Rheinische Post Krefeld Kempen
Tourismus braucht dringend Neustart
Hotels, Pensionen, Ferienhäuser und Campingplätze sind auf den Frühling vorbereitet. Im Jahr 2020 verzeichnete die Tourismusbranche am Niederrhein einen Brutto-Umsatzverlust von 660 Millionen Euro gegenüber 2019.
KREIS VIERSEN Die Tourismusbranche hofft auf Lockerungen des Lockdowns. Die Niederrhein Tourismus GmbH (NT) will gleichzeitig Appetit machen auf die Region zwischen Rhein und Maas und so die Sehnsucht nach Urlaub und Ausflügen stillen. „Es ist Zeit für einen Neustart“, sagte NT-Geschäftsführerin Martina Baumgärtner. Optisch sichtbar ist der Blick nach vorn durch den Internetauftritt des NT. Hier finden alle Urlauber und Kurzurlauber alle Informationen zu den verschiedenen Themenfeldern wie Wandern, Radfahren, Wassersport, Reiten und noch vielem mehr. „Wir wollen den Menschen Inspiration geben, aber auch eine schnelle Orientierung, was geht und was man darf, gerade auch in den Osterferien“, sagte Baumgärtner.
Mit seinen Kernthemen, den Radund Wanderwegen, sei der NT sehr gut aufgestellt. Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen, Reisemobil-Parkplätze und Campingplätze warteten darauf, wieder öffnen zu dürfen, um dem Gast sowohl besten Service als auch hohe Qualität bieten zu können. Baumgärtner zählte im Kreis Viersen 193 Ferienwohnungen, die sich inzwischen zahlreich (zurzeit 25 Prozent) für eine Klassifizierung durch den Deutschen Tourismusverbandes gemeldet haben. Im Drei-, Vier- und auch Fünf-Sternebereich sei man gut aufgestellt, sagte Baumgärtner. Mit dem Niederrhein-Shop und der Take-away-Aktion habe man versucht, die Betriebe zu unterstützen. Mit Blick auf die Zukunft sagte Baumgärtner: „Öffnung muss Kontinuität haben.“
Die aktuellen Zahlen geben keinen Anlass zum Jubel. 2019 zählte der NT noch 2,4 Millionen Übernachtungen, 2020 waren es nur noch 1,4 Millionen. „Das ist ein Minus
von rund 40 Prozent“, bilanzierte Landrat Andreas Coenen. Im NRW-Vergleich (46 Prozent Rückgang) stehe man zwar noch ganz gut da, aber das sei nur ein schwacher Trotz. Monetär bedeutet der Rückgang der Übernachtungen einen Verlust von rund 660 Millionen Euro brutto.
Dabei habe der Niederrhein an Attraktivität nichts verloren. Auf den unzähligen Rad- und Wanderwegen sei man vor Infektionen weitgehend geschützt, wenn die allgemeinen Schutzmaßnahmen eingehalten werden. Dazu sagte Coenen: „Ich glaube grundsätzlich, dass der Staat in all seinen Erscheinungsformen aufgerufen ist, Beschränkungen auf das notwendige Maß zu reduzieren.“Es sei richtig, die Grenzen zu den Niederlanden, so es denn möglich ist, offenzuhalten. Daraus folge, dass der Kreis Viersen bei der Berücksichtigung der Impfdosen stärker berücksichtigt werde. Eine zurzeit diskutierte und noch zu entwickelnde digitale Besucherlenkung könnte helfen, die Besucherströme an ausgewählten Orten nicht allzu groß werden zu lassen.
Auf den Premiumwanderwegen seien bereits Zählgeräte im Einsatz, erklärte Landrat Coenen, die derzeit allerdings nur für interne Zwecke genutzt würden. Dieses System müsse ausgebaut werden und auch sichtbar gemacht werden. Man kenne ein solches Verfahren bereits im Öffentlichen Personennahverkehr, wenn angezeigt wird, wann der nächste Bus kommt, oder auch von Autobahnen, Rastplätzen und Parkhäusern. Ähnlich könnten Wanderer erkennen, beispielsweise auf dem Premiumwanderweg „Niersauen-Runde“, dass die Strecke „voll“ist. Sicherlich müssten alternative Angebote sichtbar sein, bestenfalls schon im Vorfeld im Netz, und solch ein Verfahren müsste auch rechtlich gesichert sein. „Losgelöst von der Corona-Pandemie, dient eine solche Besucherlenkung dem Schutz der Natur, aber auch dem Grad der Zufriedenheit der Wanderer“, sagte Coenen. Auch Restaurants oder ein Kletterwald könnten von einem solchen System profitieren, ergänzte Martina Baumgärtner.
Auf einem guten Weg sieht Landrat Coenen die Bewerbung für die Landesgartenschau 2026 in Grefrath. Die Machbarkeitsstudie werde im Sommer vorliegen, dann entscheide der Gemeinderat, ob die Bewerbung eingereicht wird.