Rheinische Post Krefeld Kempen
Stadt plant Haus der Bildung für 50 Millionen
Die Stadt Krefeld will die Bildungslandschaft für Kinder in Nordrhein-Westfalen revolutionieren. Das Haus der Bildung an der Hofstraße ist die Blaupause für das gesamte Stadtgebiet. Für 50 Millionen Euro soll ein Haus der Bildung mit Grundschule, Kita, Familienzentrum, Tagespflegestützpunkt, Mensa, Küche und Quartiersgarage entstehen.
Das 50 Millionen Euro teure Projekt der Stadt hat Strahlkraft weit über die Grenzen Krefelds hinaus. „Es ist in Nordrhein-Westfalen einzigartig, und es dürfte bundesweit zumindest in kommunaler Trägerschaft kein weiteres Beispiel für ein solches pädagogisches Konzept geben“, sagte Stadtdirektor Markus Schön am Montag im Rathaus. Mit dem Haus der Bildung am Standort der heutigen Mosaikschule an der Hofstraße Ecke Oranierring verwirkliche Krefeld ein zukunftsweisendes Konzept, das als Blaupause für weitere Neugründungen im Stadtgebiet gelten soll.
Im Einzugsgebiet Krefeld-Mitte lebe jedes zweite Kind in Armut mit den daraus resultierenden schlechten Startchancen fürs Leben. Das Haus der Bildung verfolge einen Ansatz, mit vernetzten Angeboten sowohl die Jungen und Mädchen als auch die Eltern zu unterstützen und zu fördern. Dazu zählen unter anderem Beratungsangebote bei Überschuldung und des Jobcenters. Darüber hinaus soll das Haus ein Identifikationspunkt für das Wohnviertel werden und zum Beispiel als Treffpunkt für bürgerschaftliches Engagement dienen.
Der großzügige Neubaukomplex beinhaltet unter anderem eine sechsgruppige Kindertagesstätte und eine dreizügige Grundschule. Ferner beherbergt er ein Familienzentrum, einen Tagespflegestützpunkt, eine Mensa mitsamt Küche für Kinder und Mitarbeiter, einen gemeinsamen Verwaltungsbereich für Kita, Schule und Familienzentrum, Sport- und Veranstaltungsbereich mit Einfeldturnhalle und Gymnastikraum auch für den Vereinssport sowie eine Tiefgarage mit 100 Stellplätzen, die in den Abendund Nachtstunden als Quartiersgarage der Parknot begegnen hilft.
Rachid Jaghou, Leiter des Zentralen Gebäudemanagements der
Stadt, macht die Dimensionen des Neubaus deutlich. Die dreigeschossige Immobilie werde an die Fernwärme angeschlossen und verfüge über 7200 Quadratmeter Nutzfläche und 4100 Quadratmeter Außengelände, das von Kindern der Anwohner als Spielfläche genutzt werden dürfe, so der Fachmann. Der Neubau entlang der mit Bäumen gesäumten Hofstraße sei rund 90 Meter lang, 31 Meter tief und 13 Meter hoch. Das Dach werde begrünt und mit Fotovoltaik ausgestattet. Der zweigeschossige Gebäudeteil im Hof habe die Maße 34 Meter lang, 26 Meter tief und neun Meter hoch. 2250 Quadratmetern stünden der Grundschule und 1450 Quadratmeter der Kindertagesstätte zur Verfügung, berichtete Jaghou gestern bei der Vorstellung der vom Generalplaner AGN Architekten aus Düsseldorf entworfenen Pläne. Die Zufahrt
zur Tiefgarage erfolge von der Hofstraße und die Ausfahrt hin zum Oranierring, informierte Jaghou. Das Riesengebäude verfüge neben den Fensterfronten über drei Lichthöfe, die es zu einem hellen und freundlichen mit Tageslicht versehenen Neubau machten, erklärte er. Über eine offene, zentrale Eingangshalle an der Hofstraße seien alle Nutzungsbereiche gut zu erreichen. Zusätzliche Nebeneingänge gewährleisteten, dass sie auch getrennt voneinander zu nutzen seien. Auf diese Weise sei maximale Flexibilität sichergestellt. Die Anordnung des Baukörpers mit Abstand zu den Nachbargebäuden ermögliche auch alle notwendigen Zugänge und Zufahrten für die Außenanlagen, Parkplätze, Fahrradabstellplätze und die Tiefgarage. Die Anordnung des Baukörpers direkt an der Hofstraße gestatte zudem, maximal große Außenanlagen
für Kita und Schule zu gestalten. „So können viele Bäume auf dem Grundstück erhalten werden“, sagte Jaghou.
Im Erdgeschoss befinden sich das Familienzentrum, die Verwaltung, die Mensa, die Tagespflege und zwei Gruppen der Kita. Im ersten Obergeschoss sind ein Jahrgang (Lernhaus) der Schule, vier Gruppen der Kita und die Einfeldturnhalle geplant. Im zweiten Obergeschoss werden zwei Jahrgänge (Lernhäuser) der Schule und der Gymnastikraum untergebracht.
An der Ecke Oranierring/Hofstraße ist ein kleiner städtischer Platz geplant. Er bildet einen Vorbereich vor dem Zugang zum Sport- und Veranstaltungsbereich. Die Gestaltung des Platzes soll sicher stellen, dass die Kinder ungefährdet auf den Schulhof gelangen. Hinter dem Gebäude sind Außenanlagen für Kita,
Schule und Tagespflege geplant. Die zahlreichen vorhandenen Bäume werden in die Gestaltung der Spielbereiche integriert. Die Flächen sollen in möglichst vielen Bereichen gemeinsam von Jungen und Mädchen aus Kita und Schule genutzt werden.
Für den Neubau werde Nachhaltigkeit groß geschrieben, betonte Jaghou. Es werde eine Ökobilanz erstellt, Material unter dem Gesichtspunkt Gesundes Bauen und Raumluftqualität, schadstoffarme Materialien verwendet, Dächer und Fassaden würden begrünt, regenerative Energie (Geothermie, Fernwärme, Fotovoltaik) genutzt, Stromtankstellen in der Tiefgarage installiert und eine kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung und CO2-Steuerung eingebaut.
Das geplante Projekt werde auch Auswirkungen auf die Verkehrssituation der direkten Umgebung haben. Deshalb sei von der Verwaltung ein Verkehrsgutachter damit beauftragt worden, diese Auswirkungen zu untersuchen und die Planung so zu optimieren, dass die Leistungsfähigkeit des Straßennetzes und insbesondere eine sichere Verkehrsabwicklung für die Kinder gewährleistet ist. Die Bearbeitung des Verkehrsgutachtens befinde sich in der Endphase, berichtete der Leiter des Gebäudemanagements.
Östlich des geplanten Gebäudes an der Hofstraße sei ein Parkplatz für acht Kurzzeitparkplätze (Elternhaltestelle) für die Kita und abends für die Sportvereine vorgesehen. Auf dem Vorplatz am Oranierring, auf dem Schulhof und östlich neben dem Gebäude an der Hofstraße werden ausreichend Fahrradabstellplätze in noch abzustimmender Anzahl geplant.
An der Hofstraße sollen vor dem geplanten Gebäude sechs vorhandene Stellplätze für das Haus der Bildung genutzt werden. Sie sind als Kurzzeitparkplätze (Elternhaltestelle) für den Hol- und Bringverkehr der Schule gedacht.
Die Beschlussfassung zur Umsetzung des Projektes ist im kommenden November vorgesehen. Eine Bauvoranfrage sei bereits gestellt. Ehe die Politik grünes Licht für den geplanten Bau des Hauses der Bildung geben kann, werden die Pläne unter anderem in den Sitzungen der Bezirksvertretung Mitte, im Schulund im Jugendausschuss sowie im Betriebsausschuss Zentrales Gebäudemanagement vorgestellt und beraten. Bei erwarteter Beschlusslage könnte der Abriss der nicht sanierungsfähigen Mosaikschule im Mai 2022 starten und mit dem Bau des Hauses der Bildung ein Jahr später begonnen werden. Im August 2025 könnte der Betrieb beginnen.