Rheinische Post Krefeld Kempen
Migranten fassen im Arbeitsmarkt schlechter Fuß
Eine gelungene Integration von Menschen ausländischer Nationalität in die Stadtgesellschaft lässt sich auch daran erkennen, welche Rolle sie auf dem Arbeitsmarkt einnehmen. Die Arbeitslosenquote, die Beschäftigungsqualität und das Besoldungsniveau sind dabei wichtige Indikatoren und wirken sich nicht nur auf das Leben der Betroffenen unmittelbar aus.
Das Leben besteht aus mehr als Karriere und einem hohen Einkommen. Gleichwohl ist das Maß der Integration der Menschen in den Arbeitsmarkt ein wichtiger Indikator für das Funktionieren einer Gesellschaft, einer Stadt und eines ganzen Landes. Ein Blick in die Statistik der Agentur für Arbeit Krefeld zeigt, dass die Stadtgesellschaft noch eine Menge zu tun hat, um zum Beispiel die Bewohner ausländischer Nationalität und ausländischer Herkunft zu integrieren.
Das könnte dann zu mehr Miteinander, zu höherer Kaufkraft, zu mehr Zufriedenheit, zur Aufwertung ganzer Wohnquartiere und vielem mehr führen. Die Stadt Krefeld und andere so genannte Player haben das an vielen Stellen bereits erkannt. Sprache und Bildung sind bekanntermaßen wichtige Schlüsselqualifikationen. Erfolge sind in der Regel nicht kurzfristig zu erzielen.
Über die Integration der so genannten Gastarbeiter-Generation muss man heute nicht mehr an erster Stelle reden – die ist längst erfolgt, wie Zahlen der Arbeitsagentur nahe legen. Es sind in der Regel die Menschen anderer Nationen, die erst seit kurzer Zeit in der Stadt sind, die sich zurechtfinden müssen und Hilfe benötigen – auch und vor allem auf dem Arbeitsmarkt.
Aktuell sind 14.151 Menschen aus Krefeld arbeitslos gemeldet. Fast 35 Prozent davon sind ausländischer Nationalität. Die Personen, die einen deutschen Pass haben, aber ihre Wurzeln in anderen Ländern, sind nicht erfasst. Mehr als zehn Prozent entfallen auf die Asylherkunftsländer Afghanistan, Eritrea, Irak, Islamische Republik Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia, Arabische Republik Syrien. 6,12 Prozent kommen aus der Türkei. Die Arbeitslosen aus den klassischen Gastarbeiterländern der 1960er- und 1970er Jahre – die so genannte GIPS-Staaten Griechenland, Italien, Portugal, Spanien – haben einen Anteil von 4,13 Prozent. Fast doppelt so viele Menschen sind aus Bulgarien, Estland, Kroatien, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn (EU-Osterweiterung) betroffen: 7,78 Prozent. Der Westbalkan: Albanien,
Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien und Osteuropa mit der Republik Moldau, Russische Föderation, Ukraine und Weißrussland fallen nicht ins Gewicht.
Für sich allein betrachtet sagen die Zahlen noch nicht so viel aus. Erst im Vergleich zu den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigen lassen sie sich einordnen. Zum Stichtag waren 84,933 Männer und Frauen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Der Anteil ausländischer Arbeitnehmer betrug 16,22 Prozent – 13,738 Personen. Der Anteil der Gruppe bei den Arbeitslosen ist hingegen mehr als doppelt so groß. Noch deutlicher wird der Unterschied bei den Arbeitnehmern aus Asylherkunftsländern. Da ist die Quote der arbeitslos gemeldeten Menschen mit 10,15 Prozent knapp achtmal so hoch wie der an den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigen. Dort machen sie mit 1156 Männern und Frauen 1,36 Prozent aus.
Allerdings muss man zwischen erwerbstätig und sozialversicherungspflichtig beschäftigt unterscheiden. Ein Grund: Viele ausländische Staatsbürger arbeiten als Selbstständige oder mithelfende Familienangehörige. Damit sind sie zwar erwerbstätig, tauchen aber nicht als Beschäftigte in der Beschäftigungsstatistik auf.
Anteilsmäßig seien Ausländer öfter ausschließlich geringfügig beschäftigt und bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten anteilsmäßig in Branchen wie Lebensmittelherstellung, Textilberufe, Bauberufe, Fahrzeugführer, Reinigung oder Hotel-und Gaststätten stärker vertreten, sagte ein Sprecher der Agentur für Arbeit.
Die Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote für Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch sei, richte sich – wie bei allen Kunden der Agentur für Arbeit – unter Beachtung bestehender Gesetzgebungen und Weisungen nach „individuellen“Kriterien, informierte der Sprecher der Agentur für Arbeit Krefeld. Generell seiend anteilsmäßig mehr Männer als Frauen arbeitslos und auch beschäftigt. Das liege an allgemeinen Gründen wie Familienoder Betreuungsphasen. Dieser Trend sei in einigen Gruppen wie zum Beispiel bei den Asylherkunftsländern stärker ausgeprägt.
Die überwiegende Mehrheit der Menschen mit Migrationshintergrund gehe einer bezahlten Tätigkeit nach. Das zeigten die Erwerbstätigenquoten aus dem Mikrozensus: 94,6 Prozent bei Menschen mit Migrationshintergrund und 93,1 Prozent bei ausländischen Staatsbürgern (zum Vergleich: 97,6 Prozent bei Deutschen ohne Migrationshintergrund), so der Mediendienst Integration. Eindeutige Statistiken zur Arbeitslosigkeit von Menschen mit Migrationshintergrund gebe es nicht, da sie nicht gesondert in der Arbeitslosenstatistik erfasst würden. Es gebe aber Hinweise darauf, dass sie häufiger arbeitslos seien, berichtete der Mediendienst Integration.