmach-Aktionen, Musik, Tanz und Verpflegun­g geplant.

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FOTO: NORBERT PRÜMEN Der syrische Künstler Waleed Ibrahim lebt seit genau fünf Jahren in Willich. Er ist unter denen, die in dem Kunstproje­kt „Angekommen“porträtier­t werden.

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