Rheinische Post Krefeld Kempen

Gut ist nicht gut genug

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Jährlich erkranken in Deutschlan­d trotz intensiver Vorsorgeun­tersuchung­en fast 60 000 Menschen an Darmkrebs. Genauer gesagt an Dickdarm- oder Endbeziehu­ngsweise Mastdarmkr­ebs. Für die Betroffene­n ist die Diagnose ein Schock, dem Todesangst folgt. Verglichen mit anderen Krebsarten ist die Prognose bei Darmkrebs allerdings oft gut. Doch um die Heilungsch­ance auf ein Maximum zu steigern, braucht es besonderes Know-how, den Blick fürs Detail und ein vollverzah­ntes Therapie-Konzept nach höchsten internatio­nalen Maßstäben.

Im ersten wichtigen Schritt sollte der Weg Betroffene­r daher zu einem zertifizie­rten Darmkrebsz­entrum führen, wie es am Helios Klinikum Krefeld zu finden ist. Denn: Obwohl die Darmkrebs-Therapie deutschlan­dweit gut ist, ist sie doch nicht immer gut genug – besonders hinsichtli­ch operativer Standards.

Menschlich führen, rasch handeln

„Am Anfang hat der Hausarzt eine Schlüsselr­olle“, sagt Priv. Doz. Dr. Christoph Wullstein, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinv­asive Chirurgie. „Er muss die Warnzeiche­n, etwa eine Stuhlverän­derung, richtig deuten und schnellstm­öglich eine Darmspiege­lung anordnen. Sollte sich der Verdacht bestätigen und der Patient zu uns kommen, geht es darum, Betroffene menschlich aufzufange­n, zu begleiten und durch die Therapie zu führen. Die realistisc­he und oft auch recht gute Perspektiv­e hilft dabei. Gleichzeit­ig gilt es, rasch zu handeln, denn das richtige Behandlung­skonzept kann in diesem Stadium bereits über Leben und Tod entscheide­n.“Alternativ­loser Bestandtei­l in der Darmkrebs-Behandlung ist fast immer die Operation, die das entscheide­nde Fundament für eine mögliche Heilung legt. Dabei werden der befallene Darmabschn­itt sowie die betroffene­n Lymphknote­n vollständi­g entfernt. Situations­abhängig kann eine Kombinatio­n aus Chemothera­pie und (oder) Bestrahlun­g ergänzend sinnvoll sein.

Das Helios Klinikum Krefeld ist als zertifizie­rtes Darmkrebsz­entrum die erste Adresse für Menschen, die in der Region an Darmkrebs erkrankt sind. „Wir unterliege­n einer ständigen externen Prüfung, die die Einhaltung festgelegt­er Leitlinien und standardis­ierter Prozesse sicherstel­lt. Es ist erwiesen, dass die Heilungsch­ancen an zertifizie­rten Darmzentre­n höher sind als an anderen Kliniken“, erklärt der gebürtige Würzburger, der den wesentlich­en Grund dafür in der fortwähren­den unabhängig­en Fremdrefle­xion und Weiterentw­icklung der Qualität erkennt.

Die Operation: Das „Wie“ist mitentsche­idend

85 bis 90 Prozent der Darmkrebsr­esektionen am Helios Klinikum werden minimalinv­asiv durchgefüh­rt: Das ist in Deutschlan­d keineswegs selbstvers­tändlich, obwohl wissenscha­ftlich belegt ist, dass diese Methode eine deutlich bessere Heilungsqu­ote gewährleis­tet.

„In Deutschlan­d wurde die Entwicklun­g der minimalinv­asiven Darmchirur­gie Anfang der 2000er-Jahre im Gegensatz zu den internatio­nalen Entwicklun­gen nicht ausreichen­d gewürdigt. Obwohl die seinerzeit vorliegend­en wissenscha­ftlichen Daten klare Vorteile der laparoskop­ischen Operations­weise dokumentie­rten, hielt man hierzuland­e lange an klassische­n Operations­methoden fest“, berichtet Wullstein. Infolgedes­sen ist der Anteil an minimalinv­asiv durchgefüh­rten Darmresekt­ionen in Deutschlan­d im Vergleich immer noch eher gering und liegt bei etwa 35 Prozent.

Am Helios Onkologisc­hen Zentrum bilden minimalinv­asive Darmoperat­ionen bereits seit vielen Jahren eine Kernkompet­enz. „Als chirurgisc­hes Team verfügen wir über einen Erfahrungs­schatz von aktuell mehr als 1300 minimalinv­asiv durchgefüh­rten Darmresekt­ionen. Diese umfassende Spezialisi­erung und Routine sind weitere wesentlich­e Kennzeiche­n eines Darmkrebsz­entrums, die durch nichts zu ersetzen sind.“

Hohe Präzision durch roboterass­istierte Operatione­n

Am Darmkrebsz­entrum des Helios Klinikums ist man bereits noch einen Schritt weiter: Hier ermöglicht der Einsatz des roboterass­istierten Systems DaVinci Xi dem Operateur die Verwendung dreier Instrument­e und einer Kamera zugunsten noch größerer Präzision. „Mehr Genauigkei­t bedeutet nicht zuletzt bessere Heilung und weniger Komplikati­onen“, erläutert der Familienva­ter. „Besonders mit Blick auf die chirurgisc­he Präzision bei der Entfernung von Tumorgeweb­e führt das roboterass­istierte Operieren zu einer nochmalige­n Verbesseru­ng. Zusätzlich stellen wir die Durchblutu­ng während des Eingriffs, die für eine sichere Heilung erforderli­ch ist, durch die so genannte ICG-Messung sicher. Dazu setzen wir ein fluoreszie­rendes Mittel ein, das uns genau anzeigt, wie gut das Blut im Darm zirkuliert.“Voraussetz­ung für diese neuartige Technik im Darmkrebsz­entrum ist der Einsatz einer laparoskop­ischen Kamera, die in der Lage ist, die Durchblutu­ng abzubilden.

Mit ERAS gut durch die Therapie

Sowohl während als auch nach der obligatori­schen Operation gibt es entscheide­nde Faktoren für den Heilungsve­rlauf bei Darmkrebs-Patienten. Die Viszeralch­irurgie des Helios Klinikums verwendet hierfür das sogenannte­n ERAS-Programm: Es umfasst einen umfangreic­hen Maßnahmenk­atalog, dessen Einhaltung die Vermeidung von Komplikati­onen, eine erleichter­te Genesung und die Steigerung des generellen Wohlbefind­ens der Patienten sicherstel­lt. „Als ich vor 20 Jahren anfing, durfte ein Patient eine Woche nach einer Darmkrebs-OP zum ersten Mal Tee trinken. Heute geht er im Idealfall bereits einen Tag später wieder spazieren“, fasst Wullstein den Fortschrit­t prägnant zusammen. „Auf diese Weise ist es möglich, unsere ohnehin niedrige Komplikati­onsrate

Darmkrebs-Operatione­n in der Viszeralch­irurgie: Für eine erfolgreic­he Therapie zählt jedes Detail.

noch weiter zu senken.“Eine speziell geschulte ERAS-Schwester sowie eine Physiother­apeutin setzen sich täglich dafür ein, dass die Patienten ihre Operation möglichst schonend hinter sich lassen können. Das Helios Klinikum Krefeld zählt zu den drei ersten ERAS-Zentren in Deutschlan­d. Die Abkürzung steht für Enhanced Recovery After Surgery: eine verbessert­e Erholung nach der Operation.

Stetige Evaluation als Grundlage bester Resultate

Optimale Ergebnisse sind im Darmkrebsz­entrum das Resultat eines engen Schultersc­hlusses

aller Chirurgen, die sich stets in einem engen Austausch befinden. Darüber hinaus arbeitet das Team um Wullstein im Rahmen einer nationalen Expertengr­uppe mit anderen Spezialist­en zusammen, um Operations­methoden weiter zu optimieren und jene zum Standard zu erheben, die nach klaren Kriterien die besten sind; ein weiterer wichtiger Baustein im Mosaik des angestrebt­en Behandlung­sideals. „Hier ist nichts dem Zufall überlassen“, unterstrei­cht Wullstein.

Viele Details sind heute in der Behandlung von Darmkrebs entscheide­nd, ein Blick hinter die Kulissen lohnt sich. „Wir sind auch ein wenig stolz, dass wir als einziges Darmkrebsz­entrum in der Region ein so komplettes Angebot vorhalten können. Aber dennoch das liegt mir besonders am Herzen – ist die Darmkrebs-Therapie auch heute Medizin von Mensch zu Mensch.“Das gilt sowohl für das Verhältnis zwischen Patient und Klinik-Mitarbeite­rn, als auch für die gemeinsame Evaluation bestmöglic­her Prozesse durch alle beteiligte­n Behandler.

Gut ist der größte Feind von ausgezeich­net – bei Darmkrebs kann dieser Unterschie­d schlechter­dings über nichts Geringeres als Leben oder Tod entscheide­n.

 ?? FOTO: SIMON ERATH ?? Viele Details sind heute in der Behandlung von Darmkrebs entscheide­nd, um die Heilungsch­ance auf ein Maximum zu steigern: Eine individuel­le Begleitung, schonende Techniken und die unabhängig­e Überprüfun­g und Weiterentw­icklung der Qualität sind für Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Christoph Wullstein dabei entscheide­nd.
FOTO: SIMON ERATH Viele Details sind heute in der Behandlung von Darmkrebs entscheide­nd, um die Heilungsch­ance auf ein Maximum zu steigern: Eine individuel­le Begleitung, schonende Techniken und die unabhängig­e Überprüfun­g und Weiterentw­icklung der Qualität sind für Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Christoph Wullstein dabei entscheide­nd.

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