Rheinische Post Krefeld Kempen
„Spiritueller Führer“legt vor Gericht Teilgeständnis ab
DUISBURG/WESEL (kwn) Der 57-jährige Niederländer mit Wohnsitz im niederrheinischen Wesel, der sich seit der vergangenen Woche vor dem Duisburger Landgericht unter anderem wegen Vergewaltigung, schwerer Körperverletzung und Nötigung verantworten muss, hat am zweiten Verhandlungstag ein Teilgeständnis abgelegt. Der „spirituelle Führer“des sogenannten Balance Recovery Life-Center soll zwischen Januar 2016 und Juli 2020 mindestens neun Mitglieder seiner Gemeinschaft geschlagen, gedemütigt und sexuell missbraucht haben.
Nachdem er bei Prozessbeginn noch zu den 40 Anklagepunkten geschwiegen hatte, verkündete sein Anwalt am Montag, dass sich sein Mandant zu einigen Vorwürfen „geständig eingelassen“habe. Der gelernte Versicherungskaufmann hatte unter anderem im Weseler Ortsteil Diersfordt das Ausflugslokal Haus Constanze gepachtet und es mit einigen Männern und Frauen, mit denen er zusammen gelebt hat, betrieben.
Machten sie Fehler, geriet der „spirituelle Führer“nicht selten in Rage. Unter anderem hat der Angeklagte gestanden, seine Mitbewohner mit Metallstangen, einem Teppichklopfer und einem Hammer geschlagen und getreten zu haben. Zu den Opfern gehörte auch ein 16-Jähriger. Allerdings streitet der Angeklagte bislang noch alle Sexualstraftaten ab, die ihm vorgeworfen werden. Denn nichts sei auf Druck des Mandanten hin geschehen, die Mitglieder der Gemeinschaft hätten alles freiwillig gemacht, verkündete der Anwalt.
Am Freitag sollen drei Opfer des „spirituellen Führers“als Zeugen vernommen werden. Bei dem „Balance Recovery Life-Center“soll es sich um eine esoterisch-spirituelle Lebensberatung gehandelt haben. Der Angeklagte hatte Seminare und Therapieangebote gemacht, damit Kunden ihre Lebenskrisen meistern. Dass er einigen von ihnen das Leben offensichtlich zur Hölle gemacht hat, erklärte der Anwalt so: „Er muss in Dunkelheit geraten sein.“