Rheinische Post Krefeld Kempen
Corona bringt Zweite Liga in Gefahr
Gleich drei Mannschaften sind derzeit im Unterhaus des deutschen Fußballs in Quarantäne. Dadurch wird der Spielplan komplett durcheinandergebracht. Es sind nur noch wenige Ausweichtermine möglich.
DÜSSELDORF Holstein Kiel ist derzeit Vierter in der Zweiten Liga. Die Norddeutschen haben vier Punkte Rückstand auf einen Aufstiegsplatz, aber auch bereits jetzt schon eine Partie weniger. Es werden weitere dazukommen. Denn zum zweiten Mal in dieser Saison wurde die gesamte Mannschaft samt Betreuerstab vom zuständigen Gesundheitsamt wegen Corona-Infektionen in Quarantäne gesteckt. Für die „Störche“wird das Saisonfinale knüppelhart werden. Denn spätestens am 23. Mai muss die Spielzeit beendet sein. Bis dahin müssen alle Nachholtermine ausgetragen werden. Schon jetzt ist klar, dass es ein Ritt auf der Rasierklinge werden wird. Noch ein paar Ausfälle mehr – und die Saison kann kaum normal zu Ende gespielt werden.
Vieles spricht für ein turbulentes Saisonfinale. Aktuell sind gleich drei Mannschaften „außer Betrieb“. Neben Kiel sind auch noch der SV Sandhausen und der Karlsruher SC für jeweils 14 Tage aus dem Verkehr gezogen worden. Auch beim KSC und in Sandhausen hatten sich die Fälle gehäuft und die Behörden haben schließlich die Notbremse gezogen. Durch die deutlich gefährlicheren Mutationen des Virus hat sich der Spielraum deutlich eingeschränkt. Während noch vor wenigen Monaten ein positiver Test nicht zwingend bedeutete, dass sich gleich die ganze Mannschaft in Isolation begeben musste, ist das mittlerweile fast immer automatisch der Fall.
Deshalb wurden die Hygieneregeln drastisch verschärft und Abläufe auf den Prüfstand gestellt. Unsere Redaktion hatte darüber berichtet, dass zum Beispiel bei Fortuna Düsseldorf verschiedene Bestimmungen
der Deutschen Fußball-Liga (DFL) nicht berücksichtigt wurden. Seither tragen alle Teammitglieder außerhalb des Trainingsplatzes, wie vorgeschrieben, Schutzmasken. Zudem unterziehen sich alle Spieler der Ersten und Zweiten Liga täglich vor der Zusammenkunft einem Schnelltest, zusätzlich gibt es zweimal in der Woche noch einen deutlich genaueren PCR-Test. Ziel: Infektionen
möglichst früh erkennen und so verhindern, dass größere Gruppen in Quarantäne müssen. Ein Plan der DFL, alle Teams vorsorglich in ein Quarantäne-Trainingslager zu beordern, fand zunächst keine Mehrheit unter den 36 Profiklubs.
Die sportlichen Entscheidungen in der Zweiten Liga können durch die coronabedingten Verschiebungen maßgeblich beeinflusst werden. Denn zahlreiche Mannschaften, für die es noch um einiges geht, sind davon betroffen. Die Gefahr ist groß, dass es durch die Terminenge zu enormen Belastungen für die Profis kommt und man aus dem Rhythmus gerät. Ein wirklich fairer Wettbewerb ist längst nicht mehr garantiert. Wer Glück hat, bleibt vergleichsweise verschont von den Auswirkungen. Andere dagegen
müssen in kürzester Zeit ein straffes Programm absolvieren und gucken, dass sie irgendwie unbeschadet durchkommen.
Da die Uefa noch immer daran festhält, im Sommer die verschobene Europameisterschaft auszutragen, hält sich der Spielraum der nationalen Liga in engen Grenzen. Alle Beteiligten sind darauf bedacht, den Saisonabbruch doch noch abzuwenden. Denn das hätte gravierende Folgen – eher unwahrscheinlich, dass man Entscheidungen auf einen Zeitpunkt nach dem EM-Turnier verschieben würde.
So wird in der Zweite Liga noch einmal alles kräftig durcheinandergewirbelt. Nach der Niederlage von Spitzenreiter Bochum gegen Paderborn ist nur sicher, dass noch nichts sicher ist. Der HSV und Fürth (ein Spiel weniger) mit je 50 Punkten sind keineswegs durch. Selbst Fortuna hat als Sechster mit sieben Punkten Rückstand noch eine kleine, aber durchaus vorhandene Chance. Das nächste Spiel der Düsseldorfer ist für den 18. April angesetzt. Dann reisen die Fortunen nach Osnabrück. Wenn denn nichts mehr dazwischenkommt.