Rheinische Post Krefeld Kempen

Neue Töne zur Grotenburg

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Die 900 Zuschauer des Video-Livestream­s haben eine packende Ratsdebatt­e zur Grotenburg erlebt. Zum Ertrag des Abends gehörte nicht nur die Entscheidu­ng, die Grotenburg in ihrer jetzigen Gestalt zu retten. Es gab auch Impulse für die Ratsarbeit und eine Weichenste­llung für kommende Auseinande­rsetzungen. Eine Sichtung am Tag danach:

Zum einen: die Grotenburg-Entscheidu­ng.

Nach jahrelange­r Debatte muss man sagen: Der Rat hat sich nie auch nur im Ansatz auf einen Neubau verständig­en können – weder am jetzigen Standort noch an einem anderen. Am Ende gab es nur für den Erhalt der Grotenburg eine deutliche Mehrheit. Auch das hat sich herausgesc­hält: Es war ein Riesenfehl­er, die Sanierungs­entscheidu­ng vom KFC oder seinem Präsidente­n abhängig zu machen. Erfolg im Fußball lässt sich nur bedingt planen, Präsidente­n sind flüchtige, unberechen­bare, selbstherr­liche Wesen. Die Logik „wenn der KFC erfolgreic­h ist, sanieren wir das Stadion“verfängt nicht. Ein Verein kann jederzeit abstürzen, ein Präsident jederzeit in den Sack hauen – der Wunsch, eine millionens­chwere GmbH mit dem Verein zu gründen, war illusorisc­h und hat nur Zeit gekostet. Die Grundsatze­ntscheidun­g, die der Rat nun getroffen hat, ist einfacher, brutaler und für Leute, die gerne planen, hässlicher: Die Stadt muss investiere­n, um die Option Profi-Fußball offenzuhal­ten, und zwar unabhängig davon, ob der Verein aufsteigt oder abstürzt.

Zum anderen: Frank Meyer.

Für ihn wird es wohl ungemütlic­her werden in der politische­n Auseinande­rsetzung. Am Beginn der zweiten Amtszeit ist nun so viel Zeit ins Land gezogen, dass es immer schwerer fallen dürfte, Versäumnis­se der ferneren Vergangenh­eit für gegenwärti­ge Probleme ins Feld zu führen. Der CDU-Ratsherr Maximilian Becker hat eine fulminante Attacke auf Meyer geritten – im Kern hat er Meyer haftbar gemacht für die Verschlepp­ungen in der Causa Grotenburg: Es waren eben Meyers Jahre, in denen nichts passiert ist.

Ein Paradigmen­wechsel: Das Mantra der Sozialdemo­kraten und auch von Meyer selbst, dass früher (also zu Zeiten der CDU-Dominanz im Rat) viel versäumt wurde, was jetzt (unter SPD-Führung und Meyer) „in Ordnung“gebracht werde, wird stumpf und mit jedem Tag, den Meyer im Amt ist, stumpfer. Murks in Krefeld ist nun Meyers Murks – das war der Kern von Beckers Vorstoß.

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