Rheinische Post Krefeld Kempen
Kinderärzte warten auf den Startschuss
Chronisch Kranke können Impfzentren aufsuchen. Einschränkungen gibt es bei Partner-Impfungen.
DÜSSELDORF Die Impfkampagne kommt in Schwung: Bundesweit wurden am Mittwoch 1,1 Millionen Impfungen gespritzt, allein in NRW 230.857. Das sei Rekord, so Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). Am Mittwoch seien 1,3 Prozent der NRW-Bevölkerung geimpft worden. Damit lag das Impftempo im Land über dem Tagesschnitt in den USA, wie Laschet prophezeit hatte. Insgesamt aber hängt NRW hinterher: Erst 7,3 Prozent der Bevölkerung sind vollständig geimpft, im Bundesschnitt sind es 7,5 Prozent, in den USA mehr als 28 Prozent. Endlich gibt es eine Perspektive für Kinder. Der Hersteller Biontech hofft bis Sommer auf eine Zulassung von Impfstoff für Kinder ab zwölf.
Kinder Biontech will in Kürze bei der EU die Zulassung für Kinder von zwölf bis 15 Jahren beantragen, wie eine Biontech-Sprecherin sagte. Schon jetzt ist Biontech für Jugendliche ab 16 zugelassen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geht davon aus, dass im Falle einer Zulassung Kinder dieser Altersgruppe eine erste Immunisierung spätestens in den Sommerferien bekommen könnten. Später soll auch die Dosierung für Jüngere getestet und zugelassen werden. Die Kinderärzte in Nordrhein warten nur auf den Startschuss: „Sobald die Zulassung für den Impfstoff da ist, werden die Kinderärzte in Nordrhein nicht zögern, ihn zu verimpfen“, kündigte Frank Bergmann, Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KV), an. Bislang können sie nur Kinder über 16 impfen, denn nur für sie ist ein erster Stoff (nämlich der von Biontech) zugelassen. Zudem müssen die Kinder Teil einer Priorisierungsgruppe sein, das heißt etwa chronisch krank oder Bezugsperson einer Schwangeren.
Über 60-Jährige Neues gibt es in NRW auch für Ältere. Die Arztpraxen wollen bald damit beginnen, die über 60-Jährigen zu impfen, wie die KV ankündigte. In den Impfzentren ist das noch nicht erlaubt, hier muss erst das NRW-Gesundheitsministerium grünes Licht geben. „Wir werden jetzt mit der Priorisierungsgruppe 3 anfangen“, kündigte Carsten König, Vizechef der KV Nordrhein und selbst impfender Arzt, an. In der Priorisierungsgruppe 3 sind Menschen über 60 Jahren sowie Personen aus Unternehmen, die zur kritischen Infrastruktur zählen.
Über 70-Jährige Eine Verschlechterung gibt es für diese Gruppe: Künftig können über 70-Jährige, die sich im Impfzentrum impfen lassen wollen, nicht mehr ihren Partner mitanmelden, wenn dieser jünger als 70 Jahre ist. Das habe das NRW-Gesundheitsministerium so entschieden, erklärte die KV. Es sei aber in Nordrhein weiter möglich, dass über 70-Jährige ihren über 70-jährigen Partner mit anmelden.
Chronisch Kranke Chronisch Kranke können sich künftig in Impfzentren impfen lassen, wie das Ministerium entschieden hat. Das finden die Kassenärzte nicht gut und verweisen darauf, dass sie die Krankengeschichte und Nöte ihrer Patienten am besten kennen. „Die chronisch Kranken können auch weiterhin in die Praxen kommen“, betonte König.
Prognose Die KV erwartet, dass bis Ende Juni 80 Prozent der Erwachsenen in NRW einmal geimpft sein können. Das geht aus einer Prognose hervor, die die KV mit der Software des Kassenärzte-Instituts ZI auf Basis der Impfstoff-Lieferpläne erstellt hat. Dafür müsste jede Praxis im Schnitt 100 Dosen pro Woche verimpfen. Verimpfen die Praxen nur 50 Dosen, wird es erst zum 1. August so weit sein. „Wir haben den Impfturbo gezündet“, sagte KVChef Frank Bergmann. Bald sollen auch die Fachärzte im großen Stil einbezogen werden. Bisher sind erst zehn Prozent von ihnen beteiligt.