Rheinische Post Krefeld Kempen
Bei Senioren-Impfung ist NRW Letzter
Nur 39 Prozent der Immunisierungen entfallen auf Ältere. Nach Ostern sollen auch unter 80-Jährige zum Zug kommen.
DÜSSELDORF Die Impfkampagne in NRW kommt weiter nur mühsam voran: Nicht nur, dass Nordrhein-Westfalen bei den Impfquoten im Ländervergleich auf dem drittletzten Platz liegt. Hierzulande haben erst zehn Prozent der Bevölkerung eine Erstimpfung erhalten. Auch das Versprechen, zuerst vor allem Ältere zu impfen, wird in NRW nicht gehalten – jedenfalls geht das aus der Statistik des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor. Von den 1,8 Millionen Menschen, die an Rhein und Ruhr eine Erstimpfung erhalten haben, entfallen demnach nur 39 Prozent auf die Indikation Alter. Damit sind die über 80-Jährigen gemeint. Hinzu kommen Pflegeheim-Bewohner. Doch mehr als die Hälfte der Geimpften zählt in Nordrhein-Westfalen zur Gruppe derer, die aufgrund einer beruflichen Indikation geimpft wurden.
Das geht auch anders, wie der Ländervergleich zeigt: Im Bundesschnitt liegt der Anteil der Älteren an den Erstgeimpften bei 45 Prozent, in Bayern sind es 47 Prozent. Spitzenreiter sind dabei Berlin mit 70 Prozent und das Saarland mit 52 Prozent. Ebenso schlecht wie in NRW läuft es in Sachsen. Die Älteren sollten zuerst geimpft werden, weil bei ihnen die Gefahr schwerer oder tödlicher Verläufe besonders groß ist.
Das NRW-Gesundheitsministerium verweist darauf, dass es weiterhin große Meldedefizite der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV ) gibt. „Derzeit verzeichnen wir weiterhin massive Defizite in der Datenübermittlung an das RKI, so dass über die RKI-Daten kein valides Abbild des realen Impfgeschehens in NRW möglich ist“, erklärte eine Sprecherin von Karl-Josef Laumann (CDU). „Aktuell wird mit großem Personaleinsatz bei den Kassenärztlichen Vereinigungen daran gearbeitet, insbesondere Altfälle aufzuarbeiten.“
Melderückstände gibt es vor allem bei der KV Nordrhein: Sie hat dem RKI auch keine Daten für die Impfquote der über 80-Jährigen geliefert. In Westfalen sind 58,7 Prozent der über 80-Jährigen einmal geimpft. Das ist im Länder-Vergleich aber auch nicht viel: Das Saarland etwa kommt hier auf 73 Prozent.
Für Wirbel sorgt weiter der Impfstoff von Astrazeneca. „Das Ministerium hat mitgeteilt, dass in der letzten März-Woche für Köln 2620 Dosen Astrazeneca zur Verfügung stehen. Dies entspricht dem Kontingent eines Tages im Impfzentrum“, teilte die Stadt Köln mit Zorn zwischen den Zeilen mit. Dem Impf-Erlass des Landes sei außerdem zu entnehmen, dass bis 2. Mai keine Lieferungen von Astrazeneca an das Impfzentrum Köln durch das Land vorgesehen seien. Das Ministerium weist die Kritik zurück: Man werde den Impfzentren die detaillierten Mengen für den April in dieser Woche mitteilen. „Auch Köln wird im April weitere Mengen an Astrazeneca-Impfstoff erhalten.“
Zudem liefert das Land den Impfzentren zusätzliche Dosen des Herstellers Biontech, die nun auch für für berufsindizierte Impfungen verwendet werden können. „Den Impfzentren wurde alleine für diese Woche eine zusätzliche Liefermenge von 130.000 Dosen zugesagt, allein für Köln 7878 Dosen“, so Laumanns Sprecherin. Bisher wurden Lehrer, Kita-Erzieher, Polizei und Rettungsdienst-Kräfte vorwiegend mit Astrazeneca geimpft. Biontech ging vor allem an die Älteren.
Dabei soll es auch bleiben. Nach Ostern können die unter 80-Jährigen einen Impftermin ausmachen, und auch sie werden den Impfstoff von Biontech bekommen. Hierzu nannte der Gesundheitsminister am Montag Details: Ab 6. April können Bürger einen Termin vereinbaren, die zwischen dem 1. Februar 1941 und dem 31. Dezember 1941 geboren sind. Sie sollen noch in dieser Woche einen Brief von Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann und der zuständigen Kommune erhalten. Die Terminbuchung erfolgt online über www.116117.de sowie telefonisch über die Rufnummer 116 117. Daneben gibt es für jeden Landesteil eine eigene Rufnummer: 0800 116117-02 für Westfalen und 0800 116117-01 für das Rheinland. Das Ministerium bekräftigte: „Paarbuchungen sind möglich. Das Alter des Partners spielt keine Rolle.“