Rheinische Post Krefeld Kempen
Düsseldorfs Katholiken erschüttert
Das Erzbistum informierte in den Gottesdiensten über die Vorwürfe gegen Pfarrer D.
DÜSSELDORF Die schweren Vorwürfe gegen einen Geistlichen bewegen die Katholiken in Düsseldorf. In den Gemeinden im linksrheinischen Teil der Stadt, in denen Pfarrer D. tätig ist, wurde in den Gottesdiensten am Wochenende eine Stellungnahme des Erzbistums verlesen. „Die Gemeinde ist sehr aufgewühlt“, sagte Düsseldorfs Stadtdechant, Pfarrer Frank Heidkamp. Er betonte aber auch, dass der Fall nun nach den geltenden Richtlinien untersucht und erst dann abschließend bewertet werde. „Dem sollte man nicht vorgreifen.“
Eine Gemeindereferentin verlas am Samstag in der Vorabendmesse in St. Benediktus im Stadtteil Lörick
zum ersten Mal das sogenannte Proklamandum des Erzbistums. Alle in der Gemeinde seien von den Vorwürfen gegen Pfarrer D. erschüttert und entsetzt, erklärte sie, bevor sie den Text vortrug. Die Vorwürfe seien am Dienstag durch die Medienberichte förmlich über die Gläubigen „hereingebrochen“. Die Vorabendmesse war nur schwach besucht, lediglich 18 Besucher waren gekommen. Im Anschluss begann der reguläre Gottesdienst.
Der Anlass für die Erklärung des Erzbistums ist ein kirchenrechtliches Verfahren, in dem es um neue Erkenntnisse zu einem Vorwurf aus dem Jahr 1995 geht. Der Fall wurde neu aufgegriffen, nachdem die Interventionsstelle des Erzbistums Ende 2020 einen damals betroffenen Minderjährigen identifizieren und erstmals zu einer Aussage bewegen konnte. Konkret ging es um den Verdacht von sexuellem Missbrauch. Der Fall war an die Staatsanwaltschaft übergeben worden. Die stellte das Verfahren jetzt wegen Verjährung ein. Das zwischenzeitlich unterbrochene kirchenrechtliche Verfahren läuft aber weiter. Pfarrer D. bestreitet den Vorwurf. Sein Anwalt sagt, die Anschuldigungen seien genauso „substanzlos“wie eine Reihe weiterer, anonym erhobener Vorwürfe. Der Pfarrer ist bis auf Weiteres suspendiert worden.
Auch im Proklamandum wird betont, es gelte die Unschuldsvermutung. In dem Schreiben heißt es, dem Bistum sei seine Verantwortung gegenüber allen betroffenen Menschen sehr bewusst. Man nehme sie ernst.