Rheinische Post Krefeld Kempen
Schritt für Schritt zur Normalität
Frankreich will seine strengen Corona-Maßnahmen in vier Etappen wieder aufheben, in den Niederlanden wurden einige Lockerungen verschoben. Das Urlaubsland Spanien baut stark auf einen digitalen Impfpass. Ein Überblick.
PARIS Die Staaten in Europa gehen unterschiedlich mit den teils hohen Inzidenzwerten um und präsentierten sogar Öffnungsstrategien. Die Regierungen knüpfen ihre Hoffnungen vor allem daran, dass die jeweilige Impfkampagne Fahrt aufnimmt. Ein Überblick über die aktuelle Lage.
Frankreich Präsident Emmanuel Macron hat einen Fahrplan für umfassende Lockerungen präsentiert. Zahlreiche Mediziner halten das für riskant, denn viele Intensivstationen sind überlastet, die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei rund 300 pro 100.000 Einwohner. Die angekündigten Lockerungen sind nicht an konkrete Zielwerte geknüpft – außer einer „Notbremse“ab einer Inzidenz von 400. Die geplante Öffnung soll in vier Schritten verlaufen, begleitet von einer forcierten Impfkampagne. Am 3. Mai kehren alle Schulen zum Präsenzunterricht zurück; zudem fällt die Zehn-Kilometer-Grenze weg, innerhalb derer sich Bürger um ihre Wohnung bewegen dürfen. Am 19. Mai sollen Außenbereiche von Lokalen, Museen, Kinos und Theater sowie „nicht essenzielle Geschäfte“unter Auflagen öffnen; am 9. Juni folgen die Innenbereiche von Restaurants, Cafés und Bars sowie Fitnessstudios und andere Sportstätten. Ab 30. Juni soll die nächtliche Ausgangssperre entfallen, die derzeit landesweit um 19 Uhr beginnt. Ende Juni sollen zudem Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern wieder möglich sein. Voraussetzung sind negative Corona-Tests, eine Impfung oder ein anderer Immunitätsnachweis. Dafür plant die Regierung, einen Gesundheitspass einzuführen.
Niederlande Auch in den Niederlanden wurde inzwischen die Ausgangssperre aufgehoben. Geschäfte, Cafés und Restaurants sind wieder geöffnet. Auf Außenterrassen dürfen zwischen 12und 18Uhr unter Corona-Auflagen Gäste bewirtet werden. Die Infektionszahlen sind mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 317 weiterhin hoch, die Regierung setzt jedoch auf die Beschleunigung der schleppend angelaufenen Impfkampagne. Verboten bleiben alle Veranstaltungen mit Publikum wie etwa Museen, Kinos und Theater. Schüler und Studenten haben zumindest an einem Tag in der Woche Präsenzunterricht. Weitere geplante Lockerungen wurden um mindestens eine Woche verschoben. „Der Rückgang ist noch nicht stark genug“, erklärt Gesundheitsminister Hugo de Jonge auf Twitter. Die für 11. Mai geplante Öffnung von Sport- und Freizeiteinrichtungen wird nun verschoben.
Schweiz In der Schweiz haben Läden, Museen und Bibliotheken trotz steigender Infektionszahlen seit Anfang März wieder geöffnet. Seit 19. April sind auch Restaurantterrassen, Kinos, Theater und Fitnesszentren wieder in Betrieb. Die Regierung will Kantonen schon im Juni eine kleine Anzahl von Pilotprojekten mit 300 bis 600 Personen erlauben. Ab Juli sollen womöglich wieder Open-Air-Feste mit bis zu 3000 Besuchern stattfinden können. Ab September könnten sogar Ereignisse mit bis zu 10.000 Besuchern durchgeführt werden – wenn es die epidemiologische Lage erlaubt. Teilnehmen dürften daran aber nur Personen, die geimpft, genesen oder negativ getestet seien. Dafür gebe es bis zum Sommer ein fälschungssicheres Covid-Zertifikat.
Spanien Am 9. Mai endet in Spanien der Corona-Notstand; er soll wegen der guten Entwicklung nicht verlängert werden. Damit entfällt die Grundlage für die meisten Maßnahmen wie Reisebeschränkungen, nächtliche Ausgangssperren, Obergrenzen bei Versammlungen und Schließung von Gaststätten. Wie es danach weitergehen soll, ist unklar. Alle Hoffnungen des extrem vom Tourismus abhängigen Landes für eine normale Sommersaison richten sich auf den digitalen Impfpass.
Portugal Seit Wochen sinken in Portugal die Infektionszahlen, weswegen auch im früheren Corona-Hotspot der Ausnahmezustand zu Ende geht. Restaurants, Cafés und Bars sowie Kinos, Theater und andere Kultur- und Freizeitstätten dürfen nun auch an den Wochenenden bis 22.30 Uhr offenbleiben. Neben weiteren Lockerungen dürfen Einkaufszentren künftig werktags bis 21 Uhr und an den Wochenenden bis 19 Uhr öffnen. Von den Lockerungen sind acht der 278 Bezirke des Landes ausgeschlossen, in denen die Lage noch angespannt ist. Betroffen ist vor allem die Urlaubsregion Algarve.
Italien In Regionen mit moderaten Corona-Zahlen dürfen Restaurants und Bars auch abends im Außenbereich an Tischen servieren. Ab 22 Uhr gilt ein Ausgangsverbot. Museen und Kinos in weniger betroffenen Gebieten haben bereits geöffnet. Ab 1. Juni sollen die Menschen in Lokalen wieder drinnen sitzen dürfen. Dann soll es auch zum Start der Urlaubssaison weitere Erleichterungen geben. Wie genau die Regelungen für Einreisende im Juni aussehen werden, ist noch unbekannt.
Belgien Geschäfte haben in Belgien seit einigen Tagen wieder ohne Terminvergabe geöffnet. Im Freien dürfen sich zehn Personen mit Maske treffen. Ab 8. Mai dürfen Restaurants und Bars wieder ihre Außenbereiche öffnen. Auch die nächtliche Ausgangssperre fällt dann weg. Da die Infektionslage noch immer angespannt ist, sind Einreisen nur mit negativem PCR-Test erlaubt. Danach müssen Menschen zudem mindestens für sieben Tage in Quarantäne. Wer mit Auto, Bus oder Bahn einreist und weniger als 48 Stunden bleibt, ist von PCR-Test- und Quarantänepflicht ausgenommen.
Österreich Ab 19. Mai dürfen Gastronomie, Hotels, Bühnen und Sporteinrichtungen wieder öffnen. Dabei setzt die Regierung auf Zutrittstests als Schutzmaßnahme. Veranstaltungen sind draußen auf 3000 und drinnen auf 1500 Personen beschränkt. Die Quarantänepflicht gilt ab 19. Mai nur für Reisende aus Hochrisikogebieten. Touristen aus Deutschland brauchen nurmehr negative Tests, Impfungen oder Genesungsnachweise. mit rtr