Rheinische Post Krefeld Kempen
Die Stehaufmännchen
Der KFC Uerdingen bekommt in dieser Saison einen Tiefschlag nach dem anderen, doch er ist nicht unter zu kriegen. Das war auch gegen den FSV Zwickau so, als sich die Mannschaft aufbäumte und beinahe noch gewonnen hätte.
Was hat die Mannschaft des KFC Uerdingen in dieser Saison nicht schon alles weggesteckt! Zu Saisonbeginn gab es den Knatsch mit den frei gestellten Kollegen Kevin Großkreutz und Dominic Maroh sowie die verletzungsbedingten Ausfälle der eigentlich als Leistungsträger eingeplanten Jan Kirchhoff und Torjäger Osayamen Osawe. Es folgte die finanzielle Misere mit ausstehenden Gehälter, die in dem Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens und dem Rückzug von Mikhail Ponomarev ihren Höhepunkt erreichte. Doch der angeschlagene KFC wurde inzwischen stabilisiert.
Sportlich setzte sich dieser Lauf in der vergangenen Woche fort. Eigentlich ist der Kader in der Innenverteidigung exzellent besetzt. Assani Lukimya und Edvinas Girdvainis bilden eines der stärksten Duo der Liga, vielleicht sogar das stärkste. Und der defensive Mittelfeldspieler Gino Fechner kann ebenfalls auf dieser Position spielen und ist dort mehr als nur Ersatz. Doch in der vergangenen Woche erlebte Trainer Stefan Krämer den Super-Gau: alle drei fielen für das Spiel gegen den FSV Zwickau aus – Lukimya verletzt, Fechner positiv auf Corona getestet, Girdvainis bei der litauischen Nationalmannschaft. Der KFC hatte plötzlich ein echtes Problem auf der Position.
Trainer Krämer bot den 20 Jahre alten Leon Schneider, der sich aber schon in der Abwehr bewährt hatte, und Christian Dorda in der zentralen Defensive auf. Doch ausgerechnet der 32 Jahre alte Routinier, der in den zurückliegenden Jahren auch den Ruf als Mr. Zuverlässig erworben hat, patzte nach nur 19 Sekunden, ließ sich von Zwickaus Torjäger Ronny König abschütteln, der die Gäste in Führung brachte. „Da hab ich mich nicht gut angestellt, das muss ich besser lösen“, sagte Dorda selbstkritisch.
Der Coach hatte damit gerechnet, dass die Ausfälle nur schwer zu kompensieren sein würden. „Wir wussten, dass wir Probleme in der Innenverteidigung bekommen, weil unsere etatmäßien Jungs ausfallen, die sich gegen König in der Luft schon mal helfen können“, sagte Krämer. „Dass sie aber so groß werden, dass wir nach 19 Sekunden zurückliegen, das hätten wir jetzt nicht gedacht. Das war ein Wirkungstreffer. Das hat die Mannschaft 20 Minuten gelähmt, da hätte Zwickau nachlegen können.“Es war im Nachhinein das Glück des Tüchtigen, dass der Ball sechs Minuten später bei einem Kopfball von Morris Schröter gegen die Latte klatschte.
Doch es war beeindruckend wie die Uerdinger diese Nackenschläge verkrafteten, sich über den Kampf das nötige Selbstvertrauen holten, immer sicherer wurden und sich mit dem Ausgleich belohnten. Der Ball kam über Dave Gnaase und Christian Kinsombi zu Adriano Grimaldi, der ihn ins Tor arbeitete. Damit hat der 29 Jahre alte Torjäger, der nach fast zweijähriger, verletzungsbedingter Leidenszeit endlich wieder fit ist, in den zurückliegenden vier Begegnungen jeweils ein Tor erzielt und damit maßgeblichen Anteil daran, dass der KFC ungeschlagen
KFC Uerdingen – FSV Zwickau 1:1 blieb, acht Punkte holte und im Kampf um den Klassenerhalt ein deutliches Zeichen gesetzt hat.
Und am Ende waren die Uerdinger dem Sieg sogar deutlich näher als die Gäste. Kinsombi und Gnaase scheiterten jedoch an Torhüter Johannes Brinkies. „Wenn Dave den macht, gehen wir als Sieger vom Platz“, sagte Kapitän Christian Dorda. In Sachen Abstiegskampf ist er zuversichtlich: „Es ist wichtig, dass wir über dem Strich stehen, es aus eigener Kraft schaffen können und nicht auf andere angewiesen sind.“