Rheinische Post Krefeld Kempen
So erfolgreich ist „Grefrath hilft“
Die Initiative „Grefrath hilft“wurde vor sechs Jahren ins Leben gerufen. Sie unterstützt Flüchtlinge, Asylsuchende und Bedürftige. Im Mittelpunkt steht die Hilfe zur Selbsthilfe.
GREFRATH Der Name ist Programm: „Grefrath hilft“. Eckhard Klausmann hat diese Initiative mit vielen anderen Helfern 2015 ins Leben gerufen. Das Ziel ist so einfach wie verständlich: Flüchtlinge und sozial benachteiligte Menschen brauchen Hilfe – dringend. „Wir möchten die Menschen unterstützen, aber es soll eine Hilfe zur Selbsthilfe sein“, erklärt Klausmann, der auch Fraktionsvorsitzender der Grefrather Wählergemeinschaft GOVM ist. Man habe Wohnungen vermittelt, man habe die Menschen in Jobs gebracht oder auch nach Ausbildungsplätzen gesucht. „Einige haben ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen, sind inzwischen integriert“, sagt Klausmann.
Wichtig ist ihm, dass es eine Hilfe zur Selbsthilfe bleibt. Viele der Bedürftigen, der Geflüchteten hätten traumatische Erlebnisse zu verarbeiten. Dennoch müssten sie an die Initiative herantreten und sich aktiv daran beteiligen, ihren eigenen Weg zu finden. Nach intensiven Gesprächen werde – je nach Stärken und den Tätigkeiten, die sie in ihrem Heimatland ausübten – gezielt nach Jobs gesucht. Es wird nach dem passenden Weg gesucht, das Leben selbst zu gestalten.
Den Start fand die Initiative bei einem Begegnungsfest am Grefrather Reinersbach. Vorher hatte Klausmann im Rahmen seiner Tätigkeit und in Zusammenarbeit mit seinem Unternehmen Lebensmittel an die Tafel gespendet. Es folgten Gespräche an runden Tischen, Netzwerke wurden aufgebaut, Spender gesucht. Zu diesem ersten Begegnungsfest kamen über 500 Besucher: Obdachlose, Flüchtlinge und Asylsuchende kamen mit der Grefrather Bevölkerung in Kontakt. Danach zählte Klausmann rund 80 Mitstreiter, die ihre Hilfe anboten.
Da ist Mariam aus Syrien. Sie konnte im Rahmen der Familienzusammenführung nach zweijähriger Trennung ihren Mann und Sohn wieder in die Arme nehmen. In Syrien hatte sie als Lehrerin gearbeitet, heute ist sie stellvertretende Leiterin
einer Großtagespflege.
Da ist Ahmad aus Syrien. Er floh nach schrecklichen Erlebnissen des Krieges. Er sieht das Erlernen der deutschen Sprache als Schlüssel zur Integration und arbeitet heute in der Pflege.
Da ist Ismail aus Somalia. Er lernte die deutsche Sprache, fand eine Ausbildungsstelle bei einer Baumschule und hat inzwischen die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen.
Da ist Zuhir aus Syrien. Er half schon im Auffangscamp bei der medizinischen Station des Roten Kreuzes und hat nach mehreren Praktika eine Ausbildung in einem Krefelder Krankenhaus abgeschlossen.
Und da sind Satar aus Afghanistan, Mohamad, Wesam und Khaled aus Syrien, die alle ihren Weg gefunden haben. Genauso wie Magdalena aus Polen, die aus politischen Gründen nicht mehr in ihr Heimatland zurückkehrte. Oder Noorulhagh aus Afghanistan, der bei einem Dachdeckerbetrieb seine Ausbildung abschließen will.
Diese und noch weitere Beispiele werden in der Broschüre „Angekommen“beschrieben. Beate Krempe, Künstlerin und Vorsitzende des Kulturforums in Willich, hat die Menschengeschichten aus Grefrath, Nettetal und Willlich gebündelt,
Grefraths Bürgermeister Stefan Schumeckers stellte in seinem Grußwort Fragen, die für sich sprechen: „Wie mutig wären wir? Wie hoch muss das Maß der Verzweiflung sein? Wie und wobei kann ich unterstützen? Wie möchte ich behandelt werden, in dieser Situation?“
Kann man das Engagement von „Grefrath hilft“erklären als Begleitung beim Jobcenter, Wohnungsamt und Helfer im Alltag? „Vielleicht, ja“, ist Klausmanns knappe Antwort. Inzwischen hilft die Initiative
nicht nur den Geflüchteten. Beispielsweise werden ältere Menschen zum Impfzentrum nach Dülken gefahren. Familien oder Tafel-Kunden werden ebenfalls unterstützt. Eckhard Klausmann ist es wichtig zu betonen, dass nicht nur die Initiative hilft, sondern ganz Grefrath. „Wir helfen den Menschen, die Hilfe benötigen, die alleine nicht mehr zurechtkommen, in Situationen, in denen der Staat Lücken nicht mehr schließen kann“, sagt er. Wenn Unterstützung benötigt wird, hilft eine Anfrage in der Whatsapp-Gruppe.
„Es findet sich immer jemand, der aktiv werden will“, sagt er. So entstehen durchaus Verbindungen, die lange halten.
Inzwischen haben die, nennen wir es Erfolgsgeschichten, die Runde gemacht. Eckhard Klausmann sind Menschen bekannt, die ihren Weg auch ohne Hilfe finden. Und andererseits kennt er auch Fälle, die unter der Rubrik Wirtschaftsflüchtling geführt werden können. „Man erkennt recht schnell, wer selbst etwas bewegen will“, sagt er, „da wollen wir Grefrather helfen.“