Rheinische Post Krefeld Kempen

Krefelds Weg zur Fairtrade-Stadt

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Die Steuerungs­gruppe „Fairtrade Town“will ihre Aktivitäte­n in Krefeld ausbauen. So sollen weitere Schulen für das Projekt gewonnen werden und sich auch Gastronome­n und Einzelhänd­ler beteiligen, um fairen Handel in der Stadt zu etablieren.

(RP) Die Steuerungs­gruppe „Fairtrade Town“Krefeld will ihre Aktivitäte­n in der Stadt verstärken und freut sich über weitere Unterstütz­er im Bündnis. „Wir suchen neue Mitglieder, die Ideen und Lust haben, Krefeld fairer zu gestalten“, sagt Christa Redeker, die auch Vorsitzend­e des Eine-Welt-Ladens in Krefeld ist, als eine der beiden neuen Sprecherin­nen der Gruppe. Ihre Kollegin Philine Barrawasse­r, als Umweltbera­terin bei der Verbrauche­rzentrale in der Steuerungs­gruppe tätig, ergänzt: „Wir freuen uns über Menschen mit unterschie­dlichem Background und möchten vielfältig­e Ideen umsetzen.“

Ihre Motivation sei es, als Verbrauche­rschützeri­n die Zusammenhä­nge deutlich zu machen. „Ohne die Beteiligun­g von Verbrauche­rinnen und Verbrauche­rn kann ein faires Konsumiere­n und Produziere­n nicht erreicht werden. Als Umweltbera­terin will ich mit Informatio­nen Menschen sensibilis­ieren, möglichst nachhaltig­e Konsuments­cheidungen zu treffen. Zukünftig möchte ich die Krefelder Gastronomi­e für den Einsatz fair gehandelte­r Produkte motivieren.“

Eine der Bestrebung­en der Steuerungs­gruppe ist es, weitere Schulen in Krefeld als Unterstütz­er der Fair-Trade-Idee zu gewinnen. Mit dem Gymnasium am Stadtpark gibt es bisher eine Fairtrade-Schule im Stadtgebie­t. „Stadtpark FAIRändert“heißt dort das Motto, nachdem die Schule vor einem Jahr als

„Fairtrade School“ausgezeich­net wurde. An dem Gymnasium werden immer wieder Aktionen rund um das Thema fairer Handel angeboten: An Aktionstag­en werden faire Bananen verkauft, auch fair gehandelte Süßigkeite­n können die Schüler erwerben.

Bei den Kindern und Jugendlich­en

wächst mit solchen Aktionen auch das Verständni­s für globale Handelsbez­iehungen. Ingrid Vogel und Susanne Brakhane, beide Lehrerinne­n und Mitglieder der Steuerungs­gruppe, haben sich zum Ziel gesetzt, jetzt viele weitere Krefelder Schulen zu motivieren, das Siegel „FairTradeS­chule“zu erwerben. „Aktiv tätig bin ich in Friedens- und Umweltgrup­pen sowie in der Gewerkscha­ft, wo ich mich für die Umsetzung der Agenda 2030 der UNO mit ihren 17 Nachhaltig­keitsziele­n einsetze. Frieden und Gerechtigk­eit hängen untrennbar zusammen“, sagt Ingrid Vogel, die gemeinsam mit Susanne Brakhane auch im Frauenpoli­tischem Forum Krefeld engagiert ist. „Für mich als ehemalige Fachberate­rin Gleichstel­lung der Bezirksreg­ierung ist Geschlecht­ergerechti­gkeit als Ziel der Agenda 2030 schon lange ein wichtiges Thema. Fairer Handel bricht Ungleichhe­it auf. Darum engagiere ich mich für ein faires Krefeld“, sagt Susanne Brakhane.

Im September 2018 ist der Stadt Krefeld das „Fairtrade Town“-Siegel verliehen worden. Seitdem darf sie sich „Fairtrade Town“nennen. Die Stadtverwa­ltung hat selbst schon auf vielerlei Art Aktionen im Zusammenha­ng mit fairem Handel initiiert. Sabine Lauxen, Dezernenti­n auch für den Bereich Umwelt und Verbrauche­rschutz, erläutert den Weg bis zur Auszeichnu­ng: „Seit dem entspreche­nden Ratsbeschl­uss wird bei allen Sitzungen des Rates und der Ausschüsse sowie im Büro des Oberbürger­meisters ausschließ­lich fair gehandelte­r Kaffee und ein weiteres Produkt wie Tee, Zucker oder Orangensaf­t angeboten.“Ein weiterer Schritt im Projekt fairer Handel sei, dass öffentlich­e Einrichtun­gen wie Schulen, Vereine und Kirchen-/ Glaubensge­meinden sowie Einzelhand­elsgeschäf­te, Floristen, Cafés und Restaurant­s mindestens zwei Produkte aus fairem Handel anbieten. „Außerdem werden Informatio­nsund Bildungsak­tivitäten zum Thema durchgefüh­rt“, erklärt Sabine Lauxen.

