Rheinische Post Krefeld Kempen
Überzeugender „Klassik-Kanon“
Sachbuch In der weiten Welt der klassischen Musik gibt es zuweilen Definitionsprobleme. Wer bestimmt, was ein Meisterwerk ist? Und um welche handelt es sich? Und was gehört auf die Liste für die berühmte Insel? Bei diesen Fragen der Werkermittlung hilft nun ein sehr kunst- und lebenspraktisches Buch des Hamburger Musikkritikers Joachim Mischke: „Der Klassik-Kanon. 44 Komponisten, von denen man gehört haben muss“. Die Auswahl ist natürlich sehr subjektiv, und gewiss kann man über sie streiten. Aber gottlob, die Großen sind alle drin, und Musikgeschichte hört für Mischke auch nicht mit Mahler auf. Sie geht sogar bis zu Stockhausen. Im Vorwort fragt Mischke, ob der Umgang mit Musik ihren Hörer „zu einem anderen Menschen“machen würde. Er antwortet: „Ganz bestimmt. Große Kunst schafft das. Großartige Musik schafft das, spielend sogar. Dafür ist sie da.“Ein wirklich feines Buch. w.g.
Joachim Mischke:
Viola, und Catherine Montier, Violine, mit.
Schumann erkunden wir hier von einer anderen Seite: als Erfinder geistreicher, leidenschaftlicher Gespräche. Vor allem die beiden ersten Trios übertreffen einander in Originalität und dem typisch schumannesken Ton aus Ritterlichkeit und Enthusiasmus; das 1851 in Düsseldorf entstandene dritte Trio fällt dagegen ab. Für das Quartett und das Quintett wiederum muss niemand mehr werben; hier steht Schumann im Jahr 1842 auf dem Gipfel seiner Kunst, der auch in kontrapunktischen Szenen Bedeutendes und Kreatives leistet.
Die französischen Musiker legen ihren Schumann vorbildlich an; überall herrscht beispielhafte Klarheit, Schumanns lyrische Poesie versuppt nie. Wer diese Musik in einer exemplarischen Gesamtaufnahme kennenlernen möchte, ist hier richtig. Wolfram Goertz