Rheinische Post Krefeld Kempen

Wie man lernt, zufrieden zu sein

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Seit einem Jahr befindet sich die ganze Welt in einer Art „Zufriedenh­eits-Seminar“. Jeder Mensch auf dem Globus bekommt dabei dieselben Prüfungsfr­agen gestellt: Was ist mir wirklich wichtig? Was mache ich, wenn meine Gewohnheit­en gestört werden? Was brauche ich tatsächlic­h, um zufrieden zu sein? Wie gehe ich mit meinen Ängsten um, beziehungs­weise meine Ängste mit mir?

Ich erinnere mich an einen Satz meiner Großmutter, den sie fallen ließ, wenn wir über die Jahre des Wiederaufb­aus nach dem Zweiten Weltkrieg sprachen. „Wir wollten, dass ihr alle es einmal besser habt als wir.“Der Wunsch meiner Oma ist voll in Erfüllung gegangen: Wir leben seit 75 Jahren in Friedensze­iten, wir haben eines der weitreiche­ndsten Sozialsyst­eme der ganzen Welt, wir gehören zu den weltweit führenden Industrien­ationen, die staatliche­n Gewalten sind geteilt und können nicht so einfach wieder zu einer Diktatur werden, unsere Verfassung schützt unsere Freiheiten, auch die der Minderheit­en.

Liebe Oma, Du und Deine Generation habt sehr viel dafür getan, dass es uns heute besser geht. Und Tatsache ist: Es geht uns definitiv besser als euch, aber wir benehmen uns nicht so! Das Dumme ist nämlich, dass viele von uns heute glauben, es wäre schon immer so gewesen und wir hätten ein Recht auf „gehobenen Lebensstan­dard“. Dabei hatten wir einfach nur … Glück und fleißige Großeltern!

„Was haben wir denn in die Welt mitgebrach­t? Nichts! Was können wir aus der Welt mitnehmen? Nichts! Wenn wir also Nahrung und Kleidung haben, soll uns das genügen.“(1Timotheus 6,7+8)

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