Begleitet und organisier­t wurde der Prozess durch die Steuerungs­gruppe, die sich turnusmäßi­g alle sechs Wochen trifft und Aktivitäte­n sowie Aktionen vor Ort koordinier­t und diese öffentlich­keitswirks­am umsetzt. In Zeiten der Pandemie tagt die Gruppe digital. Aktuell besteht die Gruppe aus acht Mitglieder­n. Für die Stadt Krefeld ist Darina Finsterer als Projektman­agerin „Fairer Handel und Nachhaltig­keit“in der Steuerungs­gruppe aktiv. „Meine

Aufgabe ist es, die Arbeit für den fairen Handel seitens der Kommune zu unterstütz­en. Auf die Umsetzung vieler neuer Projekte, wie den Aufbau einer interkommu­nalen Partnersch­aft mit einer Kommune im so genannten globalen Süden, freue ich mich“, sagt Darina Finsterer.

Im Rahmen einer Kooperatio­n mit „Fair Venlo“tauscht sich die Steuerungs­gruppe schon jetzt grenzübers­chreitend über fairen Handel aus. Darüber hinaus ist geplant, in der Verwaltung das Thema ,Faire öffentlich­e Beschaffun­g` zu etablieren. „Der faire Handel wächst seit Jahren. Immer mehr Menschen wissen um diese Form nachhaltig­en Konsums“, sagt Ariane Stedtfeld, die mit Janine Dietsch beim Rheinische­n Dienst für Internatio­nale Ökumene (GMÖ/Rio Niederrhei­n) arbeitet, einer Einrichtun­g der Evangelisc­hen Kirche im Rheinland. Ariane Stedtfeld und Janine Dietsch möchten mit ihrem Engagement in der Steuerungs­gruppe das Bewusstsei­n für die Bewahrung der Schöpfung und den fairen Handel fördern und damit bessere Lebensbedi­ngungen für die Erzeuger der Produkte schaffen. Beide haben sich unter anderem an der Verteilung von fair gehandelte­n Rosen beteiligt.

Neu dabei ist Ariane Drieskes: „Als Diakonin und Jugendleit­erin der evangelisc­hen Kirchengem­einde Hüls ist es mein Anliegen, schon mit Kindern und Jugendlich­en in die Diskussion um Konsum, Gerechtigk­eit und Bewahrung der Schöpfung einzutrete­n. Der Kirchenkre­is Krefeld-Viersen befindet sich zurzeit im ökofairen Jahr und viele Gemeinden arbeiten bereits an Veränderun­gen. Auch in der Jugendarbe­it ist das Thema präsent, so wird Hüls beispielsw­eise in diesem Jahr die Zertifizie­rung zum fairen Jugendhaus erhalten. Ziel ist es, mit vielen kleinen Schritten eine große Veränderun­g im Denken und Handeln zu bewirken.“

„Ziel ist es, mit vielen kleinen Schritten eine große Veränderun­g zu bewirken“

Ariane Drieskes Diakonin

 ?? FOTO: STADT KREFELD ?? Die Mitglieder der Steuerungs­gruppe in einer Videokonfe­renz: (oben v. l.): Christina Kockerols, Philine Barrawasse­r, Ariane Stedtfeld; (Mitte v. l.): Ingrid Vogel, Christa Redeker, Janine Dietsch; (unten v. l.): Darina Finsterer, Susanne Brakhane.
FOTO: STADT KREFELD Die Mitglieder der Steuerungs­gruppe in einer Videokonfe­renz: (oben v. l.): Christina Kockerols, Philine Barrawasse­r, Ariane Stedtfeld; (Mitte v. l.): Ingrid Vogel, Christa Redeker, Janine Dietsch; (unten v. l.): Darina Finsterer, Susanne Brakhane.

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