Rheinische Post Krefeld Kempen
Ärzte sollen Impf-App unterstützen
Der digitale Nachweis soll das Reisen erleichtern. Die Corona-Warn-App soll diese Daten integrieren.
BERLIN Die Vorbereitungen dafür, dass in Deutschland und Europa eine oder mehrere digitale Impf-Apps das Reisen im Sommer erleichtern, gehen voran. Die Bundesregierung hat Gespräche mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV ) aufgenommen, damit Impfungen auch in eine App eingetragen werden können. Dies bestätigt die KBV unserer Redaktion. Außerdem sollen alle Impfzentren mit einer entsprechenden Software ausgestattet werden. Das erklärte die Bundesregierung im Digitalausschuss des Bundestages, so Anke Domscheit-Berg, Abgeordnete der Linken.
Die Tourismuswirtschaft begrüßt, dass der Staat auf diesem Weg einfacheres Reisen im Sommer ermöglichen könnte. „Jeden Schritt, der eine Impf-App unterstützt, finden wir gut“, sagt ein Tui-Sprecher. „Die Luftverkehrsunternehmen halten es für dringend erforderlich, dass technische Lösungen für Impfund Testnachweise implementiert werden“, erklärte ein Sprecher des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft. Es sei gut, dass Deutschland und die EU die Entwicklung von Apps vorantreiben, in denen die Daten von Corona-Impfungen, von Tests und von Covid-19-Infektionen abgespeichert werden, damit Menschen mit diesen Nachweisen ohne Quarantänepflicht bei Ankunft oder nach der Rückkehr aus dem Ausland reisen könnten. „Wir müssen schnell zu einer Regelung kommen, dass geimpfte und genesene Passagiere von Quarantänepflichten entbunden werden“, betonte der Sprecher.
Der digitale Impfpass wird wohl auf vielen Wegen verbreitet. So soll das deutsche Angebot kompatibel mit dem EU-Impfpass sein, der zwischen Mitte Mai und Ende Juni starten soll. So wie in Europa, wird es wohl die Möglichkeit geben, das digital auslesbare Testat auch in Papierform mitzunehmen (QR-Code).
Es ist außerdem sicher, dass die Corona-Warn-App der Bundesregierung den Impfpass enthalten soll. Auf diesem Weg könnten mehr als 25 Millionen Menschen von dem Angebot profitieren. Doch das deutsche Impfzertifikat soll auch noch in viele andere Apps eingebaut werden. „Es wird ein offener Baustein sein, den andere Apps integrieren können“, lobt Linken-Politikerin Domscheit-Berg.
Eine spannende Frage wird sein, ob und wie das deutsche Zertifikat in den „Iata Travel Pass“integriert wird, den der Weltluftfahrtverband Iata bald freischalten will. Die Lufthansa testet außerdem den vom Weltwirtschaftsforum entwickelten „Commonpass“auf Flügen in die USA, in den die Ergebnisse von Covid-19-Tests übertragen werden.
Vorbild aller digitalen Impfpässe ist der „grüne Pass“, der in Israel dokumentiert, dass ein Bürger immunisiert ist. Das erlaubt bevorzugten Zugang – etwa zu Fitnessstudios oder zu Restaurants. Hierzulande hält der Digitalexperte Pavel Richter es für logisch, dass es ein Nebeneinander
von Digitalpass und Impfdokument aus Papier gibt. „Der klassische Impfausweis könnte genutzt werden, falls jemand kein Handy dabei hat.“Wenn der digitale Impfpass startet, hält er es für denkbar, dass Arztpraxen helfen, bereits erfolgte Impfungen in die App zu übertragen, weil sie die Patienten kennen.
Zur Bekämpfung der Pandemie erhält derweil die Corona-Warn-App des Bundes eine neue Funktion: Während sie bisher nur meldet, wenn ein App-Nutzer einem anderen App-Nutzer für eine längere Zeit nahegekommen war, der sich nachträglich als mit Corona infiziert im System meldet, wird nun eine Risikowarnung nach betretenen Räumen möglich: Nutzer der App können sich in Räumen wie einem Restaurant per Auslesen eines QRCodes „anmelden“. Wenn sich dann nachträglich herausstellt, dass ein positiv getesteter anderer Mensch auch in dem Raum war, gibt es eine Warnung auf die App. Ziel der Erweiterung ist es, vor Risiken durch Aerosole zu warnen. Sie funktioniert aber nur, wenn beide Personen die Corona-Warn-App nutzen und positive Testergebnisse in das Warnsystem eingeben.