Rheinische Post Krefeld Kempen
Bulle Roth trainierte kurz die Preussen
(sti) Franz „Bulle“Roth steht für die Hochzeit des FC Bayern München. Ihm gelang etwas, das selbst einem Lionel Messi und einem Christiano Ronaldo verwehrt blieb. Er schoss in drei Endspielen um den Europapokal jeweils das 1:0 für den deutschen Fußball-Rekordmeister. Jetzt feierte der einst so kraftvolle Mittelfeldspieler seinen 75. Geburtstag. Was nur noch eingefleischte Fans des Krefelder Amateurfußballs wissen, Bulle Roth steht auch für eine Episode in der glorreichen Zeit des KTSV Preussen Krefeld, als der Verein Ende der 1980er- bis Anfang der 1990er Jahre mit dem Krefelder Fußball-Manager und Mäzen Axel Morell einen Durchmarsch von der Kreisliga bis in die Oberliga hinlegte. Der Sportfreund und Geschäftsmann Morell kannte den Bayer vom Tennis und bat ihn kurzerhand, die Preussen-Elf in der Saisonvorbereitung zu trainieren, weil der eigentliche Coach verhindert war. Franz Roth ist der Bitte gerne nachgekommen und hat sich damit auch in den Krefelder Fußball-Annalen verewigt. Der bodenständige Roth kickte 1965 selbst noch in der C-Klasse. Zwei Jahre später schoss er die Bayern gegen die Glasgow Rangers (1:0 n.V.) im Pokal der Pokalsieger zum ersten internationalen Titel. „Nicht mit Kraft, sondern mit viel Gefühl“, wie er sich erinnerte, also ganz untypisch für ihn. Denn eigentlich war der Bauernsohn, der vor jedem Spiel zwei Stück Kuchen aß, für seine Urgewalt bekannt. Sein Führungstreffer im Landesmeister-Finale 1975 gegen Leeds United (2:0) war „ein Kraftakt“. 1976 hämmerte er gegen St. Etienne einen Freistoß zum goldenen 1:0 ins Tor. Als er 1966 zu den Bayern kam, sagte Coach Tschik Cajkovski über den Neuen aus dem Allgäu, dieser habe „Kraft wie Muh“. Torwart Sepp Maier korrigierte: „Aber Trainer, das heißt bei uns Bulle.“Roth hatte seinen Spitznamen weg.