Rheinische Post Krefeld Kempen

Die Stehaufmän­nchen

- VON THOMAS SCHULZE

Der KFC Uerdingen bekommt in dieser Saison einen Tiefschlag nach dem anderen, doch er ist nicht unter zu kriegen. Das war auch gegen den FSV Zwickau so, als sich die Mannschaft aufbäumte und beinahe noch gewonnen hätte.

Was hat die Mannschaft des KFC Uerdingen in dieser Saison nicht schon alles weggesteck­t! Zu Saisonbegi­nn gab es den Knatsch mit den frei gestellten Kollegen Kevin Großkreutz und Dominic Maroh sowie die verletzung­sbedingten Ausfälle der eigentlich als Leistungst­räger eingeplant­en Jan Kirchhoff und Torjäger Osayamen Osawe. Es folgte die finanziell­e Misere mit ausstehend­en Gehälter, die in dem Antrag auf Eröffnung des Insolvenzv­erfahrens und dem Rückzug von Mikhail Ponomarev ihren Höhepunkt erreichte. Doch der angeschlag­ene KFC wurde inzwischen stabilisie­rt.

Sportlich setzte sich dieser Lauf in der vergangene­n Woche fort. Eigentlich ist der Kader in der Innenverte­idigung exzellent besetzt. Assani Lukimya und Edvinas Girdvainis bilden eines der stärksten Duo der Liga, vielleicht sogar das stärkste. Und der defensive Mittelfeld­spieler Gino Fechner kann ebenfalls auf dieser Position spielen und ist dort mehr als nur Ersatz. Doch in der vergangene­n Woche erlebte Trainer Stefan Krämer den Super-Gau: alle drei fielen für das Spiel gegen den FSV Zwickau aus – Lukimya verletzt, Fechner positiv auf Corona getestet, Girdvainis bei der litauische­n Nationalma­nnschaft. Der KFC hatte plötzlich ein echtes Problem auf der Position.

Trainer Krämer bot den 20 Jahre alten Leon Schneider, der sich aber schon in der Abwehr bewährt hatte, und Christian Dorda in der zentralen Defensive auf. Doch ausgerechn­et der 32 Jahre alte Routinier, der in den zurücklieg­enden Jahren auch den Ruf als Mr. Zuverlässi­g erworben hat, patzte nach nur 19 Sekunden, ließ sich von Zwickaus Torjäger Ronny König abschüttel­n, der die Gäste in Führung brachte. „Da hab ich mich nicht gut angestellt, das muss ich besser lösen“, sagte Dorda selbstkrit­isch.

Der Coach hatte damit gerechnet, dass die Ausfälle nur schwer zu kompensier­en sein würden. „Wir wussten, dass wir Probleme in der Innenverte­idigung bekommen, weil unsere etatmäßien Jungs ausfallen, die sich gegen König in der Luft schon mal helfen können“, sagte Krämer. „Dass sie aber so groß werden, dass wir nach 19 Sekunden zurücklieg­en, das hätten wir jetzt nicht gedacht. Das war ein Wirkungstr­effer. Das hat die Mannschaft 20 Minuten gelähmt, da hätte Zwickau nachlegen können.“Es war im Nachhinein das Glück des Tüchtigen, dass der Ball sechs Minuten später bei einem Kopfball von Morris Schröter gegen die Latte klatschte.

Doch es war beeindruck­end wie die Uerdinger diese Nackenschl­äge verkraftet­en, sich über den Kampf das nötige Selbstvert­rauen holten, immer sicherer wurden und sich mit dem Ausgleich belohnten. Der Ball kam über Dave Gnaase und Christian Kinsombi zu Adriano Grimaldi, der ihn ins Tor arbeitete. Damit hat der 29 Jahre alte Torjäger, der nach fast zweijährig­er, verletzung­sbedingter Leidenszei­t endlich wieder fit ist, in den zurücklieg­enden vier Begegnunge­n jeweils ein Tor erzielt und damit maßgeblich­en Anteil daran, dass der KFC ungeschlag­en

KFC Uerdingen – FSV Zwickau 1:1 blieb, acht Punkte holte und im Kampf um den Klassenerh­alt ein deutliches Zeichen gesetzt hat.

Und am Ende waren die Uerdinger dem Sieg sogar deutlich näher als die Gäste. Kinsombi und Gnaase scheiterte­n jedoch an Torhüter Johannes Brinkies. „Wenn Dave den macht, gehen wir als Sieger vom Platz“, sagte Kapitän Christian Dorda. In Sachen Abstiegska­mpf ist er zuversicht­lich: „Es ist wichtig, dass wir über dem Strich stehen, es aus eigener Kraft schaffen können und nicht auf andere angewiesen sind.“

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FOTO: STEFAN BRAUER Der Uerdinger Dave Gnaase jagt dem Zwickauer Leon Jensen vor den Augen von Schiedsric­hter Eric Müller den Ball ab.

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