Rheinische Post Krefeld Kempen
Trianel beerdigt 800-Millionen-Projekt
Die Projektgesellschaft Trianel Kraftwerk Krefeld (TKK) hat ihr Vorhaben zum Bau eines Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerks endgültig begraben. Die geplante Investition von 500 bis 800 Millionen Euro im Uerdinger Chempark ist vom Tisch. Das bestätigte eine Sprecherin am Montag.
Zuerst sollte es ein Kohlekraftwerk in Uerdingen werden. Das ist 15 Jahre her. Daraus entwickelte sich die Planung eines Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerks (GuD) im Chempark. Standort und Perspektive für die Investition in der Größenordnung 500 bis 800 Millionen Euro — je nach Ausbau-Standard – schienen ideal. Der Standort sei es immer noch, doch die Perspektive in Anbetracht der Veränderungen im Energiesektor eher nicht mehr. Die Projektgesellschaft Trianel Kraftwerk Krefeld (TKK) ziehe deshalb jetzt einen Schlussstrich. Das bestätigte eine Sprecherin am Montag auf Anfrage unserer Redaktion. „Nach über zehn Jahren Projektentwicklung und Festhalten an der Möglichkeit, ein hochmodernes und effizientes Gas- und Dampfturbinenkraftwerk am Standort Krefeld zu bauen, ziehen sich die rund 30 kommunalen Gesellschafter der gemeinsam mit Currenta geführten Projektgesellschaft Trianel Kraftwerk Krefeld (TKK) aus dem Projekt zurück“, erklärte die Sprecherin.
Trianel und den kommunalen Gesellschaftern sei die Entscheidung nach den langjährigen Vorarbeiten für das 1200 Megawatt-Projekt nicht leichtgefallen, da es sich um einen der attraktivsten Kraftwerksstandorte in Deutschland handele Allerdings hätten neben dem Preisverfall an den Strombörsen die mit kurzer Taktung erfolgten Novellierungen des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und des Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetzes (KWKG) eine Investitionsentscheidung unmöglich gemacht. Der Ausstieg sei eine unternehmerische Entscheidung, betonte Trianel gestern.
Trianel und die beteiligten Stadtwerke hätten sich darauf verständigt, die in dem Projekt benötigten Investitionen nicht weiter für diese Option bereitzustellen, sondern kurz- und mittelfristig in anstehende Erneuerbare Energien-Projekte zu investieren. Energiewirtschaftlich seien Investitionen in hochmoderne Gaskraftwerke wie in Krefeld weiterhin interessant. Trianel und die beteiligten Stadtwerke fokussierten sich aber zunehmend auf erneuerbare Energien, informierte die Sprecherin.
Das heißt nicht, dass der Chempark-Betreiber Currenta und Trianel in Zukunft getrennte Wege gehen. „Wir arbeiten auch weiterhin zusammen“, sagte die Sprecherin.
Currenta sei dem FlexStore beigetreten, einer wachsenden Gruppe von Unternehmen, die insbesondere für Stadtwerke neue Geschäftsmodelle entwickeln wolle.
Im Jahr 2015 fand der Erörterungstermin für das Vorhaben statt: Am Standort Krefeld in Nordrhein-Westfalen sollte ein Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk (Doppelblockanlage) mit einer Leistung von bis zu 1200 Megawatt gebaut werden. Das GuD-Kraftwerk im Chempark Krefeld-Uerdingen ( TKK) sollte die im Chemiepark des Betreibers Currenta ansässigen Unternehmen sowie auch das über den Chemiepark hinausgehende öffentliche Netz mit Strom versorgen. Darüber hinaus sollte das Kraftwerk die Versorgung des Chemparks mit Prozessdampf gewährleiten. Die Projektoption TKK basierte auf der Modernisierung von bestehenden kohlebefeuerten Erzeugungsanlagen der industriellen Eigenversorgung des Chemparks und kombinierte diese mit der Stromerzeugung für die öffentliche Versorgung. 2013 war der immissionsschutzrechtliche Vorbescheid sowie eine erste Teilgenehmigung zur Freiräumung
der Baustelle erteilt worden. Später geriet die beabsichtigte Investition ins Stocken. Kommunalpolitisch gab es durchaus Rückenwind – sogar von den Grünen, aber die durch die Bundespolitik veränderten Rahmenbedingungen wurden zum Hindernis für einen wirtschaftlichen Betrieb der Anlage, die ihre volle Leistung nur dann erbringen hätte dürfen, wenn Wind und Sonne für die Energieerzeugung schwächeln. Currenta werde das Projekt weiter als Option zur Modernisierung des Chemiestandorts vorantreiben, informierte die Sprecherin.