Rheinische Post Krefeld Kempen
„Stadtpark Fischeln soll kein Disneyland werden“
Fördervereinsvorsitzender Bernd Scheelen ist dagegen, im Fischelner Stadtpark mehr Infrastruktur zu schaffen.
Herr Scheelen, Sie als Vorsitzender des Stadtpark Fördervereins sind überrascht von der Fülle der Vorschläge zur Nutzung und Möblierung des Stadtparks Fischeln, die Teilnehmer der im Moment laufenden Umfrage gemacht haben. Fühlen Sie dabei ein leichtes Unbehagen?
SCHEELEN Das nicht, aber zur Bewertung der Vorschläge für weitere bauliche Anlagen lohnt sich ein kurzer Blick in die Geschichte. Wenn ich jetzt vom Stadtpark spreche, meine ich den Bereich zwischen Kölner Straße und Mühlenfeld, den die Fischelner auch viel eher im Blick haben als den größeren Teil südlich von Stahldorf. Als wir vor 27 Jahren die ersten 60 Bäume in den Acker gepflanzt haben, war das der Startschuss zu einer beispiellosen Erfolgsgeschichte unter dem Motto „ein Park von Bürgern für Bürger“. Ziemlich schnell spendeten Fischelnerinnen und Fischelner, Schulklassen, Vereine und Unternehmen dutzende weitere Bäume, hunderte von Sträuchern, Wege, Bänke und Laternen sowie eine Boulebahn. Alles das und jeder Grashalm im Park ist über den Verein finanziert worden.
Der Park hat viele freie Flächen. Was steckt hinter der Gestaltungsidee? Wer hat das seinerzeit entworfen und warum hat man sich dafür entschieden?
SCHEELEN Wir vom Stadtpark-Förderverein haben die Planung der Stadt begrüßt, die große Freiflächen vorsah, etwas, was in Fischeln schon lange fehlte. Bei der rasanten Bauentwicklung der 60er, 70er und 80er Jahre wurde leider versäumt, freie Flächen gleich mit zu planen. Die Menschen genießen den weiten Blick über große freie Flächen, die auch typisch für den Niederrhein sind. Die Ruhe, die der Stadtpark Fischeln ausstrahlt, wollen wir bewahren und deshalb möchten wir dort kein „Disneyland“.
Warum glauben Sie, dass dort nicht mehr soviel Freizeit-Infrastruktur wie eingezäunte Hundewiesen, Spiel- oder Bolzplätze hinein gebaut werden darf? Die Flächen erscheinen ja eigentlich riesig. SCHEELEN Die freien Flächen des Parks bieten viele Möglichkeiten, sie regen die Fantasie an, ohne dass dort etwas gebaut werden muss. Sie sind für jedermann zugänglich. Junge Menschen spielen dort gerne Fußball und bringen sich kleine Aluminiumtore mit. Wir haben schon junge Männer dort Golf und Paare Federball spielen sehen. Im Sommer legen sich die Menschen dort gerne ins Gras. Die Hundebesitzer nutzen eine der größten Hundewiesen der Stadt, südlich des roten Hauptweges. Wir möchten sie ungern einzäunen, nur weil sich einige nicht an diese Fläche halten und ihre Hunde auch auf der nördlichen Wiese laufen lassen.
Welche „Neubauten“könnten Sie sich noch vorstellen? Und wann kommt der angekündigte Bewegungsparcour?
SCHEELEN Zusammen mit dem Bürgerverein Fischeln und dem Fischelner Turnverein werden wir den Bewegungsparcour hoffentlich noch in diesem Jahr mit den ersten vier Geräten beginnen können. Er ist für den Bereich zwischen Schwimmbad und Persiluhr geplant und befindet sich damit am östlichsten Zipfel des Parks. Für den westlichen Bereich, beiderseits Mühlenfeld, haben der
SV Neptun, der TC Stadtpark Fischeln und wir einen gemeinsamen Antrag an die Bezirksvertretung gestellt. Wir können uns dort z.B. eine Mountainbikestrecke zwischen dem Freibad und dem Weg zur angedachten Brücke vorstellen. Ansonsten kann jeder die freien Flächen für sportliche Aktivitäten nutzen. Vor kurzem wurden z.B. zwei Boxer an der Boulebahn gesichtet.
Ist für neue Bäume noch Platz? Was sind die Optionen für mögliche Baum-Spender?
SCHEELEN Bis heute sind schon drei Baumspenden für dieses Jahr avisiert. Auch dafür brauchen wir freie Flächen. In Abstimmung mit der Stadt empfehlen wir Bäume, die besser mit dem Klimawandel zu recht kommen. Die Kosten belaufen
sich meist zwischen 250 und 500 Euro. Im letzten Jahr hat uns die Interessengemeinschaft gegen die
Westumgehung aus ihrer aufgelösten Kasse einen Mammutbaum im Wert von 1.800 Euro gespendet. Sicher eine Attraktion in späteren Jahren. Auch so etwas ist möglich.
Was ist Ihr persönlicher Lieblingsplatz im Park?
SCHEELEN Ich setze mich hier nie hin, sondern spaziere nur über die Wege, von daher ist der komplette Park mein Lieblingsort. Gerne bin ich aber an der Boule-Bahn hier drüben, wenn unser alljährliches Turnier beginnt. Es gibt so viele Orte hier, mit denen ich etwas verbinde. Jeder Baum, jede Bank wurde gespendet, von Schulen, Privatleuten, Unternehmen oder Vereinen.