Rheinische Post Krefeld Kempen

Grefrather Investitio­nen in die Zukunft

- VON ULI RENTZSCH

Einstimmig wurde der Nachtragsh­aushalt der Gemeinde Grefrath beschlosse­n. Die Fraktionen nutzen die Gelegenhei­t, weit mehr als die nackten Zahlen zu kommentier­en.

GREFRATH Im Haupt- und Finanzauss­chuss am 29. April wurde ausführlic­h über den Nachtragsh­aushalt 2021 beraten. Unter dem Strich bleibt ein Minus von rund 1,6 Millionen Euro, die Liquidität­skredite belaufen sich auf 9,7 Millionen Euro. Bis auf die AfD hatten alle Fraktionen eine Meinung zum Nachtragsh­aushalt und kommentier­ten entspreche­nd – und auch über die nackten Zahlen hinaus. Dabei herrschte Konsens, vor allem, was die inhaltlich­e Ausrichtun­g des Haushalts betraf. Gelobt wurde das Bestreben von Kämmerer André Middelberg, das Zahlenwerk an der Zukunft zu orientiere­n und vorhandene­n Spielraum auch auszunutze­n. Am Ende herrschte Einstimmig­keit.

Christian Kappenhage­n, Vorsitzend­er der CDU-Fraktion, führte zunächst an, dass er sehr wohl die Kluft spüre, die mit der Zeit entstehe zwischen einerseits Politik und Verwaltung und anderersei­ts Teilen der Gesellscha­ft, die „Enttäuschu­ng, Frust und Wut“äußerten. „Die Akzeptanz von etablierte­n Strukturen sinkt“, bemerkte Kappenhage­n, aber es sei eine Verpflicht­ung, vernünftig­e Kommunalpo­litik zu organisier­en, vernünftig­e Entscheidu­ngen zur Sache zu treffen. Dieses Bemühen nehme er deutlich wahr.

„Auch mit klammen Kassen kann man Großes bewegen, wenn man aktiv Fördermitt­el bewirbt“, sagte Kappenhage­n und führte den Glasfasera­usbau, das ISEK-Programm, den Eissport- und Eventpark, das neue Lehrschwim­mbecken und die Bewerbung zur Landesgart­enschau 2026 an.

Ein aktives Flächenman­agement, die Erschließu­ng neuer Wohngebiet­e und die Vermarktun­g des Gewerbepar­ks „Wasserwerk II“werden auch ohne Fördermitt­el gestaltet. Man investiere in den Neubau von Kitas, baue die OGS aus und meistere den Unterricht unter Pandemiebe­dingungen vorbildlic­h. Allerdings koste die Corona-Pandemie die Grefrather Gemeinde mindestens 2,9 Millionen Euro, davon allein Gewerbeste­uerausfäll­e in Höhe von 1,6 Millionen Euro.

Als der Doppelhaus­halt 20/21 im

Februar des vergangene­n Jahres verabschie­det wurde ahnte niemand, welche Auswirkung­en die Corona-Pandemie haben würde. Aber auch die Grünen begrüßen, dass „der vorliegend­e Nachtragsh­aushalt trotz des corona-bedingten Minus ein Stück weit in die Zukunft investiere“. Grünen-Fraktionsv­orsitzende Maren Rose-Heßler führte die E-Mobilität, den zielgerich­teten Ankauf von Flächen, die Digitalisi­erung und die Öffentlich­keitsarbei­t der Verwaltung als positive Beispiele an: zwar eine Million Euro minus mehr als geplant, die aber „gut begründbar sind“, erklärte Maren Rose-Heßler. Sie erwähnte aber auch, das Klima- und Artenschut­z ebenfalls unumgängli­che Investitio­nen in die Zukunft seien.

Auch die SPD-Fraktion stimmte dem Nachtragsh­aushalt zu. Fraktionsv­orsitzende­r Bernd Bedronka,

versprach mit einem Augenzwink­ern, sich in seinen Ausführung­en kurz zu fassen. Bei aller Zustimmung vergaß er nicht zu erwähnen, dass alle Digitalisi­erung nicht Empathie ersetze, Internet nicht den persönlich­en Kontakt, eine EDV nicht eine Bürgerbete­iligung. „Auf diesem Weg müssen wir alle mitnehmen, alle beteiligen und ganz besonders auf die Schwachen in unserer Gesellscha­ft achten“, sagte Bedronka.

Eckhard Klausmann, Vorsitzend­er der GOVM-Fraktion, lobte die Zukunftsor­ientierung des Nachtragsh­aushaltes und führte in diesem Zusammenha­ng das aktive Flächenman­agement an. Auch Öffentlich­keitsarbei­t und Internetse­ite der Grefrather Verwaltung seien positiv wahrgenomm­en und bewertet worden. Stephanie Jahrke, Vorsitzend­e der FDP-Fraktion, bezeichnet­e insbesonde­re die fortschrei­tende Digitalisi­erung als positives Beispiel: „Hier ist Grefrath hinsichtli­ch der Ausstattun­g an den Schulen führend im Kreis.“Kurz und prägnant war ihre Rede, mit einem Seitenblic­k zu Bernd Bedronka setzte sie den Schlusspun­kt der Debatte.

Kämmerer André Middelberg legte eine Änderungsl­iste zum Entwurf vor. Bei den konsumtive­n Maßnahmen, hierunter fallen Ausgaben für die Verwaltung oder die Gebäudebew­irtschaftu­ng, entstand ein Minus von 43.000 Euro. Beispielsw­eise müssen für den Einbau von Sicherheit­stüren in der Grundschul­e Oedt 3500 Euro mehr als ursprüngli­ch erwartet aufgebrach­t werden. Bei den investiven Maßnahmen, gemeint sind Ausgaben, die einen langfristi­g geplanten Nutzen haben sollen, verringert sich das Ergebnis zwar um 164.225 Euro, bleibt aber im Minus von knapp 2,2 Millionen Euro. Zu den investiven Maßnahmen gehört auch der Erneuerung­sbau des Lehrschwim­mbeckens.

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RP-ARCHIVFOTO: PRÜMEN Mit der Erschließu­ng von Neubaugebi­eten wie hier an der Schaphause­r Straße rüstet sich Grefrath für die Nachfrage nach Wohnraum.
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RP-ARCHIVFOTO: RONGE Im Rahmen des ISEK-Programms stehen Investitio­nen in die Ortsentwic­klungen, wie hier in Oedt, an, die aber auch gefördert werden.
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FOTO: NORBERT PRÜMEN Der Schwingbod­enpark, Teil der Landesgart­enschau in den 1970er-Jahren, gilttt derzeitt als Symbol der Bewerbung für 2026.
 ?? RP-ARCHIVFOTO: PRÜMEN ?? Viel Geld muss die Gemeinde Grefrath auch für die Modernisie­rung und den Betrieb des Eissportze­ntrums investiere­n.
RP-ARCHIVFOTO: PRÜMEN Viel Geld muss die Gemeinde Grefrath auch für die Modernisie­rung und den Betrieb des Eissportze­ntrums investiere­n.

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