Rheinische Post Krefeld Kempen
Die Energiewende ist machbar
Als Vorstandsvorsitzender des Texthelden-Projektpartners Stadtwerke Düsseldorf arbeitet Julien Mounier daran, die Landeshauptstadt klimaneutral zu machen. Wie das gelingen kann, erzählt er im Interview.
Im Jahr 2019 riefen viele große Städte in Nordrhein-Westfahlen den Klimanotstand aus und erkannten damit die Notwendigkeit an, der Klimakrise aktiv etwas entgegenzusetzen. Auch Düsseldorf war dabei und arbeitet nun mit Hochdruck an der Aufgabe, bis 2035 klimaneutral zu werden. Julien Mounier ist seit diesem Jahr Vorstandsvorsitzender bei den Stadtwerken Düsseldorf, einem der größten Energie-Dienstleister der Region. Die wohl größte seiner neuen Aufgaben ist es, die Landeshauptstadt bei ihrem Vorhaben zu unterstützen. Warum er fest daran glaubt, dass dies gelingen kann, wie die Zukunft aussehen könnte und weshalb die Stimme junger Menschen von „Fridays for Future“wichtig ist, verrät er im Interview.
Herr Mounier, warum haben Sie sich für die Stadtwerke entschieden?
Ich bin mittlerweile seit 20 Jahren in Deutschland und habe schon einige Jahre in verschiedenen Unternehmen im Bereich der Wasser- und Energieversorgung gearbeitet. Im vergangenen Jahr habe ich dann einen Anruf erhalten und mir wurde gesagt: „Wir suchen jemanden für die Stadtwerke Düsseldorf.“Da habe ich gefragt: „Auch einen Franzosen?“Die Antwort war: „Ja, auch einen Franzosen!“Ich war erstaunt und überrascht über das attraktive Angebot. Für die Landeshauptstadt Düsseldorf zu arbeiten, ist etwas Besonderes. Und auch das Ziel, bis 2035 klimaneutral zu werden, fand ich spannend.
Was gehört zu Ihrem Tätigkeitsfeld als Energie- und Digitalexperte? Welche Herausforderungen bringt Ihr neuer Job mit sich?
Die wichtigste Aufgabe der Stadtwerke ist es, die Düsseldorferinnen und Düsseldorfer immer zuverlässig mit Strom, Wärme und Wasser zu versorgen. Die Idee ist, dass durch unser Wirken die Lebensqualität verbessert wird. Dafür entwickeln wir digitale und innovative Lösungen. Wir werden in den nächsten Jahren deutliche Veränderungen im Transport- und Erzeugungsbereich vornehmen, um unsere Infrastruktur so klimaneutral wie möglich zu gestalten. Meine Aufgabe besteht darin, die Zukunft in den Blick zu nehmen, um sicherzustellen, dass die richtigen Entscheidungen in Richtung Klimaneutralität getroffen werden.
Düsseldorf hat den Klimanotstand ausgerufen. Was bedeutet das für die Stadtwerke Düsseldorf?
Wir wollen und müssen die Stadt auf dem Weg begleiten, bis 2035 klimaneutral zu sein. Das bedeutet, dass wir auch in unserem Unternehmen die Infrastruktur umstellen und anpassen müssen, also die Emissionen in unserem Erzeugungspark und unseren Produkten reduzieren. Gleichzeitig bedeutet das auch, den Kunden die Angebote zu machen, die zu Klimaneutralität führen. Das ist nicht nur auf den Strom, der aus der Steckdose kommt, begrenzt, sondern beinhaltet auch Optionen, selber Strom zu erzeugen, beispielsweise durch Photovoltaik-Angebote, also die Umwandlung von Sonnenlicht in Energie mittels Solarzellen. Ich finde es eine tolle Aufgabe, die wir vor uns haben, denn Klimaschutz steigert die Lebensqualität in der Stadt.
Wie können unternehmensintern Emissionen reduziert werden?
Das läuft ähnlich ab wie zu Hause! Man schaut, was man verbraucht, man schaut auf seine Energieverträge und seine Energieerzeugung. Unser Unternehmen ist maßgeblich durch seine Erzeugung geprägt, also wie viel CO₂ wir produzieren und was wir hier einsparen können. Aber ein gutes Unternehmen achtet auch auf andere Bausteine: Welche Autos fahren wir, wie nachhaltig gestalten wir den Arbeitsalltag? Es geht also nicht nur um Erzeugung, sondern auch um Verkehr, Logistik und um das, was wir einkaufen.
Denkt man an Klimaschutz, denkt man automatisch an erneuerbare Energien. Welche Rolle können die Stadtwerke Düsseldorf dabei spielen?
Hier wäre die einhundertprozentige Tochterfirma Grünwerke der Stadtwerke Düsseldorf zu nennen. Diese unterstützt uns, um erneuerbare Energien überall in Deutschland auszubauen. Aber wir müssen auch lokal denken. Deshalb wollen wir die Sonnenenergie in Düsseldorf massiv ausbauen und emissionsfreie Mobilitätsangebote vor Ort machen. Wir arbeiten aber auch an zusätzlichen Lösungen wie der Nutzung von industrieller Abwärme und Tiefengeothermie, um klimaneutrale Wärme anzubieten.
Was denken Sie: Ist die Energiewende bis 2035 in Düsseldorf zu schaffen?
Ja! In Düsseldorf ist die Energiewende machbar. Man merkt, dass Politik und die Wirtschaft die Entscheidungen mittragen, was sehr wichtig ist, um dieses Ziel zu erreichen. Wir sind also auf dem richtigen Weg.
Wie können Düsseldorfer und Düsseldorferinnen dabei helfen, die Stadt klimaneutral zu machen?
Wie alle Menschen weltweit sollten sie auch für sich selbst an dem Thema arbeiten. Man darf nicht vergessen, dass ein nachhaltiges Leben gleichzeitig auch sehr gesund ist. Wenn man also gesund lebt, lebt man auch nachhaltig.
Wo können junge Leute ansetzen?
Ich muss sagen, dass ich die Bewegung von „Fridays for Future“in den vergangenen Jahren sehr zu schätzen gelernt habe. Für junge Leute ist es wichtig, sich gut zu informieren, damit sie an der Debatte teilhaben können. Gerade bei diesen Themen ist das wirklich wichtig, weil junge Menschen dadurch Druck ausüben können. Ich glaube, dass gut informierte junge Leute einen großen Beitrag leisten können. Ich fühle mich selber noch jung und hoffe, dass auch ich die richtigen Entscheidungen für Düsseldorf treffen kann.