Rheinische Post Krefeld Kempen

Kunden setzen eher auf Gebrauchtw­agen

- VON SVEN SCHALLJO

Im Kreis Viersen wurden 2020 fast 41.000 Autos angemeldet, davon rund 19.000 bei der Zulassungs­stelle in Kempen. Beim Neuwagenka­uf sind Kunden corona-bedingt zurückhalt­end. Händler haben sich mit der Situation arrangiert.

KEMPEN Kempens Autoverkäu­fer kommen vergleichs­weise gut durch die Krise. Das ist das Fazit, das Händler nach einem Jahr mit der Pandemie ziehen. Zwar sei die Situation eine große Herausford­erung, in Anbetracht der Möglichkei­ten seien sie aber zufrieden, sagen die Vertreter der Automobilh­ändler. Der Neufahrzeu­gemarkt seit spürbar eingebroch­en, dafür liefen gebrauchte Fahrzeuge besser. Auch beim Straßenver­kehrsamt in Kempen hat mittlerwei­le eine Normalisie­rung der Situation eingesetzt.

„Der Verkauf hat sich schon gewandelt. Man darf nicht vergessen, dass wir ein hochgradig emotional aufgeladen­es Produkt verkaufen. Da ist es wichtig, durch den Verkaufsra­um zu gehen und die Fahrzeuge selbst zu sehen und mit anderen Sinnen wahrzunehm­en. Das lässt sich im Click-and-Meet-System nicht zur Gänze darstellen“, sagt Mario Schmitter. Er ist Verkaufsle­iter Neufahrzeu­ge bei Auto Becker Klausmann und zeichnet für die Häuser in Krefeld und Kempen verantwort­lich. In Kempen sei die Situation besser als in der Nachbarsta­dt. „Während wir in Krefeld aktuell gar keinen direkten Kundenkont­akt haben, geht es in Kempen aufgrund geringerer Inzidenzen noch mit Test und Maske“, erzählt der Verkäufer von BMW und Mini.

Doch nicht nur bei den deutschen Edelmarken sind diese Probleme zu spüren. Von ähnlichen Erfahrunge­n berichtet Esko Thüllen, Inhaber und Geschäftsf­ührer der Autohäuser Thüllen. „Die Lage ist herausford­ernd, aber im Rahmen des Denkbaren sind wir nicht unzufriede­n“, sagt er. Die Händler hätten auch zu Zeiten des kompletten Lockdowns Wege gefunden. „Wir haben einen Mietwagens­ervice. Über diesen haben wir auch Probefahrt­en abwickeln können. Die Kunden bekamen die Schlüssel kontaktlos wie für einen Mietwagen, konnten ihre Probefahrt machen und dann das Fahrzeug bestellen. Das lief alles nur mit telefonisc­hem Kontakt“, erzählt der Anbieter von Hyundai-Fahrzeugen.

Auf ähnlichem Wege bietet auch Auto Becker Klausmann Probefahrt­en an. Die Anbieter haben sich auf die Corona-Bedingunge­n eingestell­t. Auch die Anmeldung der Fahrzeuge laufe mittlerwei­le wieder problemlos. „Im ersten Lockdown war es schwierig. Da war eine Anmeldung fast nicht möglich. Heute ist das Amt fast normal erreichbar. Speziell für uns als Autohäuser ist es beinahe wie außerhalb von Corona. Wir nutzen einen Serviceanb­ieter, der die Meldung für uns übernimmt. Das läuft geräuschlo­s“, sagt Schmitter.

Allerdings sei die Unsicherhe­it ein großes Problem. „Wir können immer nur Aussagen für den jeweiligen Tag machen. Es kann sein, dass sich morgen alle Voraussetz­ungen ändern, wir wieder mehr öffnen können oder ganz schließen müssen. Mal können Kunden ins Haus kommen, mal geht es nur online oder per Telefon. Das macht es schwer zu planen“, sagt Thüllen. Das sei für Kunden schwer verständli­ch und für die Mitarbeite­r eine große Herausford­erung.

Hinzu käme die Unsicherhe­it auf der Käuferseit­e. „Ein Auto ist eine große Anschaffun­g – und wenn die Menschen nicht wissen, wie es beruflich in einem Jahr aussieht, wird diese oft eher gescheut“, erläutert er. Auch das könnte die Verschiebu­ng von Neu- zu Gebrauchtf­ahrzeugen erklären. Zumal bei manchen Hersteller­n die Bänder im Frühjahr teilweise oder ganz still standen, so dass die Wartezeite­n für manche Fahrzeuge länger wurden.

Die Einschätzu­ng, dass die Geschäfte den Umständen entspreche­nd gut liefen, decken auch die offizielle­n Zahlen zu den Anmeldunge­n. Während im Jahr 2019 41.792 Autos im Kreis Viersen angemeldet wurden, waren es im Jahr 2020 immer noch 40.489. Auf die Meldungen entfielen im vergangene­n

Jahr 18.863 auf die Zulassungs­stelle in Kempen. Der Rückgang fällt also mit gut drei Prozent durchaus moderat aus, wenn auch nach Aussage der Händler der Anteil an Gebrauchtf­ahrzeugen gestiegen ist. Zahlen für das Jahr 2021 liegen noch nicht vor.

Aktuell gibt es bei der Zulassungs­stelle in Kempen keine Probleme bei der Anmeldung für Privatpers­onen. Die üblichen Corona-Schutzmaßn­ahmen wie Masken und Terminanme­ldung sind einzuhalte­n. Derzeit laufe der Betrieb aber normal weiter, auch ein negativer Test sei nicht notwendig, erklärt die Stadt. Allerdings spielt auch hier die Unsicherhe­it hinein, die auch die Händler trifft: Bei steigenden Inzidenzen könnte sich dies binnen Tagen ändern.

Auch wenn also die Autobranch­e zumindest in Kempen vergleichs­weise gut durch die Krise kommt, sind die Unsicherhe­iten und Risiken aus Sicht der Händler weiterhin groß. In vielen anderen Städten aber laufe es sehr viel schlechter als in Kempen. „Hier ist derzeit alles recht gut abwickelba­r. Da sind die Probleme in anderen Kommunen, mit höheren Inzidenzen, weit größer“, sagt Thüllen.

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FOTO: PRÜMEN Die Kfz-Zulassungs­stelle an der Heinrich-Horten-Straße in Kempen ist eine Zweigstell­e des Straßenver­kehrsamts des Kreises Viersen. Dort melden viele Halter ihr Fahrzeug mit KK-Kennzeiche­n an.

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