Rheinische Post Krefeld Kempen
Vorbild Beuys: Schon 1485 Bäume für Krefeld
Die Initiative „3333 Bäume für Krefeld“marschiert auf die 50-Prozent-Marke zu. Am Egelsberg sind zwei TraubenEichen mit den laufenden Nummern 1484 und1485 gepflanzt worden. Die Aktion verdankt sich einer Naturkatastrophe.
Ein Gedanke von Joseph Beuys wächst in Krefeld stetig weiter. Der Künstler, dessen 100. Geburtstag in diesem Jahr nicht nur die Kunstwelt feiert, hat mit einem Projekt das Bild einer Stadt nachhaltig verändert: Zur Documenta 7 in Kassel startete er 1982 das Landschaftkunstwerk „7000 Eichen“: Innerhalb mehrerer Jahre wurden die Bäume mit begleitenden Basaltsäulen im Stadtgebiet von Kassel gepflanzt.
Für Krefeld hat der Künstler Caco sich von seinem Lehrer Beuys inspirieren lassen und „3333 Bäume für Krefeld“initiiert. Im Beuys-Jahr ist fast die Hälfte des ambitionierten Vorhabens umgesetzt. Inzwischen sind 1485 Bäume gepflanzt. Caco würde das freuen - er ist 2017 gestorben - aber in dem Bewusstsein, dass das Projekt machbar sei. „Oft höre ich die Frage, ob das Ziel, 3333 Bäume zu pflanzen, nicht zu hoch gesteckt sei. Aber ich denke in Jahrzehnten – und je mehr gespendet wird, desto schneller geht es voran“, hat er seinerzeit gesagt. Heute führt Cacos Frau Renate Krins mit vielen Mitstreitern das Projekt fort. Und dabei geht es nicht nur ums Pflanzen, sondern auch um die Bewässerung der Bäume.
Als der Orkan Kyrill im Januar 2007 in Krefeld 12.000 Bäume vernichtete, hat Caco seine Aktion ins Leben gerufen, in Georg Dammer vom Werkhaus hat er damals einen unermüdlichen Mit-Treiber für sein Projekt gefunden. Eine engagierte Wegbegleiterin war die kürzlich verstorbene Grit Pöhlmann. Ihr und Caco sind die im Frühjahr gepflanzten Bäume im Naturschutzgebiet Egelsberg gewidmet. Caco mochte Trauerweiden - ihrer beeindruckenden Krone wegen. Aber sein Lieblingsbaum war nach eigenen Worten eine „interfraktionelle Rotbuche“. Wenn trotz unterschiedlicher politischer Standpunkte ein Projekt für die Allgemeinheit zustande kam, versöhnte ihn das in seiner Skepsis gegenüber der Welt - für eine Weile. Es sind interfraktionelle Bäume, die jetzt in seinem und in Grit Pöhlmanns Namen wachsen. Die Bundestagskandidaten für Krefeld-Nord, Moers und Neukirchen-Vluyn, Kerstin Radomski
MdB (CDU), Ulle Schauws MdB (Bündnis 90/Die Grünen) und Jan Dieren (SPD) sowie Bündnis 90/ Die Grünen Krefeld haben sie gespendet - keine Rotbuchen, aber Eichen, Trauben-Eichen.
Renate Krins sagt als Schirmherrin der Initiative: „Wir sind sehr dankbar.“Diese Spende „kommt Mensch, Natur und Klima zugute, dient aber auch der Ergänzung des Baumbestandes auf dem Egelsberg. Damit kommen wir auch unserem Ziel, 3333 Bäume in und für Krefeld zu pflanzen, um zwei Bäume näher“. Sie dankte auch zahlreichen Unterstützern, etwa der Baumschule Büssem-Indenklef, dem Team des Krefelder Umweltzentrums und Johann Heller-Steinbach, „der die Idee hatte und die Pflanzung als ausgewiesener Kenner des Naturschutzgebietes Egelsberg initiiert und organisiert hat“. Gleichzeitig wurden auch die vor gut zwei Jahren auf dem Egelsberg gepflanzten drei Bäume, die von Oberbürgermeister Frank Meyer, dem Vorsitzenden des Bürgervereins Traar, Marc Blondin, und dem Bezirksvorsteher für den Stadtbezirk Krefeld-Ost, Wolfgang Merkel, in parteiübergreifender Einmütigkeit gestiftet wurden, begutachtet und gewässert. Ergebnis: Zustand gut.
Fast 1300 Baumpflanzungen hat Caco noch begleitet. Auch als der Krebs ihn schon stark geschwächt hatte, war er so oft wie möglich dabei. Und achtete darauf, dass die
Pflanzung mit einem Fest verbunden war. Die Bäume sollten nicht einfach irgendwo eingesetzt werden, sondern möglichst an Orten der Begegnung, an Orten mit Bedeutung _ an Kindergärten, Spielplätzen, Seniorenwohnanlagen. „Caco ist und bleibt uns mit seiner inspirierenden Kraft und seinem kreativen Schaffen unvergessen und unvergesslich. Zugleich ist er uns ein großes Vorbild, und sein Vermächtnis betrachten wir als Auftrag und Verpflichtung“, sagt Renate Krins. Daran soll der Caco-Baum erinnern.
Grit Pöhlmann war der Initiative „3333 Bäume für Krefeld“von Anfang an sehr verbunden und hat diese auch durch eigene Baumspenden unterstützt. Nach dem Tod von Caco
im Jahre 2017 war sie es, die sich für die Fortführung der Arbeit der Initiative einsetzte. Dabei fand sie die Unterstützung einiger der Natur und der Initiative verbundener Menschen, die sich bereit erklärten, die sich ehrenamtlich in die Initiative einzubringen. Dazu gehörten neben Georg Dammer auch Johann Heller-Steinbach, Peter Büssem, Peter Könen und Renate Krins.
Die Trauben-Eiche, auch Wintereiche genannt, war der Baum des Jahres 2014 in Deutschland. Sie ist ein sommergrüner Baum, wird etwa 30 (maximal 40) Meter hoch bis zu 1000 Jahre alt und erreicht einen Stammdurchmesser von bis zu zwei Metern. Sie hat eine kräftige Pfahlwurzel, die sie sturmfest macht. Am Egelsberg ist ein idealer Platz, findet Renate Krins: „Der Egelsberg ist der Rest einer Endmoräne, die der saaleeiszeitliche Gletscher von Norden her kommend aus Sand und Kies vom Rhein angehäuft hat. Von besonderem Interesse ist das Vorkommen mineralarmer, saurer Sandböden, die am Niederrhein relativ selten sind und verschiedenen gefährdeten Pflanzen und Tiergesellschaften eine ökologische Nische bieten.